Vor dem Umbau des Kunstmuseums Albstadt sind etliche Werke auf Reisen gegangen.Foto: Mertens Foto: Schwarzwälder Bote

Kunstmuseum: Werke aus Albstadt auf dem Hohenkarpfen und in Gera

Gut angekommen sind sie – nur anschauen darf sie bislang noch niemand: Zahlreiche Kunstwerke aus Albstadt sind während der Renovierung des Kunstmuseums verliehen worden.

Albstadt-Ebingen. Während andere Museen erst in der zweiten Märzhälfte – coronabedingt – schließen mussten, hat das Kunstmuseum Albstadt schon seit dem 17. Februar zugemacht, und zwar aus einem ganz anderen Grund: Es wird saniert und der Brandschutz den verschärften gesetzlichen Bestimmungen angepasst. Mit der Schließung endeten auch die Sonderausstellungen "Die dunkle Seite des Mondes", "Christian Landenberger (1862-1927)" und "Paarweise!?". Sie waren zu einem guten Teil aus den Museumsbeständen bestritten worden, und so trifft es sich gut, dass die Exponate der beiden letztgenannten Ausstellungen nicht ins Depot zurück mussten, das die Handwerker in absehbarer Zeit ebenfalls in Beschlag nehmen werden, sondern auf Reisen gehen dürfen: Der Ebinger Landenberger begibt sich auf Einladung der Kunststiftung Hohenkarpfen in die Sommerfrische auf den Hausberg von Hausen ob Verena, und die diversen Künstlerpaare aus "Paarweise!?" verbringen das nächste halbe Jahr im thüringischen Gera.

Unmittelbar nach dem Vortrag über die finstere Vergangenheit des ersten Museumsdirektors Alfred Hagenlocher waren am 27. Februar 60 Gemälde von Christian Landenberger fachgerecht verpackt worden, nachdem Gemälderestauratorin Barbara Lorenzer alle Werke für die bei Kunsttransporten unerlässlichen Ausgangsprotokolle begutachtet hatte, etwaige Farblockerungen überprüft und kleine Schäden an den Rahmen protokolliert hatte.

Zuvor hatten Museumsdirektorin Veronika Mertens und die Bundesfreiwillige Berenike Schadl die Leihlisten zusammengestellt, auf denen unter anderem die Versicherungswerte der kostbaren Fracht vermerkt sind. Landenbergers Werk sollte im Rahmen einer Ausstellung mit dem Untertitel "Landschaftsimpressionen und Figurenkompositionen" auf dem Hohenkarpfen präsentiert werden, doch aus dem geplanten Transport wurde erst einmal nichts – es schneite, und der klimatisierte Kunsttransporter hätte die kleine Zugangsstraße zum Hohenkarpfen nicht ohne Gefahr befahren können.

Im zweiten Anlauf klappte dann alles – inzwischen hängen 60 Landenberger-Leihgaben aus dem Kunstmuseum Albstadt, fast drei Viertel des Bestands, in den Ausstellungsräumen auf dem Hohenkarpfen. Da hängen sie gut – nur bekommt sie niemand zu sehen, denn die für den 5. April geplante Eröffnung wurde abgesagt. Auf unabsehbare Zeit: Keiner weiß, wann die Kunststiftung Hohenkarpfen wieder öffnen darf.

Die Gegenleistung ist bereits erbracht

Dabei hat sie ihre Gegenleistung für die Leihgaben bereits erbracht: Zwei Ammersee-Landschaften Landenbergers sind auf Kosten des Kunstvereins von alten Firnisschichten befreit worden und erstrahlen nun wieder in frischen Farben.

Auch die Ausstellung "Die dunkle Seite des Mondes" wurde Ende Februar abgebaut. Die Blätter wurden ausgerahmt, die heimischen kehrten in die Grafikschubladen im Depot, die ergänzenden Leihgaben nach Stuttgart zurück. Erst danach konnte "Paarweise!?" abgebaut werden – jetzt steht die Ausstellung kompakt im Depot des Kunstmuseums und wartet darauf, die Reise nach Gera antreten zu dürfen – mit Ausnahme der großen Büttenpapiere von Katharina Krenkel und O. W. Himmel, für die es besonderer Verpackungsstrategien bedarf.

In Gera bekommen es die Künstlerpaare übrigens mit einer alten Bekannten zu tun: Claudia Schönjahn war vor 20 Jahren Volontärin in Albstadt – heute ist sie Kustodin in der Geburtsstadt von Otto Dix. Doch so wenig wie in Albstadt weiß man auch dort nicht, wann die Museumstüren sich wieder öffnen werden.