Amüsiert verfolgen zahlreiche Zuschauer die Filme aus der Stadtgeschichte, die Dorothea Reuter (am Tisch) zeigte. Foto: Nölke Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtgeschichte: Archivarin Dorothea Reuter weckt zum Jubiläum des Maschenmuseums Erinnerungen

Von Jannik Nölke

20 Jahre ist es her, dass in Tailfingen das Maschenmuseum eröffnet hat. In der Jubiläumswoche zeigten Stadtarchivarin Dorothea Reuter und Susanne Goebel, Leiterin der Albstädter Museen, "Bewegte Bilder".

Albstadt-Tailfingen. Tief in den Schätzen ihres Stadtarchivs hat Dorothea Reuter gekramt – und ist fündig geworden: Der Filmabend, den sie zusammen mit Museumsleiterin Susanne Goebel zum 20-jährigen Bestehen des Machenmuseums vorbereitet hatte, hatte es in sich und weckte schöne Erinnerungen bei den vielen Zuhörern.

Auf dem Programm standen Kurzfilme des 20. Jahrhunderts, beginnend mit der Eröffnung des Filmpalastes in Ebingen im Jahr 1928, von der aus die Bilder aus der Ebinger Vergangenheit ihren Lauf nahmen. Was den Gästen direkt auffiel: Damals gab es keine Kreisverkehre, wie sie heute das Stadtbild dominieren – obwohl der Verkehrskreisel einst eine deutsche Erfindung war. Und als die Bauarbeiter ihr Gerüst – dank Zeitraffer – binnen 20 Sekunden abbauten, konnten die Gäste ihr Gelächter nicht mehr zurückhalten.

Angekommen im Jahre 1939, zeigte Reuter den Kreisparteitag, an dem junge Männer in Uniform mit ihren Waffen durch einen ziemlich beschwerlich wirkenden Parcours rannten. Nur kurze Zeit später war aus dem Training bitterer Ernst geworden und der Zweite Weltkrieg ausgebrochen. Ein weiterer Film zeigte das Tailfinger Stadtfest mit allen Spielbuden, Essensständen, einem Spanferkel auf dem Grill und der alten Talgangbahn. Überraschung: Schon damals verkaufte ein Bäcker Mäuse aus gebackenem Teig – noch bevor der Tailfinger Bäckermeister Friedrich Pommerencke sie zur Marke machte.

Ski fährt man auf Schnee, oder nicht? In Onstmettingen sausten die Skifahrer allerdings einst auf Skiern mit Rollen daran den Hang hinunter – mitten im Sommer, beim jährlichen Sommerski-Turnier. Fest dazu gehörte die Disziplin Langlauf – auf der Straße und mit Rollen unter den Schuhen. Bei der 1200-Jahr-Feier in Laufen herrschte noch reger Verkehr durch das Dorf, wie ein weiterer Film bewies – der Tunnel war erst später gebaut worden.

Der Filmeabend endete wie die Jubiläumswoche: mit Fußball. Zwar wurde nicht die Europameisterschaft übertragen, sondern ein Spiel zwischen den Partnerstädten Albstadt und Chambéry gezeigt. Doch wenigstens musste sich niemand über eine deutsche Niederlage ärgern, wie nach dem Halbfinale in Marseille am Donnerstag. Denn wie das Spiel damals ausging, wusste Dorothea Reuter nicht. Dafür konnten einige Gäste Verwandte oder Freunde identifizieren.