Die Lahrer Feuerwehr rückt pro Jahr zu rund 800 Einsätzen aus – hier zu einem Brand in der Römerstraße im Jahr 2021. Foto: Kamera24

Die Lahrer Feuerwehr arbeitet wieder mit der Alarmierungsregelung wie vor Corona. Damit verständigt die Leitstelle neben der Einsatzleitung nun auch sofort die Einheiten. Diese gängige Praxis war während der Pandemie aufgehoben worden. Nach dem Brand in Joachim Heils Haus hatte das zu Kritik geführt.

Wer unter der 112 ein Feuer meldet, landet in der Ortenau bei der Integrierten Leitstelle in Offenburg. Dort wird die Meldung an die zuständige Feuerwehr weitergeleitet – üblicherweise an ganze Einheiten, um so viele Kräfte wie möglich zu erreichen.

In Lahr war das in den drei vergangenen Jahren jedoch anders. Dort ging der Alarm nur an das Kommando und die jeweilige Einsatzleitung. Denn die Feuerwehr Stadt Lahr hatte ihre Alarm- und Ausrückeordnung (AAO) im Jahr 2020 überarbeitet – um die Einsatzfähigkeit auch während der Pandemie sicherzustellen.

Die automatisierte Alarmierung der Einheiten über die Leitstelle war damals ausgesetzt worden. Stattdessen ging der Erstalarm nur an die Einsatzleitung: Sie konnte dann über die Leitstelle nur diejenigen Einheiten anfordern, die tatsächlich verfügbar und einsatzfähig waren.

Bildung kleiner Einheiten sollte Infektionsrisiko senken

„Die Planungssicherheit wurde somit erhöht“, schreibt die Stadt dazu nun in einer Pressemitteilung. Außerdem bildete die Lahrer Feuerwehr kleine, flexibel einsetzbare Einheiten, die sie voneinander trennte, um das Infektionsrisiko zu senken.

Diese Maßnahmen haben sich während der Pandemie aus Sicht der Lahrer Feuerwehr bewährt, heißt es aus dem Lahrer Rathaus. Wie Feuerwehrkommandant Thomas Happersberger im Haupt- und Personalausschuss ausführte, sei jedoch klar gewesen, dass die automatisierte Alarmierung der Einheiten mit der Rücknahme der Infektionsschutzmaßnahmen von Bund und Land wieder vertretbar sein würde.

Er habe daher schon Anfang Februar 2023 den internen Arbeitsauftrag erteilt, die AAO zu überarbeiten. Eine Rückkehr zu der Fassung, die vor Corona in Kraft war, sei nach dem Ende der Pandemie allerdings nicht möglich gewesen, da die Integrierte Leitstelle zwischenzeitlich ihr Einsatzleitsystem und die Alarmstichworte umgestellt hatte, so die Stadt.

Die Feuerwehr Stadt Lahr hat nun die Struktur der Einheiten, die während der Pandemie gebildet wurden, beibehalten. Von der Rückkehr zur automatisierten Alarmierung der erforderlichen Einheiten verspricht sie sich indes „einen weiteren Zugewinn an Schnelligkeit“, teilt die Stadt mit. Die Feuerwehr werde ihre AAO dabei kontinuierlich weiterentwickeln – beispielsweise im Hinblick auf die Feuerwache West, die dieses Jahr in Betrieb genommen wird.

Der neue Standort werde eine grundsätzliche Strukturänderung der Alarm- und Ausrückebereiche zur Folge haben, teilt die Stadt mit. Von dort aus können zum Beispiel Einsatzorte im Gewerbegebiet am Flugplatz schneller erreicht werden als vom Gerätehaus am Doler Platz. Vom Doler Platz aus ist man dagegen zum Beispiel schneller in Burgheim.

Auch der interne Dialog soll verbessert werden

Unsere Redaktion hatte exklusiv darüber berichtet, dass die Lahrer Feuerwehr später als vorgesehen zu dem Brand im Haus von Joachim Heil gekommen war. Laut Happersberger hatte das „an massiven personellen Problemen am Ostersonntag“ gelegen. Doch auch die veränderte Alarm- und Ausrückeordnung war damals in den Blick geraten, weil durch sie das Ausrücken der Brandbekämpfer verzögert wurde.

Zu dem Brand am Ostersonntag haben Kripo und Staatsanwaltschaft ermittelt. Laut Polizeipräsidium Offenburg ergaben sich dabei keine Hinweise auf Brandstiftung. Bei den Ermittlungen wurden auch die Alarmierungszeiten der Feuerwehr überprüft. Auch hier seien „keinerlei Auffälligkeiten“festgestellt worden, so die Stadt.

Darüber hinaus hat die Feuerwehr Stadt Lahr einen internen Dialogprozess gestartet. Die Löschzüge und Abteilungen haben Anliegen für die weitere Entwicklung formuliert und in Handlungsfeldern gebündelt, heißt es aus dem Rathaus. Als Themen seien „Ausbildung, Einsatz- und Übungsdienste, Ausrüstung, Kommunikation, Wertschätzung, Führung und Vertrauen“ benannt worden. In den weiteren Dialogprozess würden die Gremien der Feuerwehr ebenso eingebunden wie die Feuerwehr-Strukturkommission, in der auch Mitglieder des Gemeinderats vertreten sind.

Hintergrund ist, dass unsere Redaktion auch über unzufriedene Stimmen aus den Reihen der Lahrer Feuerwehr berichtet hatte. Ein Dutzend Kameraden hatte sich bei unserer Redaktion gemeldet und angegeben, dass Happersberger ein strenges Regiment führe und Widerworte unerwünscht seien. Daraufhin hatten OB Markus Ibert und die Feuerwehrführung im Haupt- und Personalausschuss zu dem folgenschweren Brand an Ostern Stellung bezogen.

OB Markus Ibert: Feuerwehr benötigt klares Kommando

„Das große Engagement aller Beteiligten zeigt die beeindruckende Kraft, die in der Feuerwehr Stadt Lahr steckt“, wird OB Markus Ibert in der Mitteilung der Stadt zitiert. „Damit eine Feuerwehr ihr volles Potenzial entfalten kann, benötigt sie Vertrauen und Wertschätzung auf allen Ebenen. Zugleich benötigt sie aber auch ein klares Kommando. Ich habe in den vergangenen Wochen in vielen Gesprächen den positiven Eindruck gewonnen, dass eine große Bereitschaft da ist, sich auf den notwendigen Dialog einzulassen – und ich bin sehr zuversichtlich, dass er unsere Feuerwehr Stadt Lahr im Ergebnis weiter voranbringen wird.“