Norbert Schnell, Professor für Musikdesign an der Hochschule Furtwangen, zeigt die – für einen Laien komplizierten – Technologien für Entwicklung des Projekts. Quelle: Unbekannt

Eigentlich war für die Dezemberausgabe des "Markts in der Halle" ein mehrtägiger Weihnachtsmarkt geplant. Doch Initiator Dirk Werner lässt sich auch trotz Corona die Laune nicht verderben. Das Herzstück des Weihnachtsmarkts lässt sich nämlich dennoch realisieren: der erste interaktive und partizipative Weihnachtsbaum der Welt.

VS-Schwenningen - Da hängt er, mehr als sechs Meter lang, an einem Haken mitten in der Halle der Firma Stahlbau Haller in der Lichtensteinstraße. Eine Nordmanntanne aus dem tiefem Schwarzwald zwischen St. Märgen und Buchenbach. Verkehrt herum. Verkehrt herum? Richtig. "Normal kann jeder. Der Weihnachtsbaum war von Anfang an als Hingucker geplant. Und in manchen Ländern ist es sogar Brauch, ihn umgekehrt aufzustellen", erklärt Dirk Werner, Organisator des "Markts in der Halle", der eigentlich jeden letzten Donnerstag im Monat stattfindet. Die besondere Ausgabe im Dezember sollte sogar vier Tage lang dauern – mit wechselnden Ausstellern und abendlichen Musikbeiträgen. "Es wäre keine gute Signalwirkung geworden", begründet Werner die Absage.

Nordmanntanne wird mit 1000 LED-Lichtern geschmückt

Doch das Projekt "the baum" soll trotzdem über die Bühne laufen – eben nicht direkt vor Ort erlebbar sein, sondern digital, dann sogar von der ganzen Welt aus. So wird die Nordmanntanne im Laufe der nächsten Tage noch hübsch dekoriert und mit rund 1000 LED-Lichtern ausgestattet, erklärt Werner, der sich für das Projekt nicht nur die Unterstützung der Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg gesichert hat, sondern auch Norbert Schnell, Professor für Musikdesign an der Hochschule Furtwangen, dafür gewinnen konnte.

Abläufe werden automatisch gesteuert

Das, was er eigentlich als typisches Studentenprojekt entwickelt habe, um Musik zu machen, funktioniere für "the baum" perfekt, damit sich User per Handy in einem Netzwerk zusammenschließen könnten, erläutert Schnell vereinfacht. Dazu verwendet wird das Steuersystem Arduino, bei dem die Ausgänge je nach Programmierung und in Abhängigkeit der Eingänge reagieren. Dadurch ist es möglich, bestimmte Abläufe automatisch zu steuern. Das reicht von einer simplen LED-Schaltung bis hin zu einer komplexen Maschinensteuerung.

Und so werde das Projekt von einem Programm gesteuert, das sich in einen Webserver einklingt. Analog dazu könne sich also auch jeder User in den gleichen Server einklinken, indem er mit dem Handy eine Webseite öffnet und ein sogenanntes "Webcome-Bild" sieht. Ist es auf der Homepage von "the baum" derzeit noch der Eiffelturm, soll ab nächster Woche das Startbild der große Baum in der Halle zu sehen sein – mitsamt der LEDs.

User können LEDs zeitgleich farblich verändern

Der Clou: Die User können mitsamt einer Farbpalette am Bildrand die LED-Lichter steuern und farblich verändern. "Dort, wo die LEDs sind, kann man beliebig malen und sie einfärben", erklärt Norbert Schnell. Und da das Interagieren verschiedenster User zeitgleich möglich ist, könnten sich also auch Farben mischen. Und genau dieses parallele Zusammenspiel erhoffen sich die Organisatoren. "Die Menschen sollen um einen realen Baum virtuell zusammenkommen", erläutert Dirk Werner die Intention. Für ihn ist es nicht nur ein Zeichen des Miteinanders, sondern auch "ein Zeichen, dass es weitergeht", meint er im Hinblick auf die derzeit schwierige Realisierung mancher Projekte. Was noch hinzukommt: "In dieser Form gibt es keinen anderen Weihnachtsbaum auf der Welt", betont Werner nicht ohne Stolz.

Projekt soll in Region hineinstrahlen

Von dem Projekt überzeugt ist auch Henriette Stanley, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg. Sie hätte den mehrtägigen Weihnachtsmarkt in der Halle als passenden Jahresabschluss der erfolgreichen Veranstaltungsserie, die, wie sie hofft, im Januar fortgesetzt werden soll, empfunden. Umso wichtiger findet sie "the baum" nun auch für die gesamte Region und hofft auf reges Mitwirken. So war Stanley auch mit von der Partie, um die Nordmanntanne in der vergangenen Woche aus dem Schwarzwald nach Schwenningen zu befördern. Zusammen mit Dirk Werner und Hans-Walter Haller Junior habe sie in einer Sechs-Stunden-Aktion den Baum zunächst geschlagen und auf einen sechseinhalb Meter langen Anhänger der Firma Haller gehievt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – auch oder gerade weil es umgekehrt hängt.

Info: Das Projekt "the baum"

Auf der Homepage the-baum.net ist der interaktive Weihnachtsbaum von Montag, 20. Dezember, bis über die Weihnachtsfeiertage per Live-Stream aus der Halle freigeschaltet. Die nahezu 1000 LED-Lichter können per Handy beliebig gesteuert und angemalt werden.