Pils eignet sich nicht so sehr, besser sind Export und Weizenbier. (Archivfoto) Foto: Hochdorfer

Die Eutinger Bäckerei Plaz und die Hochdorfer Brauerei bieten "Bier-Retter-Brot" und "Bier-Retter-Weckle" an.

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Eutingen - In der Familie von Eberhard Haizmann hat das Bier-Brot schon viele Jahre Tradition: "Meine Mutter backt mit Barbara-Bock bis heute noch Brot." Früher sei das Bier übrig gewesen und daher als Zutat verwendet worden. Heute ist das knusprige Brot in der Familie Haizmann nicht mehr wegzudenken, auch wenn die Seniorchefin schon 90 Jahre alt ist. "Das ist ein wunderbares Brot, stark und etwas süßlich", beschreibt der Hochdorfer Brauereichef.

Da die Bäckereien und Brauereien wegen ähnlichen Schutzpatronen und ebenso ähnlichen Zutaten wie Wasser und Hefe, früher schon eng verbunden waren, kam Haizmann eine Idee. Mit seiner Idee ging der Hochdorfer auch auf die Geschäftsführung der Bäckerei Plaz in Eutingen zu. "Bevor man das Bier weg leert, wollten wir es retten. Wir haben eine neue Rezeptur erstellt, mit viel Bier und so kam es zum ›Bier-Retter-Brot‹", beschreibt Tobias Plaz von der Eutinger Bäckerei den Prozess. Scherzend verweist er gerne auf die Besonderheit: "Wer hat schon so einen netten Chef, der das Bier im Fässle in der Backstube stehen hat." Mit ein paar Flaschen wäre dem Eutinger Bäcker auch nicht ausgeholfen, denn für 20 Brote braucht er rund vier Liter Bier. Dafür braucht es Kraft, denn das Bier wird mit der Handpumpe gezapft. "Man muss es wie eine Halbe zapfen – damit trainiert man in der Backstube auch gleich noch die Oberarme", gibt Tobias Plaz Einblicke. Er sei am Anfang erstaunt gewesen, dass man doch so viel Bier für das Brot braucht – nahezu so viel, wie eigentlich Wasser. Doch das Bier ersetze Wasser zu 100 Prozent.

Brot bekömmlicher

Pils eigne sich nicht so sehr, weshalb Haizmann Export und Weizenbier empfahl. Durch die Fermentation (ein biochemischer Vorgang, bei dem durch Mitwirkung von Enzymen organische Stoffe umgewandelt werden) sei das Brot so bekömmlich. Das Team der Bäckerei habe schon öfter die Rückmeldung von Gluten-Kranken erhalten, dass dieses Brot aufgrund der längeren Gär-Zeit bekömmlicher sei.

Als das Brot angeboten wurde, waren manche Kunden anfangs etwas skeptisch. Doch die Kostprobe hatte wohl einige umgestimmt und so brauchte die Bäckerei Plaz innerhalb von drei Wochen rund 180 Liter Bier. "Das ist für uns kein Problem. Das können wir kurzfristig liefern", erklärte Haizmann. Aufgrund der fehlenden Veranstaltungen und der geschlossenen Gastronomien nahm die Hochdorfer Kronenbrauerei einige Fässer zurück. Trotz Online-Veranstaltungen, Vermarktungs-Ideen und vielem mehr, musste auch die Kronenbrauerei Bier wegschütten. Anfang Mai berichtete Braumeister Julian Schwertle von rund 2000 Fass Bier innerhalb der damals vergangenen Wochen. Eine genaue Zahl nannte Haizmann nicht, sprach allerdings von einer schwierigen Zeit. Das "Bier-Retter-Brot" und die "Bier-Retter-Weckle" seien zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, weiß Haizmann. Der Brauerei-Chef freut sich jedoch, dass dieses Lebensmittel, das in Bayern zu den Grundnahrungsmitteln gehört, nicht im Abguss landet.

Weckle ist aus einem Hefeteig

Für Bäcker Plaz passen die "Bier-Retter-Backwaren" durch ihren süß-säuerlichen Geschmack zum Vesper. Das Weckle ist aus einem Hefeteig, der rund 48 Stunden gehen muss. Die dunkleren Weckle sind ebenfalls knusprig und haben auch Nicht-Bier-Trinker überzeugt. "Wir haben super Rückmeldungen erhalten", bestätigt auch Bäckerei-Chefin Alexandra Plaz. Mit den "Bier-Retter-Backwaren" könnten nicht nur Lebensmittel vor dem Wegwerfen bewahrt werden, sondern auch regionale Produkte durch langjährige traditionelle Handwerkskunst verarbeitet werden. Auch außerhalb der Corona-Pandemie, und auch wenn der Bierabsatz wieder steigt, kann sich die Bäckerei Plaz vorstellen, weiterhin das "Bier-Retter-Brot" und die "Bier-Retter-Weckle" herzustellen.