Munter und frisch war die gemeinsame Abschiedsrede seiner Schüler Jonas Lehmann (links) und Leo Bertsche (rechts). Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Gemeinde verabschiedet GWRS-Rektor Josef Rack / SMV-Häuschen als dauerhafte Erinnerung

In einem "würdigen und ehrenden Rahmen", so Bürgermeister Michael Lehrer, allerdings aus Corona-Gründen ohne die gewünschte Musik, verabschiedete die Gemeinde Aichhalden GHWRS-Schulleiter Josef Rack.

Aichhalden. Es sei in all den Jahren das Ziel des nach 19 Jahren Tätigkeit an der Aichhalder Schule scheidenden Rektors gewesen, diese "ins rechte Licht zu rücken", betonte Lehrer. Rack habe als Nachfolger von Hans Brieger gewusst, "wo er hin wolle".

Bei seiner Vorstellung 2001 habe Rack geschrieben, die wichtigste Aufgabe der Schule sei es, "die Kinder auf das spätere Leben vorzubereiten, das bedeutet auch mitzuhelfen, dass Kinder in das Gesamtleben eingegliedert werden. Dies führt zwangsläufig zu Kooperationen im kulturellen, sportlichen und kirchlichen Bereich."

Vision der Bürgerschule

Schon damals, so Lehrer weiter, sei dieses Programm, diese Vision eine Art "Bürgerschule" gewesen. Rack habe von Beginn an auf Kooperationen mit außerschulischen Einrichtungen gesetzt. Schule dürfe nicht im luftleeren Raum stattfinden, sondern müsse in die Lebensbereiche einer Gemeinde einwirken. "Den meisten hier im Saal wird aber aufgefallen sein, dass Sie vor 19 Jahren die heute wichtigsten Kooperationspartner noch nicht erwähnt haben: die Wirtschaft die Betriebe, das Handwerk."

In der GHWRS Aichhalden habe Rack mithilfe dieser Partner in den vergangenen Jahren das Profil geschärft und ein gewisses Alleinstellungsmerkmal erreicht.

Lehrer erinnerte an die verschiedenen Schulprojekte, deren Initiator der scheidende Schulleiter gewesen sei. "Sie waren Ihnen wichtig und zeigen, wie sehr Sie sich mit der Schule identifiziert haben. Es war Ihre Schule mit allen Hochs und Tiefs, auch die gab es in Ihrer Amtszeit." So sei es kein Geheimnis, dass die jüngsten Jahre an der Schule auch von der Angst um eine Schließung mitbestimmt worden seien. "Sie waren immer davon überzeugt, dass die Schule hier bestehen bleibt", sagte Lehrer zu Rack, – dieser habe immer genau gewusst, wohin er wolle oder wohin nicht. Da habe er auch "keine Konfrontation gescheut, sei es mit dem Schulamt oder mit den Bürgermeistern. Sie haben sich nicht von Ihrer Überzeugung abbringen lassen".

Ruhestand verschoben

Die Identifikation Racks mit der Schule, so lobte Lehrer, sei so weit gegangen, dass er selbst seinen Ruhestand um zwei Jahre hinausgeschoben habe. Jede Ära gehe indes einmal zu Ende, "so auch Ihre hier an der Schule". Die Schule werde sich verändern, ganz gleich wer neuer Schulleiter werde, das liege in der Natur der Sache. Leider habe es auf die Ausschreibung bisher keine Bewerbung gegeben, so dass im nächsten Jahr eine kommissarische Leitung eingesetzt werde. Die Ära Rack habe Spuren hinterlassen – "in Ihrem Fall sogar deutlich sichtbar". "Wir Bürgermeister stehen ja immer im Verdacht, uns ein Denkmal setzen zu wollen", schmunzelte Lehrer. Rack habe aber etwas geschafft, was nur wenigen Schulleitern gelinge: Er habe mit dem Hochbauprojekt des SMV-Häuschens der Schule eine dauerhafte Erinnerung hinterlassen. Im Gegenzug erhalte der Rektor als Geschenk der Gemeinde eine bleibende Erinnerung an seine Wirkungsstätte, sobald er das Puzzle mit einem Bild der Schule zusammengesetzt habe.

Die Schülersprecher Jonas Lehmann und Leo Bertsche lobten Rack als "sehr höflichen und hilfsbereiten Lehrer, Rektor und Politiker", der sie immer unterstützt habe, auch wenn sie Dummheiten begangen hätten. Sie hofften, dass ihm nicht langweilig werde, er seinen Kampfgeist nicht verliere, bleibe wie er immer schon warund dankten "für die schöne Zeit."

Hilfsbereiter Lehrer

Elternbeiratsvorsitzende Melanie Laufer, deren fünf Kinder die Schule besuchten oder noch besuchen, erinnerte an ein gemeinsam gesungenes Lied "was gibt es schöneres auf Erden, als Schulleiter in Aichhalden zu werden." In den 19 Jahren habe er einiges auf die Beine gestellt und sich für die Schule eingesetzt, neben den Wettbewerben Fußballturniere und Schwimmwettbewerbe angeboten. Als Dank für gutes Miteinander gab es für Rack einen Koffer mit Inhalt: einen Reisepass ins Glück, Proviant, eine Portion Lebensfreude, ein Erste-Hilfe-Set für Biker und nicht zuletzt ein Nackenkissen – jetzt dürfe er sich "zurücklegen und freuen, wenn der Wecker woanders klingelt".

Turbo-Redengenerator

Einen Rückblick über 19 Dienstjahre auf zehn Minuten einzudampfen, daran versuchten sich die Lehrerkollegen Simone Meng und Guido Neudeck mithilfe eines "Redengenerators" in ihrem sketchigen Beitrag. Dazu gab es extra einen Turboknopf – der allerdings die Qualität beeinträchtige, wie sie feststellten. Da der Generator schon mit vielen Floskeln, Redewendungen und Wünschen von "Deutschlands Schulleiter mit den meisten Wettbewerbsteilnahmen" gefüllt war, blieb für die Lehrer nur wenig Möglichkeit der Ergänzung. Sie rieten ihrer ehemaligen Sekretärin Marianne Kern und jetzigen Frau des Schulleiters, künftig auch die Arbeit im Haushalt untereinander als Wettbewerb auszuschreiben, um ihn zu motivieren. Die Kollegen dankten für die vergangenen Jahre, erinnerten an viele Visionen, sprachen über ihn aber auch von "einer harten Nuss", die einen weichen Kern offenbart habe. Es sei ihm "mit seinem Optimismus gelungen, dass er heute nicht als Schulleiter einer Grundschule" verabschiedet werde.

Er dürfe nichts über seine schulischen Erfolge sagen, weil das ja nur eine Beweihräucherung wäre, habe ihm seine Frau hinsichtlich der Rede empfohlen, kündigte Rack seine Abschiedsworte an und dankte zunächst allen Gästen für ihr Kommen. In seinem Rückblick beschäftigte er sich mit dem Wandel der Schule und ihres Verständnisses. Noch in den 1970er-Jahren sei das Thema Bildung über allem gestanden, erst danach sei der erziehende Unterricht in den Lehrplänen verankert worden. Er erinnerte an seinen damaligen Konrektor Erich Fehrenbacher, der ein Jahr länger gearbeitet habe, um ihn, "den Neuen", einzuführen. Das habe ihm den Einstieg sehr leicht gemacht.

Auch schwere Tage

Rack streifte die Notwendigkeiten, die sich in der Schulentwicklung ergeben hätten, das Thema Berufsorientierung als zentrale Aufgabe, die Nominierung zum deutschen Schulpreis 2014, dankte auch den Eltern für ihr Engagement für die Schule und nicht zuletzt seiner Frau Marianne, die ihn immer stärke, aufbaue und manchmal auch runter hole.

Nicht außen vor ließ der scheidende Rektor aber auch die "schweren Tage" – so das Scheitern des pädagogischen Konzepts "Bildungshaus drei bis zehn", das zwei Jahre lang entwickelt worden sei.

Die Erfolge der Schule und ihrer Schüler, so bekannte er, seien nur durch ein höchst engagierte Kollegen möglich geworden, auf die er stolz sei. In diesen Dank bezog er auch ausdrücklich alle Mitarbeiter und Kooperationspartner mit ein. Dank sagte er auch der Gemeinde und Bürgermeister Lehrer für die vorbehaltlose Unterstützung der Werkrealschule. Er glaube, dass neben den Anstrengungen der Kollegen auch politische Bemühungen für deren Erhalt der notwendig seien.