Über die hohe Arbeitsbelastung für Mediziner im ländlichen Raum sprach Klaus Mack (rechts) im Ärztezentrum Glatten-Dornstetten mit (von links) Sarah Beilharz, Christian Esch, Walter Deeg, Ulrike Deeg, Ulrich Binder und Valentin Schmidt.   Foto: Büro Mack

Bei seinem Besuch im Ärztezentrum Glatten-Dornstetten zeigte sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus Mack von der Gemeinschaftspraxis und ihrem Angebot beeindruckt. Beim Gespräch wurde jedoch klar: Auch im Landkreis fehlt es an Ärzten.

Frauen, die schwanger sind, Menschen mit psychischen Problemen oder Leute, die beispielsweise eine Magenspiegelung brauchen, müssen immer länger auf einen Termin beim Facharzt warten – oder sie bekommen erst gar keinen. Im Wochentakt erreichen den CDU-Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis Calw/Freudenstadt, Klaus Mack, Klagen verzweifelter Bürger über die schlechte medizinische Versorgung, heißt es in einer Pressemitteilung des Abgeordnetenbüros.

„Wir brauchen mehr Ärzte im Nordschwarzwald. Die Behandlung von Patientinnen und Patienten muss in zumutbarer Entfernung zum Wohnort möglich sein – sowohl beim Spezialisten als auch beim Hausarzt. Das ist ein wichtiger Standortfaktor für die gesamte Region“, betonte Mack bei seinem Besuch im Ärztezentrum Glatten-Dornstetten.

Aus einer kleinen Landarztpraxis haben Ulrike und Walter Deeg aus eigenen Kräften die Gemeinschaftspraxis aufgebaut. Heute betreiben sie diese mit den Kooperationspartnern Ulrich Binder und Valentin Schmidt.

An zwei Standorten kümmern sich inzwischen zehn beschäftigte Ärzte und eine große Zahl an medizinischen Fachangestellten, Krankenschwestern und vielen mehr um das Wohl von Patienten aus dem östlichen Landkreis Freudenstadt. Deren fachliche Kompetenz überschreitet das Maß einer allgemeinmedizinischen Praxis durch zahlreiche Spezialisierungen, heißt es weiter.

Akademische Lehrpraxis

Die akademische Lehrpraxis weiß genau, warum junge Kollegen oft vor einer Niederlassung im ländlichen Raum zurückschrecken. „Die zunehmende Bürokratie, der ganze Dokumentationswahnsinn erschlägt uns. Das frisst Zeit, die wiederum für die Patientenversorgung fehlt“, sagt Ulrike Deeg. Hinzu komme die sehr teure Digitalisierungspflicht im Gesundheitswesen, Stichwort E-Rezept oder digitale Patientenakte. „Diese Vielfachbelastung scheuen junge Ärzte, ältere resignieren und geben auf. Zudem herrscht das Gefühl, dass der Bundesgesundheitsminister und die Krankenkassen gegen uns arbeiten“, erklärt Walter Deeg und nennt auch gleich ein Beispiel: Reicht ein Arzt Unterlagen nur einen Tag zu spät bei den Kassen ein, wird sofort Geld gestrichen.

Gute Arbeitsbedingungen erforderlich

Vier-Tage-Woche und zusätzlicher Urlaub scheinen in diesem System kaum möglich. Im Ärztezentrum Glatten-Dornstetten allerdings schon. „Nur mit guten Arbeitsbedingungen bekommen wir Ärzte in den ländlichen Raum“, betont Ulrike Deeg. Ein weiterer Pluspunkt sei die Gemeinschaft, die mehr fachlichen Austausch und Flexibilität für den Einzelnen bietet.

2035 werden 11 000 Ärzte in Deutschland fehlen

Mack weiß das Engagement des Ärztepaars Deeg zu schätzen und bezeichnet es als „einen besonderen Glücksfall für die Gesundheitsversorgung im Landkreis Freudenstadt“. „Da es das nicht überall gibt, müssen wir politisch die Grundlagen in der ambulanten Versorgung ändern. Die flächendeckende und qualitativ hochwertige, medizinische Versorgung rund um die Uhr ist ein wertvolles Gut, das die Bürgerinnen und Bürger schätzen und wir nicht verspielen dürfen“, so Mack, der auf offizielle Studien verweist. Diese gehen davon aus, dass im Jahr 2035 in Deutschland 11 000 Hausarztstellen unbesetzt sein werden, wenn alles wie bisher läuft.