Baustelle direkt neben den speisenden Gästen: Georg „Tschortsche“ Hildebrandt ist sauer und sein Restaurantbetrieb mächtig gestört. Eine Einigung ist nicht in Sicht.
Georg „Tschortsche“ Hildebrandt ist nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Doch derzeit ist der Inhaber von „Tschortsches Room“ ziemlich angefressen. Denn die Baustelle direkt vor seiner Terrasse sorgt für mächtig Ärger auch bei seinen Gästen.
So hat jetzt ein LKW Kies abgeladen, während direkt daneben seine Gäste gerade ihr Essen serviert bekommen hatten, auch eine Rüttelmaschine wurde eingesetzt. „Wir haben fünf Wochen lang die Chefs der Firma und der ENRW angebettelt, Rücksicht auf die Gäste zu nehmen.
Firma hält sich nicht an Absprache
Immer wieder hieß es, wir kümmern uns darum, dass der Restaurantbetrieb nicht gestört wird“, so Hildebrandt, es sei auch besprochen worden, dass in der Mittagszeit, während das Restaurant geöffnet hat, also zwischen 12 und 14 Uhr, solche Arbeiten nicht vor dem Restaurant stattfinden.
Doch die Firma halte sich nicht daran, im Gegenteil. Er habe manchmal den Eindruck, dass man geradezu darauf warte, bis die Gäste auf der Terrasse sitzen, um dann loszulegen. „Dabei ist die Baustelle riesig, die könnten auch woanders arbeiten in der Zeit!“
Unterschiedliche Standpunkte
Die Baustelle ist eine der ENRW, die nach Neufra umziehen wird und daher Leitungen legt und Zufahrten baut. Der Pressesprecher der ENRW, Jochen Schicht, beschwichtigt auf die Anfrage unserer Zeitung. „Die unterschiedlichen Standpunkte zwischen Herrn Hildebrandt und der von uns beauftragten Baufirma sind uns natürlich bekannt. Die von uns beauftragte Baufirma ist bestrebt, möglichst viele Arbeiten neben dem Terrassen-Bereich während dem Ruhetag des Restaurants, beziehungsweise mit hoher Geschwindigkeit durchzuführen. Dies war und ist leider nicht immer möglich. Ebenso sind die von Herrn Hildebrandt geforderten Ruhezeiten von 11.30 bis 14 Uhr nicht realisierbar.“
Und ja, es dauere ja nicht mehr lange, so Schicht. „In den nächsten zwei Wochen wird die neue Zufahrt von der Stuttgarter Straße her fertiggestellt. Dann kann der Restaurant-Betrieb wieder störungsfrei ablaufen.“
Film ins Internet gestellt
Ob seine Stammgäste auch so gelassen bleiben? Da hat Wirt Hildebrandt so seine Zweifel und fürchtet, dass viele wegbleiben. Aber er bekommt auch viel Rückendeckung: Ein Video des Kieslasters beim Abladen hat er ins Netz gestellt, was zu zahlreichen Reaktionen führte. „Alles Gute für Sie. Ein so gutes Restaurant mit super Speisen. Hoffe Sie halten durch“, schreibt jemand. Ein anderer macht den ironischen Vorschlag, ein Schild aufzustellen und das Stuttgart-Baustellen-Feeling zu bewerben – ohne Aufpreis natürlich. „Das wünscht sich keiner. Aber so wie es aussieht, nehmen ihre Gäste die Baustellen gerne in Kauf bei so einem Wirt!“
Hildebrandt hat letzte Woche in seiner Not sogar die Polizei geholt. „Sie haben mir gesagt, sie könnten nichts machen, es sei ja niemand verletzt worden.“ Noch bis September betreibt Hildebrandt mit seiner Partnerin Elisabeth Kreuzer das Restaurant in Neufra, dann wird er nach Villingen umziehen und dort das Traditionsrestaurant Löwen übernehmen. Ein Weggang, der ihm nach diesem Ärger leichter fällt.