Die Rottweiler Gastrolandschaft wird um ein Gourmet-Restaurant ärmer. Tschortsches Room in Neufra wird schließen und nach Villingen abwandern. Georg Hildebrandt erklärt die Hintergründe.
Georg Hildebrandt packt den neuen wuchtigen Weinkühlschrank aus – „der wandert jetzt halt mit nach Villingen“, zeigt sich der Rottweiler Gastronom pragmatisch. Ganz so locker hat er die Situation vor wenigen Wochen noch nicht gesehen. Denn da zerschlugen sich seine Pläne, Tschortsches Room in Rottweil fit für die Zukunft zu machen.
„Wir wollten das Restaurant eigentlich vergrößern und einen Wintergarten anbauen, damit wir größere Veranstaltungen für 80 bis 100 Personen anbieten können“, berichtet der 37-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch die beengte Küche, in der perfekte Koordination notwendig ist, um die Gourmet-Gerichte zuzubereiten, sollte größer werden.
Doch es kam anders. Ins Haus flatterte eine Kündigung wegen Eigenbedarf. „Unser Verpächter hat sich aber kulant gezeigt und uns zwölf Monate Zeit gegeben“, so Hildebrandt, der „Tschortsches“ genannt wird, „aber es war natürlich trotzdem ein kleiner Schock.“
Stammgast lockt ihn nach Villingen
Doch dann wollte es der Zufall so, dass Hildebrandt noch am gleichen Wochenende einen Stammgast aus Villingen in seinem Restaurant dinierte – und ihn dann auf die drohende Vakanz im Gasthaus Löwen in der Villinger Innenstadt aufmerksam machte.
Dort hatten sich zwei Brüder, die im ältesten erhaltenen Gasthaus Villingens gehobene Küche angeboten hatte, aufgrund von weiteren Entwicklungsmöglichkeiten für einen Wechsel nach Donaueschingen entschieden. Hildebrandt habe sich deshalb das Lokal direkt angeschaut „und ich war begeistert vom Gastraum“.
Rahmenbedingungen passen
Für ihn passten darüber hinaus die Rahmenbedingungen: Das Restaurant ist erst kürzlich renoviert worden, die Küche bietet aufgrund der Größe genug Platz für weitere Gerätschaften, die für das geplante Angebot notwendig wurden.
Nach drei Wochen Bedenkzeit seitens des Verpächters hat Hildebrandt schließlich den Vertrag unterzeichnet – die neue Zukunft von „Tschortsches Room“ war damit gesichert.
„Es ist für mich eine Mega-Chance, in die Innenstadt zu kommen“, macht der Gastronom deutlich. Die Neueröffnung ist für Oktober geplant.
Bekannt für Casual Fine Dining
Im Gegensatz zum Standort in Neufra, der von Gourmets aus der gesamten Region und darüber hinaus gezielt angesteuert wurde, könne er in Villingen auch auf Touristen als Laufkundschaft setzen. Der 37-Jährige plant deshalb gemeinsam mit seinem Küchenteam, das gesammelt nach Villingen wechselt, auch ganztätige Öffnungen.
Das Konzept sei zwar noch nicht fertig, aber für den Löwen schwebt ihm eine Mischung aus Gourmet, Mittagstisch und Touristen-Angebot vor. Dort soll natürlich auch das „Casual Fine Dining“, sieben- oder neun-Gang-Menüs mit Weinbegleitung in ungezwungener Atmosphäre, welche ihm in Rottweil zu einem besonderen Ruf verholfen hatte, stattfinden.
Seit Oktober 2018 in Rottweil
In Rottweil bedeutet dies gleichwohl einen herben Verlust für die Gastronomielandschaft und die verwöhnten Gaumen, die „Tschortsches“ seit Oktober 2018 dort bedient hatte. Auch einen beliebten Mittagstisch hatte er dort aufgebaut.
Zuvor sammelte der 37-Jährige, der in Bayern geboren wurde und über seine Frau (zwei gemeinsame Kinder) in die Region kam, bei zahlreichen renommierten Köchen – unter anderem Rainer Gaiselmann – Erfahrungen. Nebenher machte er sich als Privatkoch einen Namen, bevor er sich zur Selbstständigkeit und der Eröffnung von Tschortsches Room entschied – ein Kapitel, das nun Ende September beendet wird.