Björn Uerding, Jens Viertel und Susanne Kaulfuß diskutieren über den Rexinger Wald. Foto: Lück

Die Rexinger und ihr Wald – der Große Hau. Eine intensive Beziehung. Kampf und Sieg mit allen Mitteln gegen den Windpark. Selbst geschaffene Themenwege. Und als jetzt brutal geholzt wurde, kam die Wut wieder hoch. Und diese Emotion prallt im Finsterholz auf die Förster.

Horb-Rexingen - Susanne Kaulfuß, Björn Uerding und Stefan Krämer vom Forst auf schwieriger Mission: Die Bilder der "Hiebmaßnahme" im Großen Hau empört und sorgt für heftige Diskussion bei den Schwabo-Lesern. Deshalb waren auch jede Menge Neugierige vor Ort. Treffpunkt: Großer Hau, Finsterholz.

Die umstrittene Abholzung – hier konnte Waldarbeiter Jens Viertel (56) schon mal etwas entschärfen. Er ist gerade dabei, die Reste der Abholzung klarzumachen, damit die Wege wieder sicher sind. Er sagt: "Zu Weihnachten holen die Leute die Tannenzweige raus und entstauben ihre künstlichen Weihnachtsbäume aus China. Da ist das Thema Wald dann ganz groß. Der Wald sah nach dem Abholzen schon immer so aus, aber die Leute sind das nicht mehr gewöhnt!" Ein Bürger reagiert: "Aber mit den Riesen-Maschinen wird doch der Boden rabiat aufgerissen!"

Vorsicht in den Rückegassen

Viertel: "Hier wird nicht rabiat geschafft, sondern mit Hirn!" Forstamtsleiterin Susanne Kaulfuß sagt: "Mein Mann fährt selber so eine große Maschine. Es wird bei den Rückegassen ( ein unbefestigter forstwirtschaftlicher Weg, der zum Transport von gefällten Bäumen dient, Anm. d. Red.) darauf geachtet, dass der Boden eben gerade nicht beschädigt wird – weil so das Ökosystem nachhaltig beschädigt werden würde!"

Der Bürger setzt nach: "Aber die Rückegassen sind immer näher zusammengerückt. Die haben Bigfoot-Reifen draufgezogen, so wird der Boden total verdichtet!" Björn Uerding vom Forstamt: "Die Rückegassen werden so gelegt, dass genau das nicht passiert. Da, wo schon schädliche Fahrspuren sind, wird nicht gefahren, um den Boden zu beschädigen. Deshalb müssen wir teilweise neue Rückegassen einrichten!"

Buche ist weg

Dann entdeckt Waltraud Göttler, damals im Widerstand gegen den Windpark und bei den Themenwegen mit dabei und engagiert im Nabu Horb, eine Stelle. Sie sagt: "Hier stand doch die tolle Buche. Ein tolles Individuum mit dichten Zweigen!" Jetzt steht nur noch ein kahler Stumpf mit den Schildern und den grellen Markierungen da. Förster Stefan Krämer: "Den hat man nicht aus kommerziellen Gründen umgesägt. Sondern aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht!" Er erläutert, dass auch rund um Bänke Bäume gefällt werden, damit kein Ast auf mögliche Besucher fällt. Ortsvorsteherin Birgit Sayer ist empört: "Das kann doch nicht sein, dass gesunde Bäume einfach so weggemacht werden!" Die Emotionen kochen hoch, als Krämer erklärt, dass es völlig im Ermessen der Förster liegt: "Wir haben da nur grobe Richtlinien und die Entscheidungen von Richtern. Wenn ich Pech habe, passiert was und ich bin dran!" Minutenlange Diskussionen. Aufregung. Vorwürfe: Wenn der Förster denkt, der Ast könnte vielleicht einen Besucher treffen – dann darf er die schönen Bäume einfach weghauen?

Vorschlag: Petition starten

Nabu-Vorstand Lambert Straub versucht, die Wogen zu glätten. Er sagt: "Wir sollten eine Petition starten für ein Gesetz, das hier klare Richtlinien schafft!" Bürgermeister Ralph Zimmermann hält ihm entgegen: "Dafür gibt es kein Gesetz. Das ist immer Ermessenssache – auch in unserer Arbeit. Da muss die Lage konkret vor Ort beurteilt werden. Das ist schlicht nicht in ein Gesetz zu fassen!"

Die Trauer um die schöne Buche. Die Wut über die vermeintliche "Förster-Willkür". Doch der Förster steht mit einem Bein im Gefängnis, wenn ein Ast einen Spaziergänger trifft. Der Treff am Finsterholz zeigt: Die Rexinger lieben ihren Wald tief und innig.