Die Vertreter der IG Metall und ihre Vertrauensleute beim Protest. Foto: IG Metall/Faigle

Die Gewerkschaft besteht auf eine aus ihrer Sicht für Februar tariflich vereinbarte Sonderzahlung in Höhe von 18,4 Prozent des Monatsentgelts und hat die Forderung danach mit einer Flugblattaktion beim Hauptsitz von Kern-Liebers bekräftigt.

Schramberg-Sulgen - Dienstagmorgen, 5.30 Uhr: IG Metall und ihre Vertrauensleute stehen vor dem Werkseingang des Hauptsitzes von Kern-Liebers in der Dr.-Kurt-Steim-Straße in Sulgen. "Es reicht" und "Trafobaustein jetzt" fordert die IG Metall zusammen mit ihren Vertrauensleuten auf einem Flugblatt, das sie verteilen. Denn die Geschäftsführung von Kern-Liebers habe am 10. Februar der IG Metall über den Arbeitgeberverband mitgeteilt, den sogenannten "Trafobaustein" in Höhe von 18,4 Prozent des Monatsentgelts nicht auszuzahlen. Die IG Metall fordert dagegen die fristgerechte Auszahlung im Februar.

"Seit Juni 2020 haben die Beschäftigten von Kern-Liebers auf circa 7,3 Millionen Euro Lohn verzichtet. Jetzt geht es für jeden Beschäftigten um 18,4 Prozent eines Monatsentgelts. Alles ist teurer geworden und nach Jahren des Verzichts brauchen die Beschäftigten von Kern-Liebers dieses Geld dringend", fordert die Gewerkschaft.

Was ist der Trafobaustein?

In der Tarifrunde 2021 zwischen IG Metall und den Verbänden der Metall- und Elektroindustrie wurde mit dem sogenannte "Transformationsgeld", auch "Trafobaustein" genannt, eine neue tarifliche Sonderzahlung der Arbeitgeber vereinbart. Der Trafobaustein ist eine jährlich wiederkehrende Sonderzahlung, die sich aus 2,3 Prozent pro Monat des jeweiligen individuellen durchschnittlichen monatlichen Arbeitsentgelds aus dem vorhergehenden Jahr zusammensetzt. IG Metall und Kern-Liebers hatten im Jahr 2020 einen Ergänzungstarifvertrag abgeschlossen. Darin waren eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2022 gegen Lohnverzicht vereinbart worden.

Formulierung wie zu deuten?

Auf eine Formulierung in diesem Ergänzungstarifvertrag berufe sich die Geschäftsführung von Kern-Liebers jetzt, so die IG Metall, um den Trafobaustein nicht auszuzahlen. Diese Formulierung im Ergänzungstarifvertrag habe sich aber nur auf "Weihnachts-, Urlaubsgeld, T-Zug und Zusatzbetrag" bezogen. "Zu keinem Zeitpunkt wurde 2020 im Rahmen der Tarifverhandlungen zwischen IG Metall und Kern-Liebers eine Übereinkunft erzielt, dass die Beschäftigten auf in der Zukunft liegenden Tariferhöhungen oder auf andere zukünftige Tarifverträge verzichten sollen", hebt die IG Metall hervor. Die Gewerkschaft sieht deshalb darin den Versuch, "das Geld in den Kassen von Kern-Liebers zu behalten". Nach Angaben der Gewerkschaft geht es um rund 800 000 Euro, die die Beschäftigten nicht bekommen sollen.

Wir haben Erek Speckert, den Vorsitzenden der Geschäftsführung von Kern-Liebers, um eine Stellungnahme gebeten. Er teilt mit: "Die Kern-Liebers Firmengruppe bittet um Verständnis, dass interne Themen seitens des Unternehmen grundsätzlich nicht in der Öffentlichkeit kommentiert und diskutiert werden."

Von Georg Faigle, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Freudenstadt, war zu erfahren, dass "das Gespräch mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung Speckert gesucht wurde, aber bis jetzt nicht zustande gekommen ist".