„Meine Seele singt“, schallt es aus den Kehlen von 223 Kindern und Jugendlichen und 60 Mitarbeitern des Waldheims Tailfingen. Foto: Karina Eyrich

Sie gehören zu den schönsten Gottesdiensten des Jahres: die Abschiedsfeiern der Waldheim-Kinder in der Pauluskirche. Nicht weniger als 223 Kinderkehlen haben diesmal die Waldheim-Klassiker geschmettert. Zudem waren rund 60 Engel dabei – nur Robert Habeck hat gefehlt. Dabei hätte er Grund, zu kommen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wäre besser nach Tailfingen gefahren als in fragwürdige arabische Staaten, um während der Gaskrise Energie aufzutreiben: Beim Abschluss-Gottesdienst der Waldheim Freizeiten liegt so viel davon in der Luft der evangelischen Pauluskirche, dass mancher Stromfresser sich etliche dicke Scheiben davon abschneiden könnte – und so ist es auch am Freitag, als die erste Waldheim-Freizeit 2023 endet.

Die himmlischen Helfer tragen die Crew-Shirts

Ebenso wie die Geschichte von Elija, der Thema in den Erzählstunden war: Waldheim-Leiterin Birgit Bech erzählt davon, wie er mit Gott ins Gericht ging, weil es ihm so schlecht gehe, obwohl er Gottes Aufträge erfüllt habe. „Wem ging es auch schon mal richtig schlecht?“, fragt die Diakonin – und siehe da: Alle heben die Hand. „Jetzt wär’s schön, es wäre so ein Engel da!“, sagt sie mit Blick auf die himmlische Unterstützung für den biblischen Propheten.

Immer mehr und noch viel lauter

Aber die Engel seien ja da, fügt sie hinzu, und zwar für die Kinder. Jeden Tag, zwei Wochen lang. Wen Birgit Bech meint, das liegt auf der Hand: Die rund 60 Mitarbeiter der Freizeit, die sich gekümmert, geholfen, getröstet und mit den Kindern gespielt, gesungen und gelacht haben. „Alles gut wird nicht!“, sagt Birgit Bech – weder bei Elija, noch bei den Menschen heute. Aber es gehe weiter – Gott sei da.

Materialwarte, Küchen-, Hygiene- und Leitungsteam ernteten tosenden Applaus. Foto: Eyrich

Und wo er schon mal da ist, singen die Kinder ihm Ständchen – und wie laut: „Komm’ und lobe den Herrn, meine Seele singt“, schallt es aus 223 Kinderkehlen, „groß ist unser Gott, Herr der Ewigkeit“ und „immer mehr, von Dir, immer mehr“ – alles Waldheim-Klassiker.

Geht’s noch lauter? Na klar, und zwar beim Dankes-Reigen, für den Birgit Bech nach und nach die Materialwarte, die Hausmeister, das Hygieneteam, das Küchenteam – jetzt drohen die Wände der Pauluskirche zu wackeln – und deren Helfer der Gruppe „14 plus“ sowie ihren Co-Leiter Olaf Ronsdorf und schließlich sämliche Betreuer zum Altar ruft, um ihnen zu danken. Den lautesten Applaus aber bekommt sie selbst, als größter Schutzengel des Waldheims gewissermaßen.

Die Kinder der Welt werden nicht vergessen

Alles Friede, Freude, Eierkuchen also? Mitnichten, das macht die Gruppe eins mit ihren Fürbitten deutlich: Sie beten für „Kranke, Verwundete und Erschütterte“, für „Menschen, deren Zuhause verwüstet ist“ und für die Kinder der zweiten Freizeit, damit sie ebenso viel Freude daran haben, wie die der ersten.

Die Waldheim-Kinder singen mit dem ganzen Körper. Foto: Eyrich

Aber sie danken auch ausdrücklich: „Für die tollen zwei Wochen“, und vergessen dabei nicht die Kinder dieser Welt: „Schenk’ ihnen so viel Freude, Hoffnung, Kraft und ein Licht, das sie lenkt“, bitten sie Gott, der nicht nur Elijas wegen gekommen ist und den Gottesdienst mitfeiert.

Wie ließe sich sonst erklären, dass so unglaublich viel Energie ist im großen Kirchenschiff? CO2-neutrale und klimafreundliche noch dazu. Die sollte Robert Habeck mal anzapfen, wenn ihm das nächste Mal das Gas ausgeht.