Die ABG-Sporthalle im Hintergrund, der von der Stadt favorisierte Standort für einen Neubau im Vordergrund. Jetzt soll es einen neuen Suchlauf für einen geeigneteren Hallenstandort geben. Foto: Alt

Nochmal alles auf Anfang: Der Gemeinderat hat Mittwoch nach langem Hin und Her in Sachen Ersatzbau für die ABG-Sporthalle die Reißleine gezogen. Der Grund: Der Standort passt nicht.

Rottweil - Es waren letztlich die zu vielen offenen Fragen und Kompromisse, die der von der Stadtverwaltung favorisierte Neubau-Standort zwischen der alten ABG-Halle und der Konrad-Witz-Schule mit sich gebracht hätte. Und auch, wenn sich die Grünen und ein Teil der CDU mit einer Änderung der Formulierung in der Beschlussvorlage letztlich für den Standort entschieden hätten, so richtig glücklich wären auch sie nicht gewesen. Das jedenfalls machte die ausführliche Diskussion deutlich. Doch von vorn.

Die ABG-Halle gehört dem Land, wird tagsüber hauptsächlich von den Schulen für den Sportunterricht, abends von verschiedenen Vereinen genutzt. Das Gebäude aus dem Jahr 1964 hat seine besten Tage hinter sich. Die Mängel sind beachtlich. 2017 gab es dazu ein Gutachten, laut dessen etwa 2,4 Millionen Euro investiert werden müssten, nur um den Betrieb für etwa zwei Jahre sicherzustellen – die Baupreiserhöhungen seit 2017 ausgenommen. Das Land hält das Grundstück, auf dem die Halle steht, außerdem als Erweiterungsfläche für die Polizei vor, was die Nutzung der Sporthalle von jetzt auf nachher beenden könnte.

Vier Standorte, keiner passt wirklich

Die Vereine, die ja vor allem vom Neubau der Halle profitieren sollen, wünschen sich eine wettkampftaugliche Zwei-Feld-Sporthalle, in der auch Zuschauer Platz finden. Auf dieser Basis gab die Stadt 2021 eine Machbarkeitsstudie in Auftrag und startete die Standortsuche für die neue Halle. In Betracht kamen zunächst drei mögliche Grundstücke. Zwischen der alten ABG-Halle und der Konrad-Witz-Schule: Hier würden allerdings der Bolzplatz und das grüne Klassenzimmer der Schule dem Neubau zum Opfer fallen. Dann: Ein Ersatzbau direkt auf dem Grundstück der ABG-Halle, die dafür abgerissen werden müsste. Hier gibt es aber jene Grundstücksproblematik mit dem Land. Und Standort drei an der Doppelsporthalle wirkt sich auf eine mögliche bauliche Weiterentwicklung des Leibniz Gymnasiums oder Berufschulzentrums negativ aus.

Ein vierter Standort kam noch vor dem Albertus-Magnus-Gymnasium zur Sprache. Doch auch dort müssten Wege verlegt werden, Parkplätze in Verlängerung der Lorenz-Bock-Straße würden wegfallen, und städtebaulich sei der Standort sehr fragwürdig.

Die Stadtverwaltung jedenfalls sprach sich für den ersten Standort auf der grünen Wiese der KWS aus und wollte nun per Gemeinderatsbeschluss die weitere Planung vorantreiben. Eine zwischenzeitlich von der CDU angedachten größeren Drei-Feld-Sporthalle hielt die Verwaltung aus Kostengründen für nicht umsetzbar.

Plädoyer für neuen Suchlauf

Warum Stadt und Gemeinderat eine größere Halle dennoch nicht kategorisch ablehnen sollten und auch die Standortfrage nochmals überdacht werden sollte, dafür hielt Ralf Armleder (SPD) in der Sitzung ein nahezu flammendes Plädoyer. "60 Zuschauer sind zu wenig", sagte er. Wenn man die Vereine stärken wolle, müsse man auch mehr Platz für Zuschauer bei Wettkämpfen vorhalten können. Allein auf die Doppelsporthalle zu setzen, sei falsch. "Die ist auch schon 50 Jahre alt", argumentierte Armleder.

Und außerdem: Beim Beschluss zum Bau der Stadthalle als reine Kulturhalle, sei man übereingekommen, die nächste Sporthalle für die Vereine und damit großzügig zu planen. Schließlich habe man sich schon beim Hallenneubau in Göllsdorf gegen ein größeres Exemplar entschieden. Überhaupt müsse man eine solch wichtige Entscheidung nicht in wenigen Wochen und behaftet mit so vielen Kompromissen durchdrücken. "Das ist doch eine Investition in die Zukunft."

So sah das auch Harald Sailer (FDP), der sich vor allem am Standort störte. "Wir drücken die Halle da rein, das kann ich so nicht mittragen." Und Hans-Peter Alf (CDU) wollte den Beschluss dann auch gleich per Antrag vertagen. Sein Fraktionskollege Günter Posselt rekapitulierte, dass die gesamte Planung auf der Erschließungsachse über das Grundstück des Landes basiere.

Oberbürgermeister Ralf Broß versuchte, mit einer Änderung des Beschlussvorschlags und einer kurzen Sitzungsunterbrechung noch die Kurve für den favorisierten Standort zu kriegen. Aber der mit der CDU ausgehandelte Zusatz zum Beschlussvorschlag, Gespräche mit dem Land wegen der baurechtlichen Situation an der Grundstücksgrenze zu führen, fand letztlich keine Mehrheit. Da konnte dann auch Sailer auf seinen Antrag, die Standortsuche nochmals aufzumachen, getrost verzichten.

Broß und die Stadtverwaltung jedenfalls sehen sich nach der Sitzung ins Jahr 2017 zurückkatapultiert. "Wir bedauern es, dass wir keine Lösung hinbekommen haben", sagte er. Nun müsse man damit rechnen, dass über kurz oder lang eine Nutzung der ABG-Halle nicht mehr möglich sein könnte.