Das neue Pflegezentrum Nagold geht in Betrieb. Foto: Thomas Fritsch

Die Lücke, die mit der Schließung des Gertrud-Teufel-Seniorenzentrums gerissen wurde ist geschlossen. Das neue Pflegezentrum Nagold nahm jetzt seinen Betrieb auf.

Als das Gertrud-Teufel-Seniorenzentrum (GTSZ) in Nagold schloss, gab Oberbürgermeister Jürgen Großmann den Bürgern der Stadt ein Versprechen: Die wegfallenden Pflegeplätze würden vollständig ersetzt, deren Zahl sogar ausgebaut.

Just zu der Zeit wandte sich die Miksch&Partner-Gruppe an den OB mit dem Wunsch, in Nagold ein Grundstück für eine Sozialpsychiatrie zu erwerben. Es folgte, wir nennen es mal, eine ’sanfte Erpressung’: Wenn Miksch&Partner vorher ein Pflegezentrum bauen würde, bekäme sie auch die Sozialpsychiatrie.

Am 31. März 2019 fand dieses Gespräch im Nagolder Rathaus statt. Am vergangenem Freitag nun wurde das vom OB geforderte Pflegezentrum an der Iselshauser Straße 75 feierlich eröffnet – während einige hundert Meter weiter die Straße runter, an der Hausnummer 33, parallel derzeit tatsächlich auch das eigentlich gewünschte sozialtherapeutische Zentrum entsteht.

Lukratives Standbein

Uwe Nübel, Geschäftsführer der “Alten- und Pflegeheim Miksch & Partner GmbH“ macht keinen Hehl daraus, dass er mittlerweile richtig froh sei, vom Nagolder OB auf diese Weise ein wenig zu seinem Glück gezwungen worden zu sein. Denn längst ist der Betrieb von Pflegeheimen zu einem höchst lukrativen Standbein für seine Unternehmensgruppe geworden.

Beleg dafür: Erst letzte Woche wurde in Baiersbronn (Kreis Freudenstadt) ein weiteres Haus der Gruppe eröffnet, so Nübel im Gespräch mit dieser Zeitung. Ein halbes Dutzend Häuser habe man auf diese Weise als Betreiber – gemeinsam mit einen finanzkräftigen Investor – bereits beieinander, dazu verschiedene Pflegedienste. Das besondere an dem jetzt eröffneten Pflegezentrum Nagold – weshalb es auch ein Pflege-, und kein Seniorenzentrum ist: Im Dachgeschoss des vierstöckigen Gebäudes ist eine Intensivpflege untergebracht, für – auch junge – bettlägige Patienten.

Alle Planstellen besetzt

Die mittlerweile erreichte relative Größe der Unternehmensgruppe als Betreiber von solchen Pflegeheimen habe es auch möglich gemacht, dass mit Start des Regelbetriebs im neuen Nagolder Haus ab diesem Montag – trotz der allseits grassierenden Personalnot in der Pflegebranche – sämtliche einhundert Planstellen für den Betrieb des Hauses tatsächlich auch besetzt werden konnten. „Wir können mit einer vollständigen Belegschaft starten“, freut sich Nübel. Weshalb die feierliche Eröffnung wirklich auch zu einem ungetrübten Freudenfest werden konnte – lautstark unterstützt etwa von der hauseigenen „Miksch+Partner-Band“.

Heiß ersehntes ’Gastgeschenk’ von OB Großmann zu diesem Anlass: die sogenannte „Abnahmebescheinigung“ für das Pflegezentrum Nagold, die Quasi-Betriebserlaubnis. Denn erst mit diesem offiziellen Testat dürfen tatsächlich auch Patienten in diesem Haus aufgenommen werden. Kleine Hintergrundinfo: Erst am Abend vor der offiziellen Eröffnung – also „in allerletzter Minute“ - habe man die offizielle Abnahme des Hauses als Pflegeeinrichtung überhaupt erst „hinbekommen“. Wobei es nicht nur dafür ausdrückliches Lob von Nübel für die Stadt gab: „Nirgendwo klappt es so gut“ mit Verhandlungen und Genehmigungen „wie in Nagold!“

OB: „mehr Vielfalt, mehr Auswahl“

Was die Stadt dafür bekommt, deutete Oberbürgermeister Großmann in seinem Grußwort zur Eröffnung des Pflegezentrums Nagold an: Insgesamt investierten verschiedene Träger aktuell rund 70 Millionen Euro in solche Projekte, bereits „Anfang nächsten Jahres“ werde das nächste Haus eröffnet. Womit es seit der Schließung des GTSZ „mehr gibt – mehr Vielfalt, mehr Auswahl“ bei der Wahl von Pflegedienstleistungen in der Stadt.

Und der Region – so der ergänzende Hinweisöffnung auch vom Sozialdezernenten des Landkreises Calw, Tobias Haußmann. Der Landkreis wachse, um 7000 Menschen beispielsweise in den letzten zehn Jahren. Vor diesem Hintergrund sei es für manche „vergleichbar mit einem Sechser im Lotto“, einen Pflegeplatz für sich selbst oder Angehörige zu finden. Das neue Pflegezentrum Nagold schließe damit „eine echte Angebotslücke“, und das auch noch „in der schönsten Stadt des Landkreises“. Eine „gute Lösung für Nagold, aber auch für den gesamten Landkreis!“

Info: Pflegezentrum Nagold

Das Pflegezentrum Nagold auf der ehemaligen Scholderwiese - direkt am westlichen Waldachufer - bietet insgesamt 90 Pflegeplätze, davon 15 Plätze in einer speziellen Demenzwohngruppe und weitere 15 als Intensivpflegeplätze (im Dachgeschoss; mit eigener Dachterrasse). Damit sei das Haus „einer der wenigen Anbieter in Baden-Württemberg mit diesem hybriden Konzept“. Beschäftigt werden insgesamt 100 Mitarbeiter, Einrichtungsleiterin ist Sandra Günthner. Anlässlich des ersten Spatenstichs hatte Uwe Nübel und sein Co-Geschäftsführer Heiko Mückstein die Kosten für den Bau auf rund 14,2 Millionen Euro geschätzt. Die Bauzeit betrug am Ende rund 27 Monate.