Eindrücke von der Schlüsselübergabe Foto: Benedikt Wegner

Zunftmeister Tobias Dold benennt die Schramberger Plätze sinnvoll um und macht sich Gedanken über die Stadtentwicklung.

Die Stadtmusik spielte erst den Narrenmarsch und vertrieb dann mit flotten Weisen den Narren vor dem Rathaus die Zeit, bis Elfer, Obernarren und Gemeinderäte auf ihrem traditionellen Anhänger Aufstellung genommen haben.

Noch ist Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr die Hausherrin und hat das Sagen. Diesmal – vielleicht das erste Mal überhaupt in einer Schlüsselübergabe, seit es sie gibt – lässt sie als Stadtoberhaupt die Stadtpolitik außen vor, knüpft sich statt dessen die Elfer vor, als eine Art Replik zum Spruch „Wer einen Hunde mit ins Büro nimmt, hat kein Hirn“ des Vizezunftmeisters auf dem Zunftball.

Nachdem sie die vielen Vorzüge eines Hundes für seinen Halter ausführlich aufzählte, kam sie zum Schluss, dass auch die Elfer einen Hund brauchen: „Dann seid ihr offen und entspannt, eventuell gar tolerant, anstatt verbittert mit ’me Grant“, gab sie den Elfern einen zurück.

“Elfer-Dackel“ überreicht

Und überreichte ihnen Waldemar, einen kleinen Rauhaardackel: „Frisch rasiert und gut dressiert, ob des eure Fraua von euch au saga dätet?“ Und dann ließ sie die Narren vor dem Rathaus den neuen Narrenruf „Elfer – Dackel!“ mehrmals proben.

Narrenzunftmeister Tobse Dold lachte, nahm den Schlüssel und den Dackel und hob zu einer teils humorvoll- witzigen, teils stadtpolitisch sinnigen Rede an. Extra begrüßte er Stadträtin Barbara Kunst, die allerdings nicht auf dem Wagen war. Die habe sich beschwert, das er bei der letzten Ordensverleihung nur Gemeinderäte aufgerufen hatte und keine Gemeinderätinnen. „Ich bin halt nach der Mehrheit gegangen, wie in einer Demokratie üblich.“ Durchaus ernst rief er die Frauen dazu auf, sich doch bei der nächsten Kommunalwahl aufstellen zu lassen.

Über „Plätze“ sinniert

Nach der Erinnerung an das Narrenzunftjubiläum vor 75 Jahren und den (Pseudo-)Veränderungen in diesem Zeit beruhigte er alle: „Hoorig bleibt hoorig und es wird im realen Leben Fasnet gefeiert.“ Auch sei es immer noch nötig, an der Fasnet das Rathaus zu übernehmen und für kurze Zeit alles besser zu machen: „Der Stadt und dem Gemeinderat Lösungsvorschläge für alle Probleme zu machen.“ Ohne Parteipolitik und Bürokratie.

Nach einem sinnigen ausführlichen Spiel mit dem Wort „Platz“ wurde der Zunftmeister konkret: Der vordere Rathausplatz solle zum „Rothausplatz“, die Neue Mitte zum „Fürstenbergplatz“ und der neu entstandene Platz am Anfang der Marktstraße zum „Kettererplatz“ werden. (Den „Alpirsbacher Platz“ ließ er weg.)

Eigene Gutachten besser

Aufs Korn nahm er dann noch den Hang der Stadtverwaltung zu externen Gutachten. Da gebe es doch immer jemand vor Ort, der das auch weiß oder sogar besser beantworten könne: „Bei Feuerwehrgutachten fragt man doch die Feuerwehr, bei Zebrastreifen die Anwohner und Schüler.“ Für die nächsten Tage gab er noch alle auf dem Platz guten den Rat: „Lasset euer Handyapparätle daheim, genießt den Augenblick, seid lustig und froh, Narri Narro.“

Narrenbaum aufgestellt

Die Bach-na-Fahrer hatten während der Schlüsselübergabe wieder mit einer Spezialeinlage aufgewartet: Mit Hilfe von Steffen Auber und seinem Bauhofteam, das auch schon die Stadt für die Fasnet geschmückt hatte, samt schwerer Technik pflanzten sie wie Bach-na-Ehrenchef Martin Kuhner wortgewandt vermeldete, den „schönsten Narrenbaum Schrambergs“ vor dem Rathaus auf, der irgendwie ein bisschen auch an einen Christbaum erinnerte.