Jonas Kettig und Pia Göser vom Orgateam vor dem Info-Zelt – im Hintergrund die Corona-Teststation. Foto: Kommert

Im Stöcklewald unterhalb des Turms auf dem Gelände des Falkenlagers fand am Wochenende nun erneut das "AMS-Camp" statt, ein Zeltlager politisch interessierter junger Menschen.

Furtwangen-Rohrbach - Als "Action, Mond und Sterne-Camp" ging es vor einigen Jahren an den Start, nachdem man von Simmersfeld umziehen musste. Der Mond und die Sterne stehen dabei für den Himmel im Schwarzwald, Action dagegen für den Inhalt.

Denn es wir hier nicht einfach gecampt und geklönt, vielmehr geht es beim AMS-Zeltlager vor allem auch um Politik, Kultur und Musik. Nach einem coronabedingten Jahr Pause war der Zeltplatz in der Nähe des bekannten Stöcklewaldturms heuer wieder Schauplatz für das AMS-Camp – mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept, mit 500 Gästen halbierter Teilnehmeranzahl und einem dennoch umfangreichem Programm.

80 Prozent der Campteilnehmer sind durchgeimpft

"Rund 80 Prozent der Teilnehmenden sind bereits durchgeimpft", erzählten dazu Pia Göser und Jonas Kettig vom Orga-Team. Wer es nicht ist, muss sich täglich testen lassen.

Im Mittelpunkt des Zeltlagers stehen neben Kunst und Kultur Vorträge und Diskussionen zur Kritik am Geschlechterverhältnis, Kapitalismus und Nationalismus. In den Workshops werden die aktuelle Situation in Afghanistan oder der Klimawandel beleuchtet, auch linke Kritik an den Corona-Verordnungen, ohne dabei in Verschwörungstheorien abzudriften, aber auch China und seine (Wirtschafts-)Politik.

Um alle bei Kräften zu halten, konnte man sich für wenig Geld (vegan) verköstigen, das Team der "Volxsküchen Maulwürfe" aus Freiburg sorgte dabei für eine abwechslungsreiche Kost mit viel Gemüse und Obst aus der Region, unterstützt von Helfern aus dem Camp.

Filmvorführungen und Lesen sollen kritisches Denken anregen

Für Ordnung im Camp zeichnen im fünften Jahr in Folge die freiwilligen Mitglieder der "Rosa-Cäppie-Gäng". Und man ist erstaunt, wenn man durch das Zeltlager geht – es ist sauber, kein Abfall, selbst für Flaschen gibt es überall Sammelplätze.

Am Infozelt werden täglich (mit sinkender Tendenz wegen ansteigender Zahl Durchgeimpfter) etwa 100 Corona-Tests durchgeführt. Wenn abends die Musik ertönt, wird für den nötigen Abstand gesorgt – auch wenn durchaus Alkohol konsumiert wird.

Dass die Veranstaltung stattfinden konnte, stand angesichts der Pandemie erst im Juni fest, wie seitens des Organisationsteam erklärt wurde. Während normalerweise bereits ein Jahr im Voraus die Zusage steht, habe man sich nun erst Mitte Juni dazu entschieden, das Camp stattfinden zu lassen – die Motivation sei dagewesen und die Inzidenzzahlen im Keller.

Doch angesichts der Pandemie hätte es diverser Änderungen in der Organisation bedurft, so habe ein besonderes Hygienekonzepts erarbeitet werden müssen, das dann die Stadt Furtwangen genehmigt hatte. Dies beinhaltete auch die geringere Teilnehmerzahl, darüber hinaus habe man den Impfstatus abgefragt. Zudem herrschte teilweise Maskenpflicht.

Um zu informieren, fütterten die Akteure vergangene Woche die Briefkästen der Rohrbacher. In dem Schreiben warb man für Verständnis, wenn es abends etwas lauter werden sollte.

Große Freude am Camp

Die hier Versammelten zeigten eine große Freude am Camp und nahmen die Angebote gerne wahr. Einige seien seit einem Jahr kaum noch unter Menschen gewesen, so dass alle Helfer höchst motiviert gewesen seien. Neben Filmvorführungen gab es auch Lesungen zur kritischen Betrachtung zum Thema Heimat sowie Theater als Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen und Frauenrechten.

Nach vier erlebnisreichen und von vielerlei Gesprächen und Diskussionen geprägten Tagen ging das Camp am Sonntag zu Ende und der Blick der Organisatoren richtet sich bereits auf das AMS-Camp 2022, das hoffentlich mit anderen, nämlich besseren, Vorzeichen starten kann.

Das AMS-Camp auf dem Stöcklewald wird von unterschiedlichen Gruppen und Einzelpersonen aus ganz Deutschland selbstverwaltet organisiert. Es handelt sich unter anderem um ein Projekt der Kulturwerkstatt Simmersfeld, (dem "soziokulturellen Zentrum für Kunst und Kultur im Nordschwarzwald", das in Simmersfeld das "fest.spiel.haus" betreibt), sowie dem Kinder- und Jugendverband der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken Baden- Württemberg. Die Kulturwerkstatt wird gefördert von der Gemeinde Simmersfeld, dem Landkreis Calw und dem Land Baden- Württemberg.