Die Kläranlage in Waldmössingen im Bereich Weiherwasen hat eine Genehmigung bis ins Jahr 2038. So lange soll sie auf alle Fälle betrieben werden. Foto: Herzog

Eine Gemeinschaftskläranlage in Fluorn-Winzeln mit Waldmössingen wird es so schnell nicht geben. Die Situation ist ähnlich wie im Volkslied der zwei Königskinder, die nicht zusammenfinden können.

Der Eigenbetrieb Abwasser der Stadtwerke werde insgesamt über 500 000 Euro in die Kläranlage investieren, um die Reinigung des Abwassers sicherzustellen, informierte der Tiefbauamts-Chef.

Nachdem der neue Fluorn-Winzelner Bürgermeister Rainer Betschner von Rottweil die Aufforderung erhalten habe, die Kläranlage dort zu ertüchtigen, sei Betschner mit dem Wunsch auf die Stadt zugekommen, die Gespräche wieder aufzunehmen. Die Verwaltung habe die Thematik beraten. Allerdings sprächen mehrere Gründe gegen einen Zusammenschluss.

Kanal liegt derzeit zu tief

Der Bau eines Ableitungskanals bis ans Ortsnetz Winzeln müsse in Waldmössingen um etwa vier Meter angehoben werden, um im Freispiegel entwässern zu können. Eine Druckleitung sei zwar auch möglich, aber teuer. Hinzu komme, dass am Heimbach entlang sich viele Grundstücke in Privatbesitz befänden.

„Wir müssen uns mit jedem Eigentümer einigen, das stelle ich mir äußerst schwierig vor“, räumte Ginter ein. Er sei jetzt nicht mehr dafür vor 2038 eine Gemeinschaftskläranlage zu bauen.

Perspektivisch denken

Ortsvorsteher Reiner Ullrich sah bei Fluorn-Winzeln den Handlungsdruck, während Waldmössingen eine 14-jährige Betriebserlaubnis habe. „Die Genehmigungen laufen nicht im Gleichschritt und es stellt sich die Frage, wie die in Einklang zu bringen sind. Wir sollten perspektivisch denken und weiter Gesprächsbereitschaft signalisieren. Das ist meine persönliche Einschätzung“, verriet Ullrich.

Rat Roland Weißer mutmaßte, dass Fluorn-Winzeln nicht mit der Zusage von Schramberg rechnen und die Kläranlage für ihre Erfordernisse konzipieren werde. Eine spätere Erweiterung stelle er sich deshalb schwierig vor. Dies sah auch Ginter so.

Zuschusssituation schwierig

So lange die Stadt die Genehmigung für die Kläranlage habe, werde sie keine Förderung für eine Gemeinschaftskläranlage bekommen. Allgemein sei die Fördersituation schwierig. Nur eines stehe fest, die Quote werde sinken. Er sei überzeugt, dass die Anlage in Waldmössingen nach 2038 nochmals eine Genehmigung für 15 Jahre erhalte. „Wenn der Ableitungskanal gebaut ist, muss unser Abwasser mit 40 Liter pro Sekunde durch das Ortsnetz von Fluorn-Winzeln gepumpt werden. Das wird nicht einfach. Wir müssen jetzt Farbe bekennen, damit Fluorn-Winzeln planen kann“, forderte Ginter eine klare Entscheidung.

Bernd Katz empfahl, die Zeit bis 2038 zu nutzen, um zu prüfen, ob das Leitungsnetz der Nachbargemeinde die Menge aus Waldmössingen aufnehmen könne. „Ich finde es nicht gut, die Tür jetzt ganz zuzuschlagen“, sagte Katz.

Diese Ansicht vertrat auch Jürgen Kaupp. Es müsse versucht werden, dass langfristig ein Zusammenschluss gelinge. Waldmössingen könne wieder in die Situation kommen wie 2002.

German Notheis wollte wissen, in wieweit die Anlage nach einem Zusammenschluss rückgebaut werden könne. Nach Auskunft von Ginter könne auf das Betriebsgebäude verzichtet werden. Dadurch seien weitere zehn Parkplätze möglich.

Zukunft nicht verbauen

Mit der Gegenstimme von Gunnar Link fasste der Ortschaftsrat mehrheitlich den Empfehlungsbeschluss, derzeit keine Gemeinschaftskläranlage anzustreben und die Anlage in Waldmössingen bis 2038 zu betreiben. Gleichzeitig soll die Option für ein gemeinsames Projekt in Zukunft nicht verbaut werden.

Der Ablauf in Kürze

Schon vor 20 Jahren
 habe es Bestrebungen gegeben, wie Tiefbauamtsleiter Konrad Ginter dem Ortschaftsrat berichtete, eine Gemeinschaftskläranlage für die Orte Fluorn-Winzeln und Waldmössingen zu bauen.

Damals
habe Fluorn-Winzeln dies abgelehnt, weshalb Schramberg in Waldmössingen eine neue Anlage am jetzigen Standort errichtet habe. 2017
sei dann von Fluorn-Winzeln ein neuer Anlauf mit Gesprächen gestartet worden, zu einer Einigung sei es jedoch nicht gekommen, schilderte Ginter.

2023
, nachdem die wasserrechtliche Erlaubnis der Waldmössinger Anlage endete, habe die Stadt eine neue Genehmigung beim Landratsamt Rottweil beantragt und diese unter Auflagen bis Ende 2038 erteilt bekommen. Die erforderlichen Bauarbeiten würden derzeit noch umgesetzt. Um Stromkosten
zu senken, sei eine Photovoltaik-Anlage installiert worden.