Die Zahl unter 21-Jähriger Tatverdächtiger ist seit 2006 gesunken. Doch ihr Anteil bei schweren Straftaten steigt. Foto: Symbolfoto: Schulz

Obgleich absolute Zahlen im Zollernalbkreis sinken, besteht bei Jugendkriminalität kein Grund zur Entwarnung.

Zollernalbkreis - Die absoluten Zahlen im Bereich der Jugendkriminalität sind im Kreis seit 2006 stetig gefallen. Dennoch bleibt diese ein Thema, das nicht nur die Polizei betrifft.
»Das Wort Entwarnung würde ich nicht verwenden«, sagte Kreisrat Fred Braun in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses. In seiner beruflichen Funktion als Leiter des Führungs- und Einsatzstabs der Polizeidirektion Balingen gab er einen Überblick über die Statistik des vergangenen Jahres.

Die Entwicklung der absoluten Zahlen in Baden-Württemberg und im Zollernalbkreis zeige zwar nach unten. Der Anteil junger Täter bei schweren Taten wie Raub steige jedoch. und 60 Prozent seien Wiederholungstäter; im Kreis gebe es Jugendliche, die bis zu ihrem 21. Geburtstag mehr als 120 Straftaten begingen.

7323 Verbrechen wurden 2012 im Zollernalbkreis angezeigt, 4488 davon aufgeklärt. 3365 Tatverdächtige wurden aktenkundig, 27 Prozent davon waren unter 21 Jahren alt, also Jugendliche im strafrechtlichen Sinn.

Diese Zahl ist seit 2006 gesunken. Damals waren noch 1501 Verdächtige unter 21. Mädchen und junge Frauen machen davon übrigens 25 Prozent aus – die Zahl weiblicher Verdächtiger ist in den vergangenen zehn Jahren gleich geblieben.

Bei der Art der Delikte fällt auf, dass Jugendliche für rund 53 Prozent aller Sachbeschädigungen im Kreis verantwortlich sind – bei einer großen Dunkelziffer. Und nicht selten sind es noch Kinder, die dabei auffällig werden, sagte Braun: »Schon unter 14-jährige ziehen am Wochenende durch die Stadt und machen Dinge kaputt.«

Diebstahl mit 40 und Körperverletzungen mit 31 Prozent sind weitere Deliktbereiche, in denen Personen unter 21 überproportional stark als Verdächtige auftreten. Außerdem ist der Raub von Luxusartikeln wie Tablet-Computern oder Smartphones unter Gleichaltrigen häufig.
Fred Braun sieht den Rückgang als Erfolg der Maßnahmen von Polizei und anderen präventiv arbeitenden Organisationen. Außerdem sei das Entdeckungsrisiko bei Straftaten beispielsweise durch eine verstärkte Überwachung gestiegen.

Kreisrat Gerhard Gauß vermutet jedoch, auch die demografische Entwicklung, mit einem Rückgang des Anteils Jugendlicher an der Gesamtbevölkerung, zeige sich in dieser Kurve. Ein Abgleich der Polizeistatistik mit den Bevölkerungszahlen im Kreis könnten genauere Rückschlüsse ermöglichen.