Rettungssanitäterin Lisa Heiberger und Rettungsassistent Marcel Egenter machen in Balingen einen der sieben Rettungswagen des Roten Kreuzes einsatzbereit. Foto: Schnurr

Kreisverband Zollernalb klagt über Schwierigkeit zusätzliche Mitarbeiter für den Rettungsdienst zu gewinnen.

Zollernalbkreis - "Es ist eine angespannte Situation, aber noch kriegen wir’s hin", sagt der DRK-Kreisverbandsvorsitzende Heiko Lebherz: Auch dem Roten Kreuz im Zollernalbkreis droht im Rettungsdienst Personalmangel.

Rund 70 Menschen im Kreis arbeiten derzeit für das DRK im Rettungsdienst. Fünf mehr wären nötig, um eine anstehende Verkürzung der Arbeitszeit von 48 auf 45 Wochenstunden und die Verlängerung der Umkleidezeiten abzufangen. Insgesamt könnte das Rote Kreuz 15 Mitarbeiter einstellen, um auch die zusätzlich eingesetzten Notarzteinsatz- und Rettungsfahrzeuge besetzen zu können.

Doch der Arbeitsmarkt ist leergefegt, beschreibt Rettungsdienstleiter Dieter Fecker. Mancher Mitarbeiter wandere in die private Wirtschaft oder Krankenhäuser ab. Das sei kein spezifisch zollernälblerisches Problem. Bundesweit suchten Rettungsdienste dringlich Personal und müssen mitunter zeitweise Rettungsfahrzeuge stilllegen.

So weit ist es im Kreis noch nicht: Man könne bislang alle Fahrzeuge besetzen, sagt der Kreisvorsitzende Lebherz. "Aber wir kommen an unsere Grenzen." Und Rettungsdienstleiter Fecker verdeutlicht: "Wir sind auf Kante genäht."

Sorgen machen muss sich noch niemand: Die Notfallrettung hat oberste Priorität. Personelle Engpässe werden aus dem Bereich des Krankentransports kompensiert – selbst wenn das in Einzelfällen längere Wartezeiten bei planbaren Fahrten bedeutet.

Die Ursachen für den Personalmangel sind indes vielfältiger als die Lage auf dem Arbeitsmarkt. So hat beispielsweise die Abschaffung des Berufs des Rettungsassistenten 2014 die Lage verschärft. Mitarbeiter mit dieser Qualifikation müssen bis 2020 zu Notfallsanitätern weitergebildet werden – sonst können sie nicht mehr im Rettungsdienst eingesetzt werden. Die Weiterbildung dauert zwischen sechs Wochen und neun Monaten. Während dieser Zeit fehlen die Mitarbeiter dem DRK.

Auch gehen absehbar zahlreiche ältere Mitarbeiter in den Ruhestand. Umgekehrt ist es nicht einfach, junge Menschen für die Ausbildung zu gewinnen. Niedrige Bezahlung, hohe Verantwortung, körperliche und psychische Belastungen im Schichtdienst machen den Beruf nicht unbedingt attraktiver.

"Die Botschaft ist klar", hält der Bereitschaftsleiter Dietmar Dieter deshalb fest: "Wir suchen Personal und wollen das vorhandene halten." Drei zentrale Ansatzpunkte sehen die Rotkreuzler, um den Rettungsdienst als Beruf attraktiver zu machen und das Nachwuchsproblem zu lösen.

Erstens müsse die Bezahlung verbessert werden. "Das wäre die richtige Schraube", ist Dieter überzeugt. Der Kreisverband selbst könne in diesem Punkt jedoch nichts tun, erklärt der Vorsitzende Lebherz: Man bekomme eben nur jene Mittel erstattet, die die tariflich vereinbarten Gehälter decken.

Zweitens sollte die Arbeitszeit verringert werden. Im Verhältnis zu einem Bürojob sei man im Rettungsdienst vergleichsweise lange von zuhause weg, sagt Dieter Fecker. In der in Kürze anstehenden Reduzierung der Wochenstunden sehen die DRK-Verantwortlichen im Zollernalbkreis bereits eine Verbesserung.

Drittens geht es um gesetzliche Rahmenbedingungen: Die Aufgaben, die ein Notfallsanitäter übernehmen darf, müssten klar geregelt werden, so Heiko Lebherz. Bislang gebe es beispielsweise keine rechtliche Grundlage für die eigenverantwortliche Verabreichung von Medikamenten.

Das Rote Kreuz im Kreis will auch selbst aktiv werden: Man will Möglichkeiten prüfen, um mit flexiblen Teilzeitstellen ehemalige Kollegen zur Rückkehr in den Rettungsdienst zu motivieren. Außerdem hat der Kreisverband alle Ehrenamtlichen in den Bereitschaften angeschrieben, ob sie – eine entsprechende Qualifikation vorausgesetzt – möglicherweise bereit sind, gegen eine Aufwandsentschädigung im Rettungswagen mitzufahren.

Daneben versuche man bereits, die Mitarbeiter beispielsweise durch Gesundheitsvorsorge oder technische Hilfsmittel körperlich zu entlasten, ergänzt Dietmar Dieter. Zudem werbe man verstärkt um Mitarbeiter. Eines werde man hingegen nicht machen, betont er, anderswo Leute abwerben: "Das wäre schlechter Stil."

Mittelfristig zeichnet sich womöglich eine Entspannung der Lage ab: Zehn Personen werden derzeit zu Notfallsanitätern ausgebildet. "Wenn die ersten Auszubildenden fertig sind, sehe ich wieder Licht am Ende des Tunnels", hält Dieter Fecker fest. "Die Dürrezeit bis dahin müssen wir überbrücken", sagt Lebherz. Wieviele der künftigen Notfallsanitäter nach ihrer dreijährigen Ausbildung beim Rettungsdienst bleiben werden, kann aber noch niemand sagen.