Bei 19 Personen aus der rechtsextremen Szene im Zollernalbkreis hat die Polizei vorbeigeschaut. (Symbolfoto) Foto: dpa

Beratungsteam sucht Personen aus der Szene im Zollernalbkreis auf. Aktion soll Ausstiegsmöglichkeiten aufzeigen.

Zollernalbkreis - Guten Tag, wir sind’s: Bei 19 Personen aus der rechtsextremen Szene im Zollernalbkreis hat die Polizei vorbeigeschaut. Die sogenannte Anspracheaktion brachte ein durchwachsenes Ergebnis.

Grundsätzlich, so die Mitteilung der Polizei, sei das Ergebnis der Ansprache positiv zu bewerten, da sich die Mehrheit der Rechtsextremen gesprächsbereit zeigte. Die meisten aber hätten sich gleichwohl nicht von der rechtsextremen Gesinnung abbringen lassen. Dabei, so die Schlussfolgerungen der Beamten, seien politische Hintergründe oft nur "plakatives Beiwerk"; viel öfter gehe es schlicht darum, Teil einer Gruppe zu sein.

Bei den Adressaten handelte es sich fast ausschließlich um Männer im Alter von 18 bis 34 Jahren, die mit der rechten Szene sympathisieren, in dieser verkehren, in der Vergangenheit rechtspolitische Veranstaltungen besuchten oder wegen entsprechender Straftaten bereits in Erscheinung getreten waren. Die begangenen strafbaren Handlungen erstreckten sich über Sachbeschädigungen, das Verwenden verfassungsfeindlicher Symbole, volksverhetzenden Delikten bis hin zu schwersten Straftaten.

Im Einsatz bei den Hausbesuchen waren Beamte der Beratungs- und Interventionsgruppe gegen Rechtsextremismus (BIG Rex – siehe Info) des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg zusammen mit Kollegen der Kriminalpolizeidirektion Rottweil. Mit den Rechtsextremen sprachen die Beamten über die Hintergründe und Gefahren des Rechtsextremismus und zeigten ihnen die teilweise mit ihrer Gesinnung einhergehenden negativen Begleiterscheinungen sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich auf.

Primäres Ziel dieser Gespräche war es, den oft orientierungslosen jungen Menschen Alternativen und Möglichkeiten eines Ausstiegs aufzuzeigen. Die Teams beantworteten Fragen, wie das Abrutschen in den Rechtsextremismus verhindert werden kann, welche Wege es für Aussteiger gibt, oder auch welche Zukunftsperspektiven nach einem Ausstieg bestehen.

Die Beamten ermunterten ihre Gesprächspartner zum Ausstieg aus der rechten Szene und boten ihnen für den Fall der oftmals langwierigen Umorientierung jeweils aktive Hilfestellung an. Ferner ergab sich für die Polizei die Möglichkeit, die Familie und auch den unmittelbaren Freundeskreis der Adressaten zu sensibilisieren. Durch diese persönliche Kontaktaufnahme mit der Zielgruppe sollen Gefährdete vor der Begehung zukünftiger Straftaten bewahrt werden.

Die Beratungs- und Interventionsgruppe gegen Rechtsextremismus (BIG Rex) ist Teil des im Jahr 2001 durch das Innenministerium Baden-Württemberg unter Einbeziehung der Ministerien für Justiz, Kultus- und Soziales ins Leben gerufenen Programms "Ausstiegshilfen Rechtsextremismus". Der Grundgedanke des Programms besteht darin, sowohl polizeilich bekannte Sympathisanten wie auch Erst- und Mehrfachtäter durch die Landespolizei und das Landeskriminalamt anzusprechen, um sie zum Ausstieg aus der rechten Szene zu motivieren und zu unterstützen. Die BIG Rex ist beim Landeskriminalamt angesiedelt und erreichbar unter Telefon 0711/54 01 36 00 und per E-Mail big-rex@polizei.bwl.de.