Benedikt Brielmeier darf mit dem HBW Balingen-Weilstetten II nicht, Florian Antony (rechts) will mit Tabellenführer TSV Friedberg nicht in die 2. Liga aufsteigen. Foto: Kara Foto: Schwarzwälder-Bote

Drittliga-Spitzenvereine im Süden winken beim Thema Aufstieg ab

Von Ulrich Mußler Die einen dürfen nicht, die anderen wollen nicht. Die Handball-Teams in der 3. Liga Süd scheuen den Aufstieg in die 2. Bundesliga wie der Teufel das Weihwasser. Und so kommt der Spielbetrieb einer Farce gleich.

Der HBW Balingen-Weilstetten II momentan Tabellenzweiter in der 3. Liga Süd darf als zweite Mannschaft den Statuten der Handball Bundesliga (HBL) entsprechend nicht aufsteigen. Mit dem Tabellendritten TSB Heilbronn-Horkheim und dem Tabellenvierten HSG Konstanz haben sich in den vergangenen Wochen zwei Klubs dahingehend geoutet, nicht in die zweithöchste Spielklasse aufrücken zu wollen. Am Mittwoch winkte auch Spitzenreiter TSV Friedberg ab – ein Abenteuer 2. Liga sei zu teuer, der Etat hätte um das Zweieinhalbfache auf etwas mehr als ein halbe Million Euro angehoben werden müssen. Offenbar ist die SG Leutershausen das mahnende Beispiel. Warfen die Roten Teufel in der vergangenen Drittliga-Spielzeit alles in Grund und Boden, zieren sie nun mit 9:27 Punkten das Tabellenende. Mit dem SV Henstedt-Ulzburg und dem TuS Ferndorf belegen zwei weitere Aufsteiger die Abstiegsplätze. Ein Phänomen, das in der 1. Handball-Bundesliga seit Jahren gang und gäbe ist.

Zu groß scheint der Sprung von der 3. in die seit der Saison 2011/12 eingleisig geführte 2. Liga – besonders finanziell. Als die Liga noch in Nord und Süd unterteilt war, waren die aufgrund der kürzeren Anfahrtswege im Etat eingeplanten Posten für Auswärtsfahrten weitaus geringer. Zudem spielten in den beiden Staffeln jeweils 18 Mannschaften, nun messen sich in einer Staffel 20 Teams. "Es ist diskussionswürdig, ob es sinnvoll war, diese Struktur vom Fußball zu übernehmen. Aber man sieht eben erst ob eine eingleisige 2. Liga etwas taugt, wenn man sie ausprobiert. Zwei Zweitliga-Staffeln wären meiner Meinung nach besser, auch weil dann wieder mehr Plätze für Spieler frei werden würden", sagt Eckard Nothdurft, Trainer des HBW Balingen-Weilstetten II.

Doch nicht nur im Süden stehen Teams ganz vorne, die nicht aufsteigen dürfen oder wollen. In der 3. Liga Nord etwa führen die Füchse Berlin II das Tableau an. Im Westen stehen der Leichlinger TV, im Osten die vom ehemaligen HBW-Spieler Jens Bürkle trainierten Rimparer Wölfe ganz vorne. Verzichtet ein Drittliga-Meister auf den Aufstieg, spielen alle vier Zweitplatzierten den frei gewordenen Platz in Liga 2 in einer Relegationsrunde aus, denn offiziell werden die vier Staffeln als eine Liga behandelt. Problematisch zudem: will keiner aufsteigen ist der Wettbewerbsverzerrung Tür und Tor geöffnet. Welches Topteam gibt nicht gerne einem benachbarten Hinterbänkler gegen Saisonende freiwillig die Punkte, wenn so ein Derby in der kommenden Spielzeit und eine kurze Anfahrt garantiert ist?

Es gibt aber auch andere Nutznießer. Von zahlreichen Aufstiegs-Rückzieher profitierten nach der Saison 2011/12 etwa die Frauen der HSG Albstadt. Als Tabellenletzter der 3. Liga Süd eigentlich in die Baden-Württemberg-Oberliga abgestiegen, hielten sie schließlich ihren Platz in der dritthöchsten Spielklasse, weil etliche Klubs aus den Ligen 1, 2 und 3 keinen Lizenzantrag mehr stellten und nur wenige Mannschaften aus den Landesverbänden aufrücken wollten.