Für sie war es eine positive Erfahrung (von links): Markus Maute (stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter), Frank Tantzky, Simon Schneider, Monika Müller, Martin Weber, Marcel Gutekunst, Günther Ehrlich, Dietmar Dieter (Kreisbereitschaftsleiter) und Jerome Meindorfer. Foto: DRK

"Menschen sind nicht zum Spaß unterwegs". Sanitäter des DRK-Kreisverbands bei Hilfsaktion.

Zollernalbkreis - Als die Flüchtlingswelle Bayern überrollte, wurden die Neuankömmlinge mit Zügen in die verschiedenen Bundesländer verteilt. Zwei vierköpfige Helferteams aus Sanitätern des DRK-Kreisverbands Zollernalb haben die Züge begleitet.

Das erste Team war einen Tag im November unterwegs, um den Zug von Freilassing nach Mannheim zu begleiten, das zweite Team einen Tag im Dezember. Wie es zu der Hilfeaktion kam? "Es gab eine kurzfristige Anfrage des Landesverbands an die Kreisverbände, ob jemand zur Unterstützung des Bayerischen Roten Kreuzes bereit wäre", erklärt Kreisbereitschaftsleiter Dietmar Dieter. Es hätten sich schnell Freiwillige gefunden. "Darüber hinaus zeigt ein solches Engagement auch, dass das Wirken des DRK nicht an den Kreisgrenzen endet, sondern dass man Teil einer weltweiten Organisation ist", sind sich die Helfer einig.

Außerdem biete ein solcher Einsatz die Möglichkeit, sich in kontrovers diskutierten Fragen in der so genannten "Flüchtlingskrise" ein eigenes Bild zu machen, "und nicht nur auf die Stammtischmeinungen und Geschichten in den Medien" angewiesen zu sein, sagt Simon Schneider, ein Helfer von der Schömberger Bereitschaft.

Das erste Team war in einem Zug mit neun Waggons und knapp 750 Flüchtlingen unterwegs, dass zweite Team mit rund 400. Zu den Aufgaben der DRK-Helfer gehörte neben dem allgemeinen Sanitätsdienst auch das Verteilen von Getränken und Lunchpaketen vor der Abfahrt an jeden Sitzplatz. "Das war Schwerarbeit, und am Ende hat man es in den Armen gespürt", sagte Monika Müller vom Ortsverband Rosenfeld.

Dann wurde der Zug Waggon für Waggon von der Polizei mit Flüchtlingen gefüllt. An Bord selbst waren neben den Flüchtlingen nur noch der Lokführer, ein Zugbegleiter, zwei Mitglieder der DB-Sicherheit und eben das vierköpfige Sanitäterteam. Nun berichten sie von überaus positiven Erfahrungen. "Es hat aber fast alles reibungslos geklappt", hört man von allen Helfern.

Die Hilfsbereitschaft sei auch unter den Flüchtlingen beeindruckend gewesen, sagte Frank Tantzky von der Schömberger Bereitschaft. Wenn ein Rollstuhlfahrer Schwierigkeiten hatte, in den Zug zu kommen, habe man nicht auf die Hilfskräfte gewartet, sondern angepackt. "Da können wir uns manchmal vielleicht eine Scheibe davon abschneiden."

Nach der Ankunft sei der Zug nicht wirklich sauber gewesen. Da hätten dann Frauen mit ihren eigenen Schals den Boden gewischt und den Zug "besenrein" verlassen, berichten die DRK-Ehrenamtlichen. Beeindruckt habe die Menschlichkeit, die sich zeigte, sagt Marcel Gutekunst von der Bereitschaft Weilstetten-Frommern. Er erzählt von einer Polizistin, die sich in ihrer Pause nicht zurücklehnte, sondern mit Flüchtlingskindern am Bahnhof Ball spielte und den Kleinen etwas Ablenkung vom Alltag verschaffte.

Als die Flüchtlinge nach tagelanger Verpflegung mit Brezeln und Brötchen nach etwas Frischem fragten, bekamen sie Babynahrung, die das frischeste Lebensmittel an Bord war. "Es gab viel Gelächter, und das hat der Atmosphäre im Zug echt gut getan", berichten die Helfer.

Zwischenfälle habe es wenige gegeben. Der Zug des ersten Teams habe zweimal anhalten müssen. Einmal in Ulm, wegen einer Frau im Unterzucker, ein zweites Mal wegen einer Schwangeren in Göppingen. "Da war es, glaube ich, ganz gut, dass eine Frau als Sanitäterin dabei war", sagt Monika Müller. Es habe schnell entschieden werden müssen, ob das Kind im Zug geboren werden sollte oder draußen. Der Rettungswagen sei mit der schon zweifachen Mutter an Bord gerade mal einige Meter weit gefahren, dann habe er anhalten müssen, weil das Kind kam.

Beim zweiten Team blieb noch ein Kind im Zug, dessen Eltern es zurückgelassen hatten. Die Familienzusammenführung habe aber noch auf dem Bahnsteig stattgefunden. Insgesamt, so bekam man den Eindruck, waren die Einsätze für alle Beteiligten anstrengend: Die Teams waren von sechs Uhr morgens bis drei Uhr nachts unterwegs. Aber es waren für alle beeindruckende Erfahrungen. "Das würde ich wieder machen", sagt Tantzky. Der Umgang mit den Geflüchteten sei angenehm gewesen, man habe gemerkt, dass diese Menschen "nicht zum Spaß" unterwegs seien. Simon Schneider bringt es auf den Punkt: "Da hat man die Grundsätze des DRK gespürt: Einheit, Hilfe und Arbeit Hand in Hand."