HandballMartin Strobel trifft mit dem HBW auf seinen Ex-Klub

Von Ulrich Mußler

Als Regisseur gibt Martin Strobel beim Handball-Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten den Takt vor. Seit Saisonbeginn führt er das Team auch als Kapitän aufs Feld. Nach der Heimniederlage gegen Gummersbach fordert er: "Wir müssen ein anderes Gesicht zeigen."

Der Frust nach der verpatzten Heimpremiere saß tief. Mit 27:31 zog der HBW am vergangenen Samstag gegen den VfL Gummersbach den Kürzeren. Schon morgen hat die Mannschaft um Kapitän Martin Strobel die Gelegenheit sich zu rehabilitieren. Denn beim TBV Lemgo (19 Uhr, Lipperlandhalle) steht bereits eines der Schlüsselspiele der Saison auf dem Plan.

"Wir würden am liebsten schon jetzt nach Lemgo fahren", sagt Strobel. Denn das Team brennt auf Wiedergutmachung. "Es war extrem schade, wir und die Fans hatten uns so auf das Spiel gegen Gummersbach gefreut. Aber dann haben wir gesehen, wie man ein Spiel innerhalb von zehn Minuten verlieren kann. Wir waren wie in einer Schockstarre, die aber jeder noch im Spiel abgelegt haben sollte", beschreibt Strobel jene Phase, in der der HBW einen 1:10-Lauf zum 10:16 schlucken und damit jegliche Hoffnungen auf einen Erfolg begraben musste.

Vor dem Duell mit Lemgo sagt Strobel, der selbst fünf Spielzeiten das Trikot des TBV trug und mit den Lipperländern 2010 den EHF-Cup gewann: "Wir müssen ein anderes Gesicht zeigen und uns darauf konzentrieren, was uns stark gemacht hat." Seit seiner Rückkehr nach Balingen im Sommer 2013 sind die Kontakte ins Lipperland weniger geworden. "Die Mannschaft hat sich seither doch sehr stark verändert. Es sind nur Rolf Hermann und einige der damaligen Perspektivspieler übrig geblieben." Natürlich stand Nationalspieler auch noch gemeinsam mit Florian Kehrmann, der inzwischen Chefcoach beim TBV ist, auf der Platte. "Flo ist unheimlich Ehrgeizig. Ich glaube auch, dass er ein guter Trainer ist." Dass den TBV wieder prominente Spieler verlassen haben, will Strobel nicht als großen Vorteil werten: "Es geht nicht um Namen. Lemgo zählt genau so wie wir zu den sieben, acht Mannschaften, für die es um den Klassenerhalt geht."

Seit Saisonbeginn hat der 29-Jährige eine zusätzliche Rolle übernommen. Die Mannschaft hat ihn zum Kapitän und damit zum Nachfolger seines mittlerweile als HBW-Geschäftsführer tätigen Bruders Wolfgang gewählt. "Es ist natürlich etwas Besonders zum ersten Mal Kapitän einer Bundesliga-Mannschaft zu sein. Es freut mich, dass das Team hinter mir steht. Die Mannschaft aufs Feld führen, ist schon eine Ehre."

Offiziell gibt es im Handball seit 2005 keine mit einer Armbinde gekennzeichneten Spielführer mehr, deren Aufgabe auf dem Feld lediglich darin bestanden hatte, die Seitenwahl vorzunehmen. Es sind Dinge abseits des Parketts, bei denen der Kapitän gefordert ist. "Ich bin quasi die Anlaufstelle für meine Mitspieler. Jeder kann auf mich zukommen, wenn ihm etwas auf dem Herzen liegt. Als Kapitän ist man an der Schnittstelle zwischen Mannschaft, Verein und Management. Es geht darum, interne Dinge zu klären. Aber natürlich ist es auch meine Aufgabe mit darauf zu achten, dass unsere sportlichen Ziele immer im Fokus haben und eben auch auf dem Spielfeld mal ein Zeichen zu setzen", so Strobel.

18 Mal haben der HBW Balingen-Weilstetten und der TBV Lemgo bisher in der Handball-Bundesliga die Klingen gekreuzt. Zwölfmal behielt Lemgo bis dato die Oberhand, vier Partien entschied der HBW für sich, zwei Duelle endeten unentschieden. Beim ersten Aufeinandertreffen – damals noch in der Tübinger Paul-Horn-Arena – gelang dem HBW eine Sensation. Der Aufsteiger fegte die Gäste mit 30:22 von der Platte. Das aber sollte für lange Zeit der letzte Erfolg der Schwaben gewesen sein. Erst nach einer neun Partien währenden Durststrecke gelang ihnen im Oktober 2011 wieder ein Sieg. Seither begegnen sich die beiden Teams auf Augenhöhe. In den vier folgenden Heimspielen gab der HBW nur noch einmal einen Punkt ab. In der vergangenen Spielzeit setzte sich das Team von Trainer Markus Gaugisch in der Balinger Arena mit 33:287 durch und entführte beim 21:21 zum ersten Mal überhaupt einen Punkt aus dem Lipperland

THW Kiel – TSV Hannover-Burgdorf 33:29 (13:14). Tore für THW Kiel: Ekberg (8/1), Duvnjak (7), Vujin (5), Dissinger (4), Dahmke (3), Cañellas (2/2), Wiencek (2), Toft Hansen (1), Weinhold (1); TSV Hannover-Burgdorf: Olsen (10), Patrail (6), Häfner (5), Lehnhoff (5/1), Kárason (1), Schmidt (1), Szücs (1).

Rhein-Neckar Löwen – ThSV Eisenach 39:25 (21:11). Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer (8/2), Schmid (5/2), Baena (4), Ekdahl du Rietz (4), Petersson (4), Groetzki (3), Reinkind (3), Guardiola (2), Mensah Larsen (2), Steinhauser (2), Kneer (1), Sigurmannsson (1/1); ThSV Eisenach: Celica (3), Criciotoui (3), Hansen (3), Ragnarsson (3), Waliullin (3), Wöhler (3), Holzner (2), Koloper (2), Urban (2), Heinemann (1/1).