Verena Göppert (Dritte von links) und Ulrike Mühlich (Dritte von rechts) engagiere sich für Flüchtlinge in Zimmern, darunter Familien aus Syrien, die seit Kurzem in Stetten zu Hause sind. Foto: Parage Foto: Schwarzwälder-Bote

Flucht: Ulrike Mühlich und Verena Göppert engagieren sich in Zimmern

Von Verena Parage

Zimmern o. R. Zwei Zimmerner Frauen haben denselben Gedanken: Sie wollen Flüchtlingen helfen. Unabhängig voneinander gehen sie ins Rathaus, bieten ihre Hilfe an. Inzwischen haben sie die Arbeit aufgenommen: Das Ergebnis ist der Freundeskreis Asyl Zimmern.

Verena Göppert und Ulrike Mühlich sind zwei, die lieber anpacken als zuzuschauen. Die eine, Göppert, ist Lehrerin im Sabbatjahr und hat an der Rottweiler Konrad-Witz-Schule in den Vorbereitungsklassen für Ausländer mitgearbeitet. Die andere, Mühlich, ist nach eigenen Angaben ein Organisationstalent und im Ruhestand.

Sie hat also Zeit, scherzt Verena Göppert. "Und ich wollte im Vorfeld mal Ordnung bringen ins Chaos", ergänzt ihr Gegenüber. Die beiden haben sich erst durch ihr Engagement kennengelernt. Seit Oktober, damals kamen vier Flüchtlingsfamilien nach Zimmern, arbeiten sie zusammen und ziehen den örtlichen Freundeskreis Asyl auf. Unterstützung erhalten sie von weiteren Freiwilligen.

Verena Göppert kümmert sich um zwei serbische Roma-Familien, die im gemeindeeigenen Gebäude in der Hansjakobstraße in Zimmern untergekommen sind. Zweimal in der Woche gibt sie ihnen Deutschunterricht. Als Lehrerin ist sie damit in ihrem Element. Im Kurs vermittle sie, "dass ohne Sprache keine Integration möglich ist". Der erste Kontakt zu den Neuankömmlingen indes ist weitaus weniger organisiert. Die Frauen besuchen die Flüchtlinge einfach, "sagen Hallo und schauen: Wo fehlt es noch?", erzählt Göppert.

In Stetten beispielsweise lebt seit Kurzem eine syrische Familie. Einer der Jungen sei mit Sandalen herumgelaufen. Kurzerhand fragte die Zimmernerin am Abend nach dieser "Entdeckung" in ihrem Bekanntenkreis herum, und sammelte so zwei paar feste Schuhe für den Kleinen.

Gerade am Anfang gibt es viel zu tun. Die Frauen erledigen Behördengänge oder erklären den Asylbewerbern den Inhalt der Briefe, die sie erhalten. Beispielsweise ein Schreiben zum Thema Rundfunkbeitrag.

Wieder berichten sie von zwei syrischen Jungs in Stetten: Die hatten in der vergangenen Woche ihren ersten Schultag. Also hatten die beiden Frauen zunächst Schulranzen besorgt und diese dann bestückt mit allem, was nötig ist. Manche Ausgaben ersetzt der Freundeskreis Asyl Rottweil, andere die Gemeinde, Kleinigkeiten besorgt das Duo auch auf eigene Kosten. "Wir haben hier kein eigenes Spendenkonto."

Ein Dach über dem Kopf ist ihrer Meinung nach für gelungene Integration nicht genug: "Wir sind fürs Willkommen zuständig." Sie spricht von einem Brückenschlag zwischen dem einen und dem andern. Zumal Mühlich mit der Unterbringung nicht immer einverstanden ist. Die Wohnung im Stettener Mühlenweg ist zwar ordentlich und sauber, aber bereits im Hausgang hängt ein halb heruntergerissener Vorhang, die Wände könnten einen neuen Anstrich vertragen. "Wir würden es ja machen", sagt sie über solche kleinen Arbeiten. Allerdings würde sie dafür gerne vor dem Einzug der Flüchtlinge die Unterkünfte anschauen. Und das habe trotz mehrmaliger Anfragen im Rathaus nicht geklappt.

Sie wollten den Flüchtlingen Werte wie Ordnung und Sauberkeit vermitteln, meint Mühlich und fragt, wie das funktionieren solle, wenn vor dem Haus eine stinkende, weil lange nicht geleerte Mülltonne steht, und sich daneben die leeren Kartons von den Möbeln für die Asylbewerber-Wohnung türmen. Die beiden Frauen engagieren sie – aber sie fordern auch ein.