Das imposante Pfarrhaus in unmittelbarer Nähe der evangelischen Kirche und des Gemeindehauses wurde in letzter Zeit für den Einzug von Geflüchteten vorbereitet. Eine umfangreiche Sanierung kam 2011 zum Abschluss. Foto: Fahrland

Ukrainer bringen ab Dienstag wieder Leben in das ungenutzte Pfarrgebäude von Vöhringen-Wittershausen. Die Kirche hatte es zunächst zu einer Tagespflege machen wollen, doch das scheiterte am Brandschutz und an den Kosten.

Über mehrere Monate zogen sich die Vorbereitungen und Abstimmungsgespräche zwischen der evangelischen Kirchengemeinde, der Gemeinde Vöhringen, dem Landratsamt Rottweil und dem Oberkirchenrat hin. Am Dienstag, 14. Februar, wird jetzt mit Flüchtlingen aus der Ukraine neues Leben ins Obergeschoss des Pfarrhauses einziehen.

Eigentümerin ist die evangelische Kirchengemeinde. Sie hatte ihre Pfarrstelle durch den Pfarrplan 2024 eingebüßt und fällt wie Bergfelden unter die Zuständigkeit von Pfarrer Oliver Velm, der im dortigen Pfarrhaus wohnt. Die Idee, aus dem hiesigen Pfarrhaus eine Tagespflege zu machen, scheiterte an Brandschutzvorgaben und den hohen Kosten für den Umbau.

Der Mietvertrag stellte eine hohe Hürde dar

Gabi Kaufmann freut sich, mit der Flüchtlingsunterbringung den diakonischen Auftrag konkret erfüllen und als Vorsitzende des Kirchengemeinderats etwas bewegen zu können. Als es landesweite Aufrufe gab, Wohnraum zur Verfügung zu stellen, wurden die Räumlichkeiten der Gemeinde Vöhringen gemeldet.

Eine besondere Hürde war die unterschriftsreife Anpassung des Mietvertrages. Er musste den Interessen aller Beteiligten und den Anforderungen des Oberkirchenrates gerecht werden. Unterzeichnet wurde er Ende Januar. Die Räume sind von der Gemeinde Vöhringen für die Folgeunterbringung angemietet worden. Laut Quadratmeterschlüssel der Behörden reicht die verfügbare Wohnfläche für maximal zwölf bis vierzehn Personen.

Küchenzeile eingebaut

Die Ukraine-Hilfe war im Herbst vom Musikverein Lyra Wittershausen und der Kirche mit Spenden unterstützt worden. Umgekehrt beantragte die Kirchengemeinde nun bei der Hilfsorganisation einen Zuschuss und erhielt 2500 Euro. Ein Schreiner baute im Erdgeschoss vor der Registratur und dem Pfarrsekretariat, das von Nahbereichsdiakon Blaise Gouget mitgenutzt wird, eine abschließbare Abtrennung vom Eingangsbereich samt Treppenhaus ein. Größte Anschaffung auf Kosten der Kirchengemeinde war eine einfache Küchenzeile mit Kühlschrank, Herd, Backofen und Spüle. Kirchenpflegerin Beate Kolb erzielte in einem Balinger Möbelhaus einen guten Preis.

Menschliche Begleitung liegt Kirchengemeinderäten am Herzen

Um jeglichen Vorbehalten den Wind aus den Segeln zu nehmen, wurde im Mietvertrag auf die Beherbergung von christlich geprägten Flüchtlingen Wert gelegt.

Die menschliche Begleitung liegt den Kirchengemeinderäten ganz besonders am Herzen. Sie möchten die Ankommenden persönlich begrüßen und ihnen hilfreich zur Seite stehen. „Unsere Mieter sollen sich bei uns wohlfühlen“, wünscht sich Kaufmann.

Sie hofft auf die Empathie der Bevölkerung, die sie als engagiert und hilfsbereit kennt. Als Erzieherin bringt sie Erfahrung im Umgang mit Angehörigen anderer Nationalitäten mit und zeigt sich zuversichtlich und motiviert.

Von Freunden und Bekannten kam spontan Hilfe

Laut Landratsamt verfügt jeder Ankömmling über eine Matratze, eigenes Bettzeug mit Decken und Kissen und bringt pro Person eine Grundausstattung an Essgeschirr und Besteck mit. Alles Weitere muss sich finden.

Die Kirchengemeinderäte haben bei Neuanschaffungen brauchbare Möbelstücke aufbewahrt, um die Räume mit dem Notwendigsten auszustatten. Hinzu kam die spontane Hilfsbereitschaft von Freunden und Bekannten, die unter anderem gebrauchte und neue Lampen spendeten. Zu den liebevollen Kleinigkeiten zählt etwa ein handgenähter Klammerbeutel samt Wäscheständer.