Sonnenstrahlen im Gesicht, eine Tasse Kaffee in der Hand: Sandra Ringwald lässt die Saison Revue passieren. Foto: Schuon

Ski nordisch: Langläuferin hat Winter mit Aufs und Abs hinter sich.

"Lasst uns doch nach draußen gehen. Es ist so schönes Wetter", sagt Sandra Ringwald mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Auf die Terrasse des Elternhauses in Schönwald scheint die Sonne. Schnee hat die 26-Jährige in dieser Saison genug gesehen.

Deshalb geht es bald ab in tropische Gefilde. Gemeinsam mit ihrem Freund, dem Kombinierer Fabian Rießle, fliegt sie auf eine ganz besondere Insel im indischen Ozean – La Réunion.

Es liegen turbulente Wochen hinter der Langläuferin vom ST Schonach-Rohrhardsberg. Den Weltcup hat sie auf dem 23. Rang abgeschlossen – sechs Plätze schlechter als im vergangenen Jahr. "Ich bin mit der Saison nicht komplett unzufrieden", sagt sie mit skeptischem Blick. "Es waren auch richtig gute Ergebnisse dabei." Das beste deutsche Sprint-Ergebnis in diesem Winter, Rang vier in Toblach (Italien), zum Beispiel. Und natürlich der fast schon historische zweite Platz mit der Staffel in Ulricehamn (Schweden). Es war der erste Podiumsrang für ein deutsches Quartett seit 2010. Dann kommt das Aber: "Ganz zufrieden bin ich nicht." Vor allem – weil die nordische Ski-WM in Lahti "richtig in die Hose ging".

Kurz vor der WM in Topform

Zwei Jahre hatte sie auf diesen Höhepunkt hingearbeitet, mit einer Überraschung geliebäugelt. Gerade dann kam ein kleines Formtief. Im Sprint blieb sie mit Rang 14 hinter ihren Erwartungen zurück, verpasste das angestrebte Finale. Im Skiathlon folgte der 21. Platz, in der Staffel der sechste. "Die Endvorbereitung auf die WM ist ziemlich schiefgelaufen", begründet die Sprintspezialistin. Mittlerweile weiß sie, dass sie kurz vor der WM eigentlich ihre Top-Form erreicht hatte. Doch anstatt auf der Erfolgswelle zu schwimmen, hat sie der Ehrgeiz gepackt. "Ich habe einfach zu spät gemerkt, dass es in dieser Phase gut lief." Also wollte sie noch mehr aus sich herausholen. Das war zu viel. "Ich habe überpowert und meine Leistungsgrenze überschritten", gibt sie zu.

Aus diesem Fehler will sie nun lernen. "Ich bin jetzt um eine Erfahrung reicher und hoffe, dass mir das nächstes Jahr nicht noch einmal passiert." Dann steht für Sandra Ringwald das nächste Großereignis an: die Olympischen Spiele in Pyeongchang. Von den DSV-Kollegen, die bereits in diesem Winter einen Abstecher nach Südkorea gemacht haben, hat sie viel Gutes über die dortigen Anlagen gehört: "Alle waren ganz begeistert. Die Menschen sind sehr gastfreundlich und freuen sich auf Olympia. Auch die Sportstätten sollen gut sein und liegen sehr nah beieinander." Verpassen will sie das Großereignis auf keinen Fall. "Es wären meine ersten Olympischen Spiele. In Sotschi war ich leider noch nicht dabei."

Deshalb wird der Urlaub auch nicht zu lange ausfallen. Im Sommer werden die Grundlagen für eine gute Saison gelegt. "Mein Ziel für den kommenden Winter ist es, im Sprint den ein oder anderen Coup zu landen." Dazu werden sich die Trainingsschwerpunkte etwas verschieben.

Gänzlich spezialisieren will sich Sandra Ringwald aber nicht. Dies liegt auch an der Tour de Ski, der zweite Höhepunkt im Langlauf-Winter 2017/18. "Dort möchte ich mich vor allem in den Distanzrennen verbessern", gibt die 26-Jährige preis. Da hat sie sozusagen noch eine Rechnung offen. In dieser Saison hat sie die Tour vorzeitig abgebrochen – "weil meine Leistungen einfach nicht mehr gepasst haben".

Weltcup in Dresden am Elbufer?

Und dann lockt noch ein weiterer Höhepunkt: Am 13. und 14. Januar sollen am Elbufer in Dresden Weltcups stattfinden. "Das wäre super", hofft Ringwald, dass die sächsische Landeshauptstadt vom Weltskiverband den Zuschlag erhält. Doch dies ist Zukunftsmusik. Statt Elbufer heißt es erst einmal kreolisches Essen, Vulkane und Baden im Indischen Ozean. Der Frühlingsanfang in Schönwald ist also nur ein Vorgeschmack auf sonnige Tage ohne Schnee.

Sandra Ringwald Die 26-Jährige ist in der Langlauf-Weltspitze angekommen. In den vergangenen sechs Jahren hat sie sich im Weltcup etabliert und kontinuierlich nach oben gearbeitet. Das verdankt sie auch ihrem starken Ehrgeiz. Ihren bisher erfolgreichsten Winter beendete sie auf Rang 17 im Gesamtweltcup (zehn im Sprint). Das Talent der Schönwälderin wurde bereits früh entdeckt. Ringwald ist beim ST Schonach-Rohrhardsberg quasi auf Skiern aufgewachsen. Hängengeblieben ist sie beim Langlauf. Neben der Schule besuchte sie das Skiinternat in Furtwangen (SKIF) – ihre Spezial-Disziplin ist der Sprint. Dort feierte sie gemeinsam mit Hanna Kolb in Planica (Slowenien) ihre bisher beste Weltcup-Platzierung (Rang drei). Im vergangenen Winter kam mit dem zweiten Platz in der Staffel (Ulricehamn/Schweden) ein weiterer Podestplatz hinzu. Das sind – gemeinsam mit den fünf deutschen Meistertiteln – die bisher größten Erfolge der 1,60 Meter großen Frohnatur.