Die Winterlinger Bank will ihre Filiale in Benzingen dichtmachen. Foto: Böhler Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortschaftsrat: Chef der Winterlinger Bank rechtfertigt sich für Schließung der Filiale

Winterlingen-Benzingen. Die Schließung der Geschäftsstelle der Winterlinger Bank hat auf der Tagesordnung im Benzinger Ortschaftsrat gestanden. Das Ereignis hatte in der Teilgemeinde Unverständnis und großen Unmut ausgelöst. Deswegen war Willy Braun, Vorstandsvorsitzender der Winterlinger Bank, zur Sitzung ins Benzinger Rathaus gekommen.

Ortsvorsteher Ewald Hoffmann bedankte sich für sein Kommen, dies sei in der Branche keine Verpflichtung. Im nächsten Atemzug übte er jedoch Kritik an der Winterlinger Bank, die er als "rein gewinnorientiertes Unternehmen" bezeichnete.

Braun wehrte sich sogleich zu Beginn seines Vortrags gegen diese Einordnung: "Die Winterlinger Bank ist zwar ein Wirtschaftsunternehmen, aber kein rein gewinnorientiertes. Wir stehen als genossenschaftliche Bank im Spannungsverhältnis zwischen den Bedürfnissen unserer einzelnen Kunden und der Gesamtbilanz der Bank."

Das Problem und die Ursache für die Schließung der Geschäftsstelle sei die schwierige Situation, in der sich die Bankenbranche zur Zeit befinde. Durch die Politik des billigen Geldes, das heißt die Absenkung des Leitzinses, sei es in den vergangenen Jahren für kleine Banken schwierig geworden, schwarze Zahlen zu schreiben. Deutsche Staatsanleihen seien inzwischen ein Verlustgeschäft, und selbst die Gewinne aus der Baufinanzierung seien durch die scharfe Konkurrenzsituation ebenfalls unter Druck geraten.

Einige sichtlich verärgerte Benzinger Bürger waren zur Sitzung gekommen. Der Abbau von Infrastruktur im Ort treffe sie alle, hätte die Bank nicht wenigstens den Geldautomaten stehen lassen können? Braun entgegnete, selbst ein Geldautomat in Benzingen bedeute für die Winterlinger Bank ein Verlustgeschäft, da er mit zwei Verfügungen pro Stunde nicht auf die wirtschaftlichen 30 000 Verfügungen im Jahr komme. Auch andere Filialen seien unwirtschaftlich, nur habe Benzingen mit seinen zirka 1 300 Einwohnern eben die niedrigste Auslastung.

Eine Initiative habe 357 Unterschriften zum Erhalt des Geldautomaten gesammelt, gab Ortsvorsteher Hoffmann bekannt. Die könne man nicht einfach unter den Teppich kehren. Doch die Entscheidung der Winterlinger Bank zum Rückzug könne man nicht mehr umkehren. Hoffmann übte Kritik an der Bank für ihre Informationspolitik: "Wären wir früher informiert worden und nicht erst 22 Tage vor der Schließung, hätten wir sicher eine Lösung gefunden."

Die Gemeinde hätte sich beispielsweise an den Gebäude- und Reinigungskosten beteiligen können, schließlich liege der Erhalt der Infrastruktur in ihrem Interesse. Doch stattdessen habe der Bankvorstand einfach Nägel mit Köpfen gemacht und die Benzinger Bürger vor vollendete Tatsachen gestellt. Auf der anderen Seite hätten einige Kritiker "wie Blinde von der Farbe" geredet, als sie sagten, der Ortschaftsrat tue nichts. Er habe schlichtweg keine Möglichkeit mehr gehabt, die Entscheidung zu kippen. Doch es gebe Hoffnung:

Der Ortschaftsrat stehe in Verhandlungen mit anderen Banken, die gegebenenfalls einen Geldautomaten zur Verfügung stellen wollten.