Bier und die Gespräche an seinem Stammtisch sind für Leibssle die Lösung für manches gravierende Problem in seinem Alltag. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Eckard Grauer ist nicht nur den schwäbischen Schnäppchenjägern auf der Spur

Von Beatrix Müller

Winterlingen. Scharfsinniges kommt durch die Hintertür beim Auftritt von Eckhard Grauer. Mit seiner ironisch-liebevollen Hommage an die Schwaben auf der Kleinkunstbühne K3 sorgte "Leibssle" für strahlend-lachende Gesichter.

Charmant und galant serviert Eckard Grauer seine verbalen und gesanglichen schwäbischen Delikatessen auf dem Tisch, genauer gesagt auf der Kleinkunstbühne K3. Der Mann im Anzug und mit Hut überzeugt nicht nur mit Scharfsinn in seinem Programm "Leibssle kandidiert".

Letzteres tut er, obwohl er von Politik nichts weiß und sie für ihn ein schmutziges Geschäft ist: Ähnlich wie beim Baumpflanzen bleibt immer ein Haufen Dreck übrig.

"Warum gibt’s keine Politiker mehr wie früher? Wie Adenauer und Brandt?" Ganz klar: Die Entwicklung gehe hin zur Anpassung. Wer ein Talent hat, das andere nicht haben, kommuniziere das sofort über die Medien und mache Nachteile zu Vorteilen, wie die erste Giraffe der Welt, die auch nicht das Gras am Boden, sondern die Blätter auf den Bäumen gefressen habe.

Zivilcourage ist dem Reutlinger besonders wichtig. Erst neulich sei er dem Raubmörder Kächele begegnet und wollte ihn direkt ins Gefängnis abführen – mit einem kleinen Umweg zum Bäcker mit den besten Brezeln der Welt, der dummerweise einen Hinterausgang habe. Für die nächste Begegnung mit Kächele nimmt sich Leibssle vor, sich nicht hinters Licht führen zu lassen: "Dann kauf’ ich die Brezeln."

Neben seinen Pointen hat Leibssle noch eine nicht angekündigte Überraschung in petto, nämlich Joachim Fritz als musikalischen Begleiter an der Gitarre und am Klavier, das dieser so heftig spielt, dass die f-Taste – zur Freude des Publikums – weg fliegt.

In Leibssles selbst komponierten und getexteten Songs wie "Joa, so send mir Schwoba" mit großem Wiedererkennungswert für den einen oder anderen wird die Bierflasche zum Instrument. Beim Song "Niemals verzichten auf Kartoffelsalat" würzt er diesen mit Frauennamen. Mitreißend und voller Inbrunst singt er den Blues.

Der einstige Kriminalpolizist und Redakteur empfiehlt, an den negativen Dingen einfach das Positive zu sehen – und nennt Beispiele: besondere Begegnungen im persönlichen Kontakt zum Publikum, in diesem Fall Alexander, Ulrike und Anja. Sie sind für ihn "das Besondere, das Geschenk", so dass der Zufall beziehungsweise das Schicksal ihn habe von zuhause aufbrechen lassen. Denn für ihn sei dies kein normaler Abend – andernfalls wäre er schließlich nicht in Winterlingen, sondern im "Schwanen", seinem wichtigsten Lebensmittelpunkt.

Tatsächlich gehen seine Geschichten, Gedanken und Erkenntnisse auf seine Stammtischbrüder zurück. Genügend Promille reichen ihm aus, sich überreden zu lassen, im Kreisverkehr rückwärts zu fahren – mit unvorhersehbarem Ausgang.

In seinem traditionellen Geschlechterbild ist der schwäbische Mann für das Einkaufen nicht geschaffen, weil er immer das Falsche mitbringe. An der Kasse stehen mit einem Achter-Pack Klopapier, das sei nichts für einen Mann.

Auch bei den Hobbies trennt er geschlechterscharf, wenn er mit seiner Lisbeth debattiert: Das Putzen sei ihr Hobby, und er gehe halt in den "Schwanen".