Wenn auch nur gespielt: Die Schüler der Schauspielgruppe lassen ihrer Freude über einen baldigen Europapark-Besuch freien Lauf. Foto: Zahner Foto: Schwarzwälder-Bote

Projekttage: Harthausener Grundschüler führen am Freitag ein Stück mit Schauspiel, Musik und Gesang auf

Freudiges Kindergeschrei tönt aus einem Klassenzimmer der Harthausener Grundschule. Der Grund ist nicht etwa Hitzefrei oder Ferien. Die Schüler stellen sich gerade vor, dass sie bald in den Europapark dürfen.

Winterlingen-Harthausen. Das ist nur eine der Aufgaben, die die 14-köpfige Schauspielgruppe im Rahmen der Theater-Projekttage gestellt bekommt.

Als nächstes sollen die jungen Schauspieler sich ängstlich im Raum bewegen. Jeremy verschränkt seine Arme vor der Brust, setzt ganz behutsam einen Fuß vor den anderen. Sein Gesichtsausdruck vermittelt glaubhaft, dass gleich etwas Schlimmes passieren wird. "Wir wollen den Kindern zeigten, wie man mit dem Körper Gefühle ausdrücken kann", sagt Catja Baumann. Die Regisseurin erarbeitet zusammen mit der Schauspielerin Evelin Nolle-Rieder, den Lehrerinnen sowie den Schülern ein Stationen-Theater zum Thema "Heimat und Fremde" mit Bezug zur Harthausener Ortsgeschichte. Das Spezielle an diesem Projekt: Es gibt kein vorgefertigtes Drehbuch. Die Szenen sollen sich im Laufe der Woche entwickeln.

Diese führen die Kinder dann am Freitag, 2. Juni, ab 14 Uhr an vier oder fünf Standorten in Harthausen auf. Anfang- und Schlussbühne wird jeweils bei der Grundschule sein. Auch die Auswanderer-Mauer steht bereits als Schauspielort fest. "Von Harthausen gingen vor dem Zweiten Weltkrieg viele nach Amerika", weiß Rektor Gottfried Wiehl. Im Vorfeld bereiteten die Lehrer ihre Schüler auf die Themen Heimat, Auswanderung und Flucht vor.

Ziel der Woche ist auch, Kindern beizubringen, vor andere hinzustehen

Auch die nächste Aufgabe für die Schauspielgruppe hat diese Intention. Bei einer modifizierten Version von "Ich packe meinen Koffer und nehme mit..." sollen sich die Schüler zunächst ihr Zimmer vorstellen und anschließend pantomimisch das einpacken, was sie für eine Nacht zu ihrer Oma mitnehmen würden. Daniel steht auf die Zehenspitzen und streckt einen Arm nach oben, um aus seinem Schrank oder Regel etwas zu holen. Nachdem die Kinder ihren Koffer für einen einwöchigen Urlaub auf Mallorca gepackt haben, geht es für sie und einen Monat lang in die USA. Nun haben die ABC-Schützen alle Hände voll zu tun und packen hurtig alles Notwendige ein.

Zur gleichen Zeit beschäftigen sich die Gruppen Presse, Gesang, Kostüm, Musik und Bühnenbild mit ihren Gebieten. "Wir wollen den Kindern zeigen, dass Theater nicht nur Schauspiel ist, sondern auch andere Bereiche dazu gehören", sagt Nolle-Rieder.

Die Schüler der Schauspielgruppe sind inzwischen dabei, ihr Gepäck zusammenzusuchen, um nach Brasilien auszuwandern. Und der Höhepunkt der Improvisationsübung: "Stellt Euch vor, es herrscht Krieg, und Ihr müsst in zwei Stunden Euer Land verlassen." "Wohin eigentlich", fragt Lean. "Das wisst ihr nicht", antwortet Nolle-Rieder. Wild fuchtelnd greifen die Kinder nach ihrem Hab und Gut. "Ihr habt nur noch eine Minute", schreit Nolle-Rieder. Das versetzt die Schauspielgruppe endgültig in Panik.

"Wie war das Gefühl", fragt die Schauspielerin nach der Übung. "Als ich den Koffer gepackt habe, um zu meiner Oma zu gehen, war ich fröhlich. Aber als es hieß, dass wir auswandern, fühlte es sich hier sehr schwer an", antwortet Daniel und fasst sich ans Herz. So sollen sich die Schüler in die Lage von Auswanderer- und Flüchtlingskinder versetzen.

Ein weiteres Ziel der Projkettage: Die Kinder sollen lernen, vor andere hinzustehen und sich auszudrücken, erklärt Baumann. Je früher man damit anfange, desto selbstbewusster würden die Kinder.