"So arbeiten wir hier": Der Winterlinger Hauptamtsleiter Ludwig Maag zeigt seinem polnischen Gast aus Izbica, Gemeindesekretär Piotr Dudek, wie es in der deutschen Kommunalverwaltung funktioniert. Deutschlehrerin Monika Nowosad dolmetscht. Derweil denken beide Seiten darüber nach, die Gemeindepartnerschaft weiter auszubauen, etwa durch Kontakte zwischen den Volleyballmannschaften, die es in beiden Orten gibt. Foto: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Piotr Dudek und Monika Nowosad aus Izbica hospitieren eine Woche in der Winterlinger Gemeindeverwaltung

Von Christoph Holbein

Winterlingen/Izbica. "Die Kilometer trennen die Ortschaften, aber nicht die Herzen", sagt Monika Nowosad und sieht in der Entfernung zwischen dem polnischen Izbica und dem deutschen Winterlingen kein Problem für die Gemeindepartnerschaft.

Die polnische Delegation aus der Partnergemeinde Izbica ist am Montag wieder in die Heimat abgereist; Monika Nowosad und Piotr Dudek sind geblieben. Die Deutschlehrerin am Gymnasium und der Gemeindesekretär, der in Izbica – vergleichbar mit dem Posten eines Hauptamtsleiters hierzulande – die Verwaltung leitet, verweilen eine Woche länger in Winterlingen und fahren erst am nächsten Montag wieder zurück. Bis dahin wollen sie viele Eindrücke und Erfahrungen sammeln.

"Für uns ist dieser Austausch von Hospitanten seit Jahren ein ganz wichtiges Standbein der Partnerschaft", betont Winterlingens Hauptamtsleiter Ludwig Maag. So ist Piotr Dudek jetzt zusammen mit Monika Nowosad, die als Dolmetscherin fungiert, Gast in Deutschland, und im August wird Kämmerin Margot Laib nach Izbica reisen – ein bewährtes Prinzip von Besuch und Gegenbesuch im jeweils gleichen Jahr. "Vieles, was uns fremdartig erscheint, wird klarer, wenn wir die Hintergründe kennen", sagt Maag. "Dieser Austausch bietet die Gelegenheit, sich Zeit zu nehmen, mit den Menschen zu sprechen, die Dinge zu hinterfragen und manches zu besichtigen."

Maag war selbst vor zwei Jahren zu einem Praktikum in Izbica: "Seitdem verstehe ich vieles besser und kann es einordnen." Beide Seiten erkennen die jeweilige Situation. Das fördert das gegenseitige Verständnis und Kennenlernen. Deshalb bewertet es der Hauptamtsleiter als gut, dass Dudek zu Besuch ist, der im Rathaus Izbica eine Schlüsselfunktion inne hat: "Das ist wohl überlegt, den Verwaltungsleiter zu schicken."

Vormittags sind die beiden Gäste im Winterlinger Rathaus, um die deutsche Verwaltung zu inspizieren und die Unterschiede zu Polen herauszuarbeiten; nachmittags erkunden sie die Gegend, lernen Land und Leute kennen und besichtigen so einiges. "Wir genießen die schöne Landschaft", erzählt Monika Nowosad. Dazu hat ihnen die Gemeinde einen Leihwagen zur Verfügung gestellt.

Auf dem Besuchsprogramm steht neben dem Bodensee auch eine Fahrt durch die Gemeinde, um die öffentlichen Einrichtungen anzuschauen und das Fußballtraining der Alten Herren in Harthausen zu beobachten, ist doch Dudek selbst ein begeisterter Fußballspieler – alles "geplant" mit der für die Mentalität der Polen im Vergleich zu den Deutschen charakteristischen Spontaneität, bei der morgens noch nicht sicher ist, was am Nachmittag läuft.

"Ich habe gute Eindrücke gesammelt, vor allem der Empfang war herzlich", resümiert Dudek, der mit Maag während dieser Tage über die Organisation der Verwaltung spricht, um Erkenntnisse zu sammeln, die der Gemeindesekretär in seiner beruflichen Arbeit nutzen will. Eines wird er dabei mit nach Polen nehmen: seine Begeisterung über die guten und ausgebauten Straßen und Wege in Winterlingen. Nachahmenswert empfindet derweil Maag die Informations- und Empfangstheke im Rathaus Izbica, an der jeder ratsuchende Bürger sofort seine Infos bekommt, was sich allerdings in Winterlingen aufgrund der höheren Personalkosten nur schwerlich verwirklichen lässt.

Während die Verwaltung in der polnischen Partnergemeinde mit ihrer modernen Ausstattung und ihrem Standard durchaus mit ihrem deutschen Pendant vergleichbar ist, gibt es in anderen Bereiche, etwa der Feuerwehr, große Unterschiede, weshalb die Winterlinger mit Fahrzeugen, Atemschutzgeräten, Rettungsschere und Spreizer ausgeholfen haben.

Nächster Höhepunkt und nächste Etappe der Partnerschaft ist das Erntedankfest Mitte August in Izbica, zu dem eine Winterlinger Delegation fahren wird. Ab 18. August hospitiert dann Margot Laib in Polen, vor allem um die dortige Finanzverwaltung kennenzulernen. "Die Partnerschaft ist sehr gut angesehen, hochgeschätzt und wird als Vorbild genommen", unterstreicht der Gemeindesekretär: "Wir können trotz der großen Entfernung die Hindernisse überwinden." Und so werden Dudek und Nowosad auch für den Heimweg den Fernbus nehmen und am Montag rund 24 Stunden zurück in ihre Heimat fahren.