Gesanglich fein erarbeitet hat das K3-Ensemble das Musiktheater "Café Sehnsucht". Foto: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Musikrevue "Café Sehnsucht" präsentiert sich als gelungene Eigenproduktion der Winterlinger Kleinkunstbühne K3

Von Christoph Holbein

Winterlingen. Das Haus ist ausverkauft, das Publikum zeigt sich angetan, die Sänger auf der Bühne meistern auch die anspruchsvollen Parts gut – Fazit: Das Musiktheater "Café Sehnsucht" der Winterlinger Kleinkunstbühne K3 feiert eine gelungene Premiere.

Dafür sorgt das ausschließlich gesungene Theaterstück aus der Feder von Evelin Nolle, die zusammen mit Klaus Volk auch für die nett-unterhaltsame Inszenierung verantwortlich zeichnet, – wobei der beschwingte Abend nicht alleine der leichten Muse vorbehalten bleibt, sondern im Rahmen des großen Themas Liebe in allen seinen schillernden Facetten auch Raum für nachdenkliche Texte lässt.

Detlev Siber am elektrischen Piano treibt das Geschehen kongenial voran, rasch wird klar: "In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine", und so treffen in dem kleinen Caféhaus Menschen verschiedener Couleur mit ihren Geschichten, Sehnsüchten und Leidenschaften zusammen – hier frisch verliebt, dort verlassen: "Alles war irgendwann neulich... Es lief alles perfekt, nur die Liebe ist weg." Die Akteure wissen mit einer guten Artikulation zu überzeugen, offenbaren sich in den Soli stimmlich fein aufgestellt – Ulrika Gauggel hat da eine fundierte musikalische Probenarbeit geleistet – und gefallen auch mit ihrem mimischen Spiel. Das ist voller Humor und Witz, das ist schön choreografiert und amüsant komponiert. Die interessante dramaturgische Idee, nur mit den Liedern die Geschichte zu erzählen, geht auf und trägt, ohne in eine Nummern-Revue abzudriften. Die Songs sind originell interpretiert und austariert zelebriert. Die einzelnen Typen sind plakativ gezeichnet und in ihren Nuancen ausgekostet.

Gesanglich überrascht das Ensemble vor allem als Chor in den A-Cappella-Parts und mit schönem Timbre in einzelnen Stimmen. Die Akteure sind gut aufeinander eingespielt, korrespondieren gegenseitig und schaffen so kleine, nette Szenen: "Beiß nicht gleich in jeden Apfel." Es sind Schlager und Songs aus verschiedenen Jahrzehnten, bekannt und beliebt, und so mancher im Publikum summt leise mit. Das ist mitunter etwas skurril, ein wenig bunt und schillernd, witzig und auch mal schrill – mit leisen Details, spritzig und mit schönen Bildern und unterhaltsamen Einfällen.

Manches ist auch frech und gesellschaftskritisch: "Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?", pointiert inszeniert bis zum Biss ins überlange Pralinee und witzig arrangiert etwa mit per Lippenstift knallrot gemalten Kussmund. Und die Botschaft ist klar: "Die Liebe ist ein seltsames Spiel."

Fürs Publikum, das lang applaudiert, gibt es zum Schluss noch ein Gute-Nacht-Lied und als Zugabe die Erkenntnis: "Sing ein Lied, wenn du mal traurig bist" – wenn auch an diesem Abend alle heiter sind.