Rathaus: Gebäude vor 60 Jahren eingeweiht / Viele Hürden / Polnische Delegation kommt zum Fest

Die Gemeindeverwaltung Winterlingen hatte zur 60-Jahr-Feier des Rathauses geladen, und rund 100 Gäste sind dieser Einladung gefolgt.

Winterlingen. "Schön, dass Sie da sind", begrüßte Bürgermeister Michael Maier ganz pauschal die große Zahl an geladenen Gästen, die sich im Rathaus verteilten, um die Fotoausstellung in Augenschein zu nehmen. Dort waren Vereine und Persönlichkeiten, Konfirmanden und Schulklassen, Feste und Gebäude aus längst vergangenen Tagen zu erkennen.

Das heutige Rathausgebäude wurde am 20. Juli 1957 eingeweiht, musste aber bis dahin rund zwei Jahrzehnte lang etliche Hürden bewältigen, wie Maier bei der Feierstunde im Musiksaal der Grund- und Werkrealschule erzählte. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es Entwürfe des Architekten Imbery aus Sigmaringen. Etliche Beratungen und Beschlüsse des Gemeinderats folgten. Dann ließ im Jahr 1948 das Innenministerium die Pläne nochmals prüfen. Kurz darauf ergingen zunächst eine Kommunalkreditsperre und danach die Zurücknahme der Darlehenszusage der Kreissparkasse. Im September 1955 wurde der Grundstein gelegt. Heute ist das 1988 renovierte Gebäude laut Maier "der Lebensmittelpunkt der Bürger".

Dass man solch historische Gegebenheiten heute noch nachvollziehen kann, ist unter anderem alten Bilddokumenten zu verdanken. Andreas Zekorn, der Kreisarchivar des Zollernalbkreises, stellte deshalb bei dieser Gelegenheit die umfangreiche Fotosammlung des Winterlinger Unternehmers und Hobbyfotografen Hermann Maute vor, aus der etwa 1300 Ablichtungen erhalten sind. "Wie in einem Spiegel lässt sich die Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Bildern von Hermann Maute entdecken", so Zekorn. Ob bäuerliche Lebenswelten, die beginnende Modernisierung mit Einführung einer Stromversorgung, der Beginn der Luftfahrt oder die Militarisierung der Gesellschaft. "Mit der Fotosammlung Hermann Maute steht nicht nur den Winterlingern ein kulturhistorischer Schatz zur Verfügung, der nun erstmals mit der Fotoausstellung und dem Bildband, der aus Anlass des Rathaus-Jubiläums erschien, gewürdigt wird", freute sich der Kreisarchivar. Möglich wurde dies alles, weil die Witwe des Uhrmachermeisters Rudi Rieber im Jahr 2004 insgesamt 835 Glasplattennegative dem Kreisarchiv übergeben hatte, wo sie gesichtet, gereinigt und aufgearbeitet wurden.

Den Bildband mit 60 Seiten "Winterlingen einst und jetzt" zum Preis von 17,90 Euro stellte Bürgermeister Maier selbst vor. Alte Aufnahmen sind aktuellen Fotografien gegenübergestellt, womit man die Entwicklung Winterlingens sichtbar nachvollzieht – ob Rathausgebäude, Freibad, Schule, Kirche, Alte Molke, Wilhelm-Keinath-Park.

Zum Festwochenende hatte man auch eine Delegation aus der polnischen Partnerstadt Izbica geladen. Bürgermeister Jerzy Lewczuk war erstmals in Deutschland und dankte für den herzlichen Empfang. Für den polnischen Landkreis Lublin sprach Mariusz Frac einige Grußworte.

Für die musikalische Umrahmung des Festakts sorgte die Jugendmusikschule Zollernalb mit den Schülern Jakob Nestele an der Altblockflöte, Luisa Maier und Franca Maier jeweils am Klavier sowie den Lehrern Albrecht Bieber und Sigurd Betschinger. Noch lange kamen die Gäste ins Gespräch. Unter ihnen Landtagsabgeordneter Stefan Herre, die Amtsvorgänger Maiers, Gabi Schlee und Kaus Weihing, aktuelle und ehemalige Gemeinderäte wie Friedrich Lorch, der bei der Rathauseinweihung vor 60 Jahren selbst dabei war. Die Jubiläumsveranstaltung sollte laut Maier gleichsam eine Wertschätzung ihrer Arbeit sein.