Aufwärts soll es wieder gehen für die Gemeindebücherei Winterlingen – Bürgermeister Michael Maier und die Gemeinderäte wollen das. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Winterlinger Kommunalparlament begrüßt Kooperation mit Gammertingen / Medienangebot wird aktualisiert

Von Karina Eyrich

Winterlingen. Die Wahl aus drei Optionen, wie es mit der Gemeindebücherei weitergehen soll, hatte der Gemeinderat Winterlingen in seiner jüngsten Sitzung. Ergebnis: Die Räte setzen auf ein bewährtes Pferd und starten zur Aufholjagd.

Die Gemeindebücherei schließen? Diese Möglichkeit haben weder die Verwaltung noch der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung ernsthaft in Erwägung gezogen.

Obwohl die bisherige Leiterin Agnes Horwath seit kurzem im Ruhestand ist, ihre Mitarbeiterin zum Jahresende in Rente geht und der Medienbestand jahrelang vernachlässigt worden war: Die Gemeinde hatte zu wenig Geld, um den Bestand an Büchern, CDs und DVDs im erforderlichen Umfang anzupassen, und die Folge blieb nicht aus: War 2003 bei damals 11 000 Medien 25 000 Mal etwas ausgeliehen worden, so ist die Zahl der Ausleihen 2013 auf 18 000 gesunken. Mehr noch: Wird nicht adäquat investiert, werde die Bücherei einen schleichenden Tod sterben – das machte Diplom-Bibliothekar Jürgen Blim von der Fachstelle für Bibliothekswesen beim Regierungspräsidium Tübingen deutlich.

"Weiter so" und ein langsamer Tod?

Ein "Weiter so" und in der Folge einen langsamen Tod der Institution – diese Option schied für das Gremium am Dienstag Abend freilich auch aus. Zu wichtig sei die Bücherei vor allem für Kinder und Jugendliche, als kommunikativer Treffpunkt und nicht zuletzt als Frequenzbringer für den Ortskern, wie Blim betonte. Um das Bestmögliche aus der Bücherei zu machen – zum bestmöglichen Preis –, hat sich die Gemeinde für eine Kooperation entschieden, und zwar mit der Stadt Gammertingen, mit der man – diese Aussage des stellvertretenden Bürgermeisters Roland Heck erntete allgemeines Kopfnicken – bisher beste Erfahrungen gemacht habe, etwa bei der Zusammenarbeit in der Akademie Laucherttal.

"Wir holen uns eine Qualität ins Haus, die wir alleine so nicht stemmen könnten", sagte Heck mit Blick auf Stefan Bihler, der als Diplom-Bibliothekar die Gammertinger Institution leitet, sowie auf die dort vorhandene Technik, die laut Kooperationsvertrag auch in Winterlingen eingeführt werden soll: das Selbstverbuchungssystem RFID, mit dem auch die Stadtbücherei Albstadt schon arbeitet.

Zusätzlichen "Charme" hat laut Bürgermeister Michael Maier die Tatsache, dass beide Büchereien ihr Angebot zum Teil spezialisieren könnten. Wer dann in Winterlingen ein Fachbuch aus Gammertingen brauche, könne es bestellen – und umgekehrt, erklärte Bihler. Den Büchertransport könnte das pendelnde Personal quasi nebenbei miterledigen.

Stefan Bihler, der zurzeit zu 83 Prozent beschäftigt ist, soll laut Vertrag wieder eine Vollzeitstelle bekleiden, die Öffnungszeit in Winterlingen von 10,5 auf 15 Wochenstunden erhöht werden. Das Mehr soll vor allem den Schulen nutzen: Alle Gammertinger Schulklassen besuchen monatlich die Bücherei – dieses Angebot soll künftig auch für Winterlinger Schulen gelten.

Bis 2017 will Winterlingen seinen Medienbestand sukzessive aktualisieren und lässt sich das 27 000 Euro kosten. 5200 Euro fließen in die Schaffung technischer Voraussetzungen zur Teilnahme am Online-Ausleih-Verbund, weitere 17 000 Euro in die Einführung von RFID. An Personalkosten wird die Gemeinde künftig 79 182 Euro jährlich an Gammertingen überweisen – bisher hatte sie 49 810 Euro investiert. Ab 2018 stellt sie dann 13 500 Euro pro Jahr als Medienetat zur Verfügung.

Dass mit einem aktuellen Bestand und der Möglichkeit der Fernleihe die Zahl der Nutzer wieder steigen wird, daran haben Jürgen Blim und Stefan Bihler keine Zweifel. Ob in einem zweiten Schritt, wie Bürgermeister Maier sagte, räumliche Veränderungen notwendig werden – derzeit ist die Bücherei in der Grund- und Werkrealschule untergebracht –, das werde man sehen. Dem Kooperationsvertrag mit Gammertingen hat der Gemeinderat jedenfalls einstimmig zugestimmt – eine "Steilvorlage" für den dortigen Bürgermeister Holger Jerg, der seinen Gemeinderat am nächsten Dienstag um Zustimmung dafür bittet.