Revierförster Michael Schmid, Bürgermeister Michael Maier und Dienststellenleiter Klaus Richert an einem Baum, der fallen muss. Die Maßnahme ist eine klassische Holzernte, bei der die Kommune Geld einnimmt, denn mit Fichtenholz lässt sich momentan etwas verdienen. Der betroffene Bestand ist etwa 70 Jahre alt. Die Drei warnen davor, während der Fällarbeiten die Absperrungen zu ignorieren und zu umfahren, das sei lebensgefährlich. Foto: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Verkehrssicherheit: Holzfällarbeiten entlang Landesstraße 449 / Probleme bei Sturm, Nassschnee und Eisregen

14 Tage lang wird die Landesstraße L 449 zwischen Bitz und Winterlingen komplett gesperrt sein – Grund: Holzfällarbeiten. Die labilen Fichtenbestände müssen weichen, um den Verkehr auf der Straße sicherer zu machen.

Von Christoph Holbein

Winterlingen/Bitz. Wenn es stürmt, schneit oder gar Eis regnet, verbringt Revierförster Michael Schmid eine unruhige Zeit, denn dann wird die Landesstraße L 449 zwischen Bitz und Winterlingen zur berüchtigten Gefahrenstelle und nicht selten müssen Technisches Hilfswerk und Feuerwehr ausrücken, um Bäume, die über der Straße liegen, zu beseitigen.

Das soll jetzt ein Ende haben. Deshalb werden in den Kalenderwochen 48 und 49 entlang der L 449 die Fichten gefällt. Eine "bedeutsame Hiebmaßnahme", die der Verkehrssicherheit entlang der Landesstraße diene, betont der Leiter der Forstamtsaußenstelle in Albstadt, Klaus Richert.

Fichten stehen auf für sie nicht idealem Boden

Der bisherige Zustand – die Bäume stehen auf einem für sie nicht idealen Boden – eröffnet eine "massive Gefahrensituation für die Autofahrer", wenn es auch bislang bei Unfällen in der Vergangenheit nur zu Sachschäden gekommen ist. Dem will der Forst künftig begegnen. Vom Montag, 23. November, bis voraussichtlich Freitag, 4. Dezember, werden deshalb im Winterlinger Gemeindewald 1000 Festmeter gefällt, zudem haben sich zwei Privatwaldbesitzer der Aktion angeschlossen. Auf einer Tiefe von 35 Metern und einer Länge von einem Kilometer sind die Waldarbeiter von der Einfahrt zum Hof Hermannslust aus im Einsatz. Die Straße ist dazu komplett gesperrt: Die Umleitung führt über Freudenweiler, Neufra und Harthausen.

Sämtliche Bäume werden auf einer Breite von 35 Metern – von der Straße weg – abgeholzt – ausschließlich auf der Westseite der Fahrbahn, weil zu 90 Prozent Stürme aus dem Westen oder Südwesten heranrauschen. "Künftig wollen wir eine stabilere Mischung schaffen mit Eichen und am Straßenbereich etwas mit Kirschbäumen sowie Fichten lediglich dazwischen", erläutert Richert. "Es wird wieder ein dichter Wald, aber mit den anderen Baumarten dämmen wir die Gefährdung ein." So werden 1300 Stieleichen gepflanzt, die mit dem Boden dort gut zurecht kommen, weil sie mit ihren Wurzeln tief in die Erde eindringen: Bäume, die den Klimawandel verkraften und den Forst bereichern. Die Bäume werden dann auch wieder in einem geringeren Abstand als 35 Meter zur Straße stehen. Die Wildkirsche soll das Bild "optisch aufhellen" entlang der Straße, etwa durch die blühenden Bäume im Frühjahr.

2014 und 2015 hatte sich die Lage an der L 449 zugespitzt, wie Schmid erzählt: Sieben Mal mussten die Helfer raus, weil es an der Straße Probleme gab. Drei Wetterlagen sind dafür verantwortlich: Sturm, Nassschnee, bei dem Baumkronen abbrechen oder Bäume komplett auf die Straße fallen, und Eisregen, der ebenfalls die Kronen schwer werden lässt. Einmal musste die Straße ein Nacht gesperrt werden, weil Bäume umgestürzt waren.

Während des jüngsten Sturms Ende März/Anfang April haute es rund 60 Festmeter um; "da war die komplette Straße zu und alles dicht", sagt Schmid.

Für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer sind laut Rechtsprechung die Waldbesitzer verantwortlich. Die Förster sind deshalb immer häufiger mit solchen Maßnahmen beschäftigt. So wird die L 449 zweimal im Jahr zu Fuß kontrolliert und nach jedem problematischen Wetterereignis – "das ist sehr teuer", sagt Schmid. Mit der neuen Bepflanzung hätten die Verantwortlichen die nächsten 60 bis 70 Jahre Ruhe, ergänzt Richert. Aber Hauptgrund für die Fällarbeiten ist es, Unfälle zu vermeiden: "Es muss nicht sein, dass etwas passiert und Menschen verletzt oder gar getötet werden", betont der Revierleiter. Kontrollgänge wird es deshalb dennoch weiter geben.