Manfred Mai las aus dem gemeinsamen Buch vor. Foto: Schwarzwälder-Bote

Premiere für Martin Lenz und Manfred Mai bei ihrem Auftritt

Von Karina Eyrich

Winterlingen. "Ob es draußen stürmt und schneit, ob die Sonne scheint (...), ganz egal, das stört uns nicht – wir können vieles machen", heißt es im Begrüßungslied, das Martin Lenz im Rathaus Winterlingen schmettert. Zusammen mit seinem Freund, Schwiegervater und inzwischen auch Kollegen, dem Winterlinger Autor Manfred Mai, stellt der Benzinger Musiker das gemeinsame "große Buch der Geschichten und Lieder" vor.

Doch die beiden haben Pech: Die Sonne scheint tatsächlich, und so kommen nur wenige Zuhörer – die meisten von ihnen schon erwachsen, obwohl das Werk doch perfekt ist für Kinder jeden Alters. Denn die Geschichten und Lieder nehmen sich ihrer Alltagsthemen an. Da liest Mai, was am ersten Schultag passiert und Lenz schmettert das fröhliche "ABC-Lied" dazu, das viel moderner und viel fetziger ist als das Jahrzehnte alte "Alle Kinder lernen lesen". In einer anderen Geschichte geht es um den geplatzten Familienurlaub, weil Papa mal wieder keine Zeit hat, und Martin Lenz singt melancholisch schön das Liebeslied an seinen Teddybär, den einzigen, der immer da ist.

Gänsehaut-Gefühle machen sich breit, als er sein erstes Kinderlied überhaupt singt: vom kleinen Baum, der immer im Schatten steht und endlich ans Licht will. Und beim Lied von Oma Pauline, die immer mehr vergisst und trotzdem die beste Oma der Welt ist, werden bei manchen Zuhörern die Augen feucht. "Wir wollen nicht heile Welt spielen", sagt Manfred Mai. Und Demenz gehöre eben heute auch in den Erfahrungsbereich eines Kinderlebens.

Herzhaft lachen müssen die Zuhörer bei der Geschichte von Papas sprechender Waage und machen beim letzten Song "Allzu viel ist ungesund" tanzend mit, ehe sie gut gelaunt nach draußen gehen, wo die Sonne immer noch scheint. Ein Erfolg ist der Nachmittag, zu dem der Arbeitskreis "Literatur Lesen" eingeladen hat, trotz der zu wenigen Werbung – schließlich gilt auch bei Lesekonzerten: Qualität statt Quantität.