Die Redner an diesem Abend (von links): Herbert Bitsch, Steuerberater aus Winterlingen, der Sprecher der Interessengemeinschaft Fachberg Riedern, Hanjörg Jung, und der Leiter des AK Energie der CDU, Kreis Böblingen, Gerhard Kaufhold von der Inneringer Windkraft-Interessengemeinschaft Fotos: Deregowski Foto: Schwarzwälder-Bote

Windkraft: Informationsabend der Interessengemeinschaft Fachberg Riedern / Offene Diskussion anstoßen

Von Renate Deregowski

Kann Winterlingen unter anderem mit Windkraft energieautark werden? Diese und andere Fragen standen im Raum beim Infoabend der Interessengemeinschaft Fachberg Riedern. Für deren Sprecher Herbert Bitsch war klar: "Das wird nicht funktionieren."

Winterlingen. Mit dem Informationsabend über die geplanten Windkraftanlagen wolle die Interessengemeinschaft (IG) Fachberg Riedern eine "offene Diskussion anstoßen", betonte deren Sprecher Herbert Bitsch. Dafür hatte die IG den Herrenberger Hansjörg Jung – einen "Kenner der Materie" – als Referenten eingeladen, der Zahlen und Daten "losgelöst von politischen Ideologien" präsentierte – rund um Windkraft und Windenergie.

Jung, Leiter des Arbeitskreises Energie der CDU, Kreis Böblingen, stellte in seinem Vortrag die Grundlagen von Windenergie und das Umsetzen von Windkraft in Baden-Württemberg vor. Seine Werte bezieht er aus verschiedenen Quellen: aus Fachvorträgen aus dem Internet, mehr als 50 Gutachten, die er studiert habe, und aus der bundesweiten Rechtssprechung, die er beobachte.

Einer Windkarte zufolge herrschen in Baden-Württemberg in 50 Metern Höhe mittlere Windgeschwindigkeiten von 4,5 Metern pro Sekunde. Ein eher dürftiger Wert, meint Jung. Deshalb belaufe sich auch der Gesamtwirkungsgrad auf lediglich 50 Prozent und damit weniger als bei Wasserkraft. Eine Windkraftanlage beginne bei einer Windgeschwindigkeit von drei Metern pro Sekunde zu laufen, bei zwölf Metern pro Sekunde erreiche sie ihre Nennleistung und ab 20 Metern pro Sekunde, also Sturm, schalte sie wieder ab, da die Belastung sonst zu groß werde. Den europäischen Windatlas sehe er äußerst kritisch, da die Berechnungen rein theoretisch am Computer erstellt würden.

"Durch Windräder gefährdet: Rotmilan und Fledermäuse"

Laut Jung unterscheiden sich außerdem Werte einzelner Gegenden. So wiesen deutsche Zahlen den Bereich bei Blumberg mit einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von 6,78 Metern pro Sekunde aus, die Zahl aus der Schweiz betrage jedoch nur 4,2 Meter pro Sekunde.

Zudem ging Jung auf den Artenschutz ein. Besonders der Rotmilan und Fledermäuse seien von den Windrädern betroffen. Von Windkraftanlagen resultierender Infraschall mache auch Menschen zu schaffen, etwa ein Drittel reagiere sensibel darauf.

Außerdem machte Jung die Zuhörer darauf aufmerksam, dass die Anlagen nicht nur bei zu wenig Wind keine Energie produzierten, sondern auch unter anderen Umständen. Etwa dann, wenn sich Anwohner beschwerten und die Anlagen deshalb nachts abgeschaltet werden müssten. Kompensiert werden müssten diese Ausfälle durch fossile Kraftwerke. Auch die Speichermöglichkeiten seien noch nicht in dem Maß gegeben, wie sie nötig seien. Laut einer Studie der Energieversorgung Baden-Württemberg seien die benötigten 9200 Speicherseen möglich, doch praktisch, meinte Jung, "kriegen wir das nie durch".

Sein Fazit: "Wir müssen die Windkraftanlagen dort hin bauen, wo sie Sinn machen, nicht, wo sie die Politik hin haben möchte."

Ursprünglich war der Abend mit nur einem Referenten angesetzt, kurzfristig hatte sich jedoch ein weiterer angemeldet: Gerhard Kaufhold von der Inneringer Windkraft-IG. Winterlingen liege mitten in einer Erdbebenzone drei, also einer sehr aktiven, sagte Kaufhold und führte aus, dass die Rotation von Windrädern Erdbebenmessstationen störten. Außerdem hätten Windräder negativen Einfluss auf Radareinrichtungen, was beim nahe gelegenen Truppenübungsplatz in die Planung miteinbezogen werden müsse. Ein entsprechendes Gutachten müsse bei der Luftfahrtbehörde angefordert werden.

Meinungen sind nur schriftlich gefragt

Das Publikum – rund 180, davon etwa die Hälfte Winterlinger Bürger – war angehalten, keine persönlichen Meinungen im Anschluss an die Vorträge zu äußern. Diese, so Bitsch, sollten die Interessierten auf ausgelegten Zetteln notieren. Dort sollten die Besucher zudem ankreuzen, ob sie für oder gegen die geplanten Winterlinger Windkraftanlagen sind, oder noch keine Meinung dazu haben – nur auf Wunsch mit Namensnennung. Mit diesen Rückmeldungen will die IG Fachberg Riedern ein Meinungsbild erheben, um anschließend zu überlegen, wie weiter vorzugehen ist. Auf jeden Fall möchte die IG laut Bitsch eines: "Wir wollen eine offene Diskussion anstoßen."