An ihnen scheiden sich die Geister: Windkraftanlagen sind nicht überall gerne gesehen. Foto: Kahnert

Im Wald zwischen Bitz und Winterlingen soll eine Windkraft-Anlage mit sieben Rädern entstehen. Bürger können Teilhaber werden.

Winterlingen/Bitz - Die Pläne der Bürgerenergiegenossenschaft Winterlingen, zwischen dem Kernort Winterlingen und Bitz eine Windkraftanlage zu errichten, nehmen Gestalt an.

Wie der Bitzer Bürgermeister Hubert Schiele am Dienstag auf Anfrage von Bürgern im Gemeinderat mitteilte, sieht die derzeitige Planung des Balinger Büros Grossmann eine Anlage mit sieben Windrädern vor, von denen jedes eine Nabenhöhe von 149 Metern aufweist – rechnet man die Rotoren hinzu, kommt man auf gut 200 Meter. Als Standort ist der Wald am "Alter-Hau-Weg" vorgesehen, der sich südwestlich des Hofs "Hermannslust" beiderseits der Landesstraße 449 zwischen Winterlingen und Bitz erstreckt.

Wie aus dem Sachstandsbericht hervorgeht, der bei der jüngsten Generalversammlung der Bürgerenergiegenossenschaft erstattet wurde, hat diese in diesem Jahr mit der Gemeinde Winterlingen einen Gestattungsvertrag für die Errichtung und den Betrieb von maximal neun Windkraftanlagen abgeschlossen. Ihre Produktion soll nach Möglichkeit den Strombedarf der gesamten Gemeinde Winterlingen einschließlich der Teilorte decken. Laut Planer Klaus Grossmann sind seit März 2015 im Winterlinger Wald Windmessungen vorgenommen worden; das Zwischenergebnis für das erste Halbjahr, so Grossmann, sei ermutigend: Die Windgeschwindigkeiten reichten aus, um am fraglichen Standort wirtschaftlich Windkraftanlagen zu betreiben. Allerdings, schränkte Grossmann ein, würden abschließende Ergebnisse erst 2016 vorliegen – es sei nicht ausgeschlossen, dass die Welt danach wieder anders aussehe, weil der Wind am Ende doch nicht ausreiche.

Auch zum Thema Artenbestand – Vögel, Fledermäuse und weiteren Tierarten – sind Untersuchungen angestellt worden; laut dem Büro Grossmann haben sie ergeben, dass sieben Windradstandorte in Betracht kommen, die über zwei Kilometer vom Winterlinger und 1600 Meter vom Bitzer Siedlungsrand entfernt sind – der Windenergieerlass des Landes schreibe als Mindestabstand 700 Meter vor. Ein Gutachten zur Schallimmission habe ergeben, dass die Lärmrichtwerte für Wohngebiete deutlich unterschritten würden. Kurz: Die Rahmenbedingungen seien günstig.

Die Bürger können Teilhaber werden

Falls die Windmessungen des zweiten Halbjahres die Ergebnisse des ersten bestätigen, sollen bald weitere Schritte folgen. Erste Behördengespräche wurden geführt, Anfang des kommenden Jahres soll eine öffentliche Informationsveranstaltung stattfinden – dabei will man die Bürger – und nicht nur die Winterlinger – auch auf die Möglichkeit aufmerksam machen, Teilhaber des Projekts zu werden.

Der Bauantrag soll, wie Hubert Schiele seinem Gemeinderat berichtete, im Frühjahr gestellt werden; Fertigstellung und Inbetriebnahme sind für 2017 vorgesehen.

Zuvor müssen die Bauherren allerdings noch einige Überzeugungsarbeit leisten: Die zur Bürgerfragestunde erschienenen Bitzer zeigten sich erbost darüber, dass die Winterlinger die Windräder, "die sie selbst im Rücken haben, uns vor die Nase setzen", und sind augenscheinlich bereit, im Zuge des Genehmigungsverfahrens auch gegen Windmühlen zu kämpfen. Skeptisch wird das Projekt auch vom Luftsportverein (LSV) Degerfeld beäugt, der erst jüngst gegen geplante Windräder auf der "Küche" bei Hermannsdorf Sturm lief.

Nein, begeistert sei man nicht, erklärte der LSV-Vorsitzende Guido Voss gestern auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. Man werde jetzt erst einmal klären, ob Windräder im "Alten Hau" den Flugbetrieb beeinträchtigen könnten – und sich gegebenenfalls zu Wort melden.