Pfarrer Ernst Nestele, Herbert Beiter und Heiner Schuler präsentierten die Obstausstellung im Gemeindehaus. Foto: Göttling Foto: Schwarzwälder-Bote

Obstbauverein: Vor 50 Jahren / Imker hebt die Bedeutung der Bienen hervor

Winterlingen. 53 verschiedene Äpfel, 21 Birnensorten und drei Sorten Quitten hat Heiner Schuler, Vorsitzender des Obstbauvereins, im Gemeindehaus präsentiert. Doch die Zahl trügt. Denn vor allem die frühblühenden Sorten waren in diesem Jahr aufgrund des späten Frosts im Frühjahr alles andere als üppig ausgefallen: "Ich kann mich nicht erinnern, dass eine Ernte schon einmal so dürftig war."

Auf manchen Bäumen habe gar nur eine einzige Birne überlebt. In Schulers Obstbauverein finden sich rund 60 Mitglieder. Es sei oft nicht einfach gewesen, die Sorten exakt zuzuordnen. Unter anderem kämen auch Sorten mit exotischen Namen wie TSR 29 oder Fiesta auf.

Der Gast und Referent des Tages war Herbert Beiter, Vorsitzender des Bezirksvereins der Bienenzüchter Hechingen. Beiter ist Inhaber eines Bioland-Hofladens. Der Rangendinger Imker bekundete, die Ernte sei in seiner Gegend noch weitaus schlechter ausgefallen als in Winterlingen.

Es folgte ein vielseitiger Vortrag zum Thema "Faszination Bienen". Wer Imker werden wolle, müsse sich, so Beiter, über einige Dinge im Klaren sein. Erstens: "Ein Imker muss warten können." Und zwar bis der Honig exakt 18 Prozent Wassergehalt habe. Die Bienen würden das spüren und bei genau diesem Wert die Wabe schließen. Zweitens: Die als Bestäuber so wichtigen Nutztiere für die Landwirtschaft hätten viele Gegenspieler, so Beiter. Sowohl Hochwasser, Stürme oder Baugebiete als auch die moderne Landwirtschaft und die winzigen Varroamilben würden viele Bienen gefährden. Denn die Bienen schafften es oft nicht, rechtzeitig zu flüchten, bevor ein Bauer innerhalb kurzer Zeit sein gesamtes Feld mähe. Tipps für den Alltag gab der Imker: "Honig ist Vertrauenssache." Am besten kaufe man bei einem Imker aus der eigenen Gegend ein und versichere sich der Qualität.

Von den Bienen zu lernen, davon hält der Imker-Profi viel. Propolistropfen aus der Apotheke könne man vorbeugend gegen Erkrankungen an Magen, Hals und Zahnfleisch sowie akut bei Halsschmerzen verwenden, Propoliscreme bei offenen Wunden. Die Bienen holten den Stoff von den Baumblättern. Es wirke im Bienenstock als Antibiotikum: "Im Bienenstock gibt’s keine Krankheiten." Zur Immunabwehr hilfreich seien Blütenpollen, die man pur essen könne: "Einen Teelöffel am Tag ins Müsli."

Wer den Bienen helfen wolle, könne im Garten Nisthilfen anbringen oder schon ganz simpel mit einer kleinen Unterstützung beginnen: einfach "im Garten Blumen wachsen lassen" und nicht so oft den Rasen mähen. Immer seltener fänden Bienen nämlich die für sie so wichtigen Blumenwiesen vor.

Ethische Themen sprach der Vortragende ebenfalls an. Mittlerweile gebe es teils künstliche Befruchtungen von Königinnen, die jedoch ethisch umstritten seien. Auch Reiter übt Kritik daran. Es sei ihm wichtig, dass der Schwarmtrieb der Bienen zugelassen und nicht weggezüchtet werde: "Sonst verlernen die Bienen irgendwann alles."

Zum Abschluss wies Schuler darauf hin, dass die letzt Veranstaltung solcher Art sei weit mehr als 50 Jahre her gewesen.

Pfarrer Ernst Nestele bekundete seine Hoffnung, dass es diesmal keine so lange Durststrecke mehr bis zu einer Wiederholung gebe. Für ihn sei das Erntedankfest "ein Fest der Freude". Nestele selbst zeigt sich als Naturfreund und zieht die Äpfel aus dem eigenen Garten und Ort ganz klar vor: "Die gekauften Äpfel sind nicht so lecker wie die Winterlinger. Durch unsere Höhenlage sind sie vom Geschmack her konzentrierter."