Gut zwei Stunden lang stand Dirk Seidemann, Direktor des Regionalverbandes Neckar-Alb ( links vorne), dem Haigerlocher Gemeinderat Rede und Antwort, als es um die Festlegung von Suchräumen für die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie ging Foto: SB/Thomas Kost

Fast zwei Stunden lang wurde mit Dirk Seidemann, Direktor des Regionalverbandes Neckar-Alb, hart diskutiert. Am Ende wurde sogar namentlich abgestimmt. Das Ergebnis: Haigerloch weist fünf „Suchräume“ für mögliche Windkraftnutzung aus

12:11 für die Ausweisung von Suchräumen, Knapper hätte die Entscheidung nicht ausfallen können. Denn in der Hoffnung auf eine Mehrheit, hatten die CDU und die SÖL einen gemeinsamen Vorstoß unternommen und beantragt, auf die fünf Suchräume für Windkraftnutzung im Stadtgebiet ganz zu verzichten

Dass das Thema „Windenergienutzung“ in Haigerloch immer ein heißes Eisen gewesen ist (Stichwort Windrad-Standort „Hohwacht“ bei Stetten) und sehr wahrscheinlich auch wieder eines werden wird, wurde schon in der Bürgerfragerunde der Gemeinderatssitzung deutlich: Ein Vertreter der Bürgerinitiative „Gegenwind Hohenzollern“ aus Rangendingen trat ans Mikrofon, kam mit seinem Anliegen aber nicht weit, das Rederecht wurde ihm von Bürgermeister Heiko Lebherz nach gefühlt drei Sekunden höflich aber bestimmt gleich wieder entzogen: Äußerungen zu dem Thema seien nur Bürgern der Stadt Haigerloch vorbehalten.

RVNA-Direktor im „Kreuzverhör“

Dieses wiederum durfte Dirk Seidemann, Direktor des Regionalverbandes Neckar-Alb (RVNA), ausgiebig nutzen. Das war auch nötig: fast zwei Stunden lang wurde er vom Gemeinderat mit Fragen eingedeckt und um Antworten ersucht.

Aber von vorne: Im Gebiet des RVNA, also in den Landkreisen Tübingen, Reutlingen und Zollernalb, müssten auf Vorgabe des Bundes und des Landes rund 1,8 Prozent der Fläche für Windkraftnutzung gefunden werden. Das macht umgerechnete eine Fläche von knapp 4500 Hektar aus. Dazu sucht man noch knapp 500 Hektar zum Bau von großflächigen Photovoltaik-Parks.

Fünf Suchräume im Stadtgebiet

So genannte „Suchraumkarten“ stellen den ersten Schritt auf dem Weg zur Identifizierung geeigneter Flächen für Wind- und Solarenergieanlagen dar. Wohlgemerkt, es geht um Suchräume; die seien nicht mit den späteren konkreten Flächen zu verwechseln, wie Seidemann mehrfach betonte.

Fünf solcher Suchräume hat die Stadtverwaltung dem RVNA vorgeschlagen. Eine Fläche bei Trillfingen an der Grenze zu Wachendorf und Bierlingen. Eine Fläche unterhalb der Hohwacht bei Stetten, ein Gebiet im Bereich Rötenberg und Warrenberg bei Owingen und jeweils ein Gebiet südöstlich von Gruol (Hauser Tal) und eines südöstlich davon (Donnerstal).

Vorsichtig geschätzt dürften sich diese Suchräume auf eine addierte Fläche von etwa 200 bis 220 Hektar erstrecken. Zum Vergleich: das ganze Stadtgebiet nimmt eine Fläche von 7650 Hektar ein.

Viel Pro und Contra im Gemeinderat

Das Pro und Contra spiegelte sich in vielen Wortbeiträgen quer durch die Fraktionen. Sehr viel Skepsis kam aus den Reihen der CDU. Am Ende gab es aber die erwähnte knappe Mehrheit für die Ausweisung der vorgeschlagenen Suchräume. Und mit dem exakt selben Ergebnis – wieder 12:11 – wurde zudem eine Überprüfung beschlossen, ob sich der Suchraum bei Trillfingen nicht sogar noch ausweiten lässt. Dies mit dem Gedanken, dass man an dieser Stelle eventuell mit dem Windparkprojekt der Gemeinde Starzach kooperieren könnte.

Wie geht’s jetzt weiter? Bis zum Jahresende wolle man die Suchräume „eindampfen“, die Umweltprüfungen durchführen und erste Ergebnisse präsentieren, so RVNA-Direktor Dirk Seidemann.

Kuriosum am Rande: Über die Windenergie wurde so intensiv debattiert, dass man die ebenfalls geforderte Abstimmung über die Suchräume für Photovoltaik fast vergessen hätte. Hier stimmte der Gemeinderat bei nur zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung für die Vorschläge der Verwaltung.