So stellen sich die Gegner künftige Windkraftanlagen über dem Remstal bei Korb vor. Foto: Visualisierung: Schützt die Buocher Höhe e.V.

Der Wind fegt heftig über die Buocher Höhe – ob heftig genug, damit sich dort Windräder lohnen, sollen Messungen zeigen. Doch bereits jetzt tobt der Sturm der Entrüstung bei den Gegnern. Dabei arbeiten sie allerdings mit weit überzogenen Skizzen und Darstellungen, so der Vorwurf der Befürworter.

Waiblingen/Korb - Der Termin Mitte dieser Woche dürfte einmal mehr einige Hundert Interessenten anlocken. „Windräder auf der Buocher Höhe – wir informieren“, heißt es auf jenem Flyer, der in Hunderten von Haushalten in Korb landete. Versprochen werden „Daten und Fakten aus erster Hand von Sachverständigen und fachkompetenten Referenten“. Um welche Auskünfte es sich dabei handelt, wird beim Blick aufs Kleingedruckte klar: Veranstalter ist der Verein „Schützt die Buocher Höhe.“

Dahinter verbirgt sich eine Initiative, die in den vergangenen Monaten erheblichen Zulauf erfahren hat. Zudem konnte sie einige prominente Bürger aus dem Flecken (10 300 Einwohner) gewinnen, die sich medienwirksam als vehemente Gegner der Windräder in jenem Waldgebiet hoch über dem Ort ablichten ließen: Ex-Fußball-Nationalspieler Hansi Müller etwa, der unterhalb des bekannten Weingebiets Korber Kopf ein Haus bezogen hat, sagt angesichts der Windrad-Pläne: „Das ist Wahnsinn.“ Unterstützung erhält er vom einstigen VfB-Profi Silvio Meißner wie auch vom früheren Rennfahrer Joachim Winkelhock, der bekennt: Bei bis zu 15 vorgesehenen Windrädern „wird mir schwindelig“.

Doch man wolle nicht nur mit lokaler Prominenz überzeugen, sondern auch mit Fakten, erläutert Stefan Eick. Er gehört zu dem seit Oktober eingetragenen Verein, der gegen „die derzeitigen Pläne der Städte Waiblingen und Weinstadt sowie der Gemeinden Korb und Remshalden“ vorgehen will, wonach „im Landschaftsschutzgebiet und Klimaschutzwald Buocher Höhe bis zu 15 Großwindkraftanlagen mit einer jeweiligen Höhe von annähernd 200 Meter“ aufgestellt würden. Diese wären nach Einschätzung der Aktivisten höher als das Ulmer Münster, höher als der Kölner Dom und fast so hoch wie der Stuttgarter Fernsehturm. „Diese würden das Landschaftsbild unserer Region in einer bislang nicht vorstellbaren Form auf Jahrzehnte hinaus nachhaltig verändern.“ Alles in allem ein zuhohes ökologisches Opfer angesichts der „Windschwäche in unseren Breiten“.

Waiblingens OB Hesky als Haupt-Zielscheibe der Kritik

400 Mitglieder hat die Initiative bereits, deren Wirkung sich auch in jenen 2000 Einsprüchen ablesen lässt, die beim Verband Region Stuttgart gegen die Pläne auf der Buocher Höhe eingingen. Zur Zielscheibe ihrer Kritik wurde in den vergangenen Monaten insbesondere der Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky. Denn das Gebiet, um das es geht, gehört zur Waiblinger Markung, stellt aber eine Art Enklave dar, die von anderen Gemeinden umgeben ist – wie Korb oder Remshalden. Hesky, zugleich Kreisrat und Fraktionschef der Freien Wähler im Regionalparlament, ist bekennender Befürworter der Windenergie. Bisher hat er allem Gegenwind standgehalten, setzt auf sachliche Information und Aufklärung.

Sachlichkeit sehen einige Kritiker der Windkraftkritiker nicht mehr gegeben. Sie verweisen auf die Darstellungen, mit denen die Initiative auf den Flugblättern oder auf ihrer Homepage aufwartet. 15 riesige Anlagen sind dort zu sehen, „das ist doch total irreal und völlig übertrieben“, sagt etwa Gerhard Brenner, SPD-Gemeinderat in Korb. „Wenn da ein Windrad umfallen würde, erschlägt es ja die ersten Häuser“, urteilt er mit Bezug auf die Anlagen, die aussehen, als ragten sie einen halben Kilometer in die Höhe. Auf den Darstellungen stünden die Räder zudem teils direkt an der Hangkante – „doch anders als ein Gleitschirmflieger, der den Aufwind von unten braucht, muss der Wind frontal auf den Rotor gehen, damit es läuft“ – weshalb die Windräder weiter hinten im Wald stehen müssten.

Auch Hesky ist nicht gerade begeistert. „Wenn ich das sehe, da wäre ich natürlich auch dagegen“, sagt er mit Blick auf die gewaltigen Windanlagen in den Skizzen. Er argumentiert lieber mit jenen Visualisierungen, die vom Hannoveraner Büro Kramer erstellt wurden. Auf jenen sind die seinerzeit noch vorgesehenen acht Räder zu sehen. „Mittlerweile könnten es aber allerhöchstens fünf sein“, wegen Rahmenbedingungen wie etwa dem erforderlichen 700-Meter-Abstand zur Wohnbebauung.

Windmessturm wird in den nächsten Wochen aufgestellt

Der Waiblinger OB setzt auf demnächst anstehende Messungen. Nach Brenners Aussage „wird in den nächsten Wochen der Windmessturm aufgestellt“. Ein Jahr lang sollen Daten gesammelt werden. Dazu gibt’s „noch geologische Gutachten, Naturschutzgutachten, Lärmschutzgutachten“, erläutert Jürgen Klotz, SPD-Ortsverbandschef in Korb. Er ist sich sicher: „Die nächsten drei Jahre passiert nichts.“ Wenn die Werte zu niedrig seien, werde das Projekt begraben: „Eine Wirtschaftsruine will doch keiner.“

Auch Hesky setzt auf die anstehenden Messungen. „Warten wir doch einfach ab: Wenn der Wind nicht ausreicht, dann machen wir es nicht.“ Doch versuchen müsse man es, wenn man die angestrebte Energiewende ernst nehme: Wenn ein Windrad 1400 bis 1700 Haushalte mit Strom versorge, „dann ist das nicht nichts.“

Die Buocher-Höhe-Schützer wird das kaum beeindrucken. Sie seien ja durchaus neuen Technologien gegenüber aufgeschlossen und befürworteten regenerative Energien – aber eben nicht auf dem Berg oder im Wald vor der Haustür: „Unser Ansatz ist ausschließlich standortbezogen.“

Die Infoveranstaltung der Initiative Schützt die Korber Höhe beginnt am Mittwoch, 23. Januar, um 19 Uhr in der Remstalhalle in Korb.