Weil der Tisch für die Wildschweine im vergangenen Jahr reich gedeckt war, bekamen die Schwarzkittel eine Menge Nachwuchs. Foto: dpa

Großes Futterangebot: Schwarzkittel haben sich explosionsartig vermehrt. Jäger und Landwirte arbeiten zusammen.

Wildberg - Man bekommt sie kaum zu Gesicht, aber sie sind da. Sogar sehr viele von ihnen. Die Rede ist von den Wildschweinen. Ihre Population ist in diesem Jahr explosionsartig angestiegen.

Die Schwarzkittel hinterlassen große Schäden auf ihrem Weg, denn sie zerwühlen Felder und Wiesen auf der Suche nach Futter. Eine Herausforderung, die Landwirte und Jäger nur gemeinsam in den Griff bekommen.

"Das ist kein Wildberger Problem", sagt Revierförster Lutz Endres. "Der Schwarzwildbestand nimmt europaweit zu." Ganz besonders seit dem vergangenen Jahr. 2011 habe es eine Mast gegeben, wie er sie noch nie erlebt habe. Das bedeutet, es blühte im Wald alles, was nur möglich ist – von Buchen bis Elsbeeren. Dadurch hatte das Schwarzwild enorm viele Futterquellen. Und sind die Wildschweine gut genährt, bedeutet das mehr Nachwuchs. Sogar ganz junge Tiere werden schnell geschlechtsreif und bringen selbst Nachkommen zur Welt.

Die Rotten sind umausgeglichenenSpeisezettel bemüht

Zu dieser Jahreszeit finden die Tiere im Wald nichts mehr und verlagern sich mehr auf die Felder. Sie verlassen meist nur in der Nacht den Schutz des Dickichts, um auf Nahrungssuche zu gehen. Wählerisch sind sie dabei nicht. Ganz besonders lieben sie aber den Mais, der heutzutage vermehrt angebaut wird. Inzwischen zerwühlen die Rotten auch Grünlandflächen. Warum, weiß der Sulzer Jäger Rolf Dittus: "Durch die Mast haben die Wildschweine viel pflanzliches Eiweiß aufgenommen und suchen nun einen Ausgleich mit tierischem Eiweiß. Deshalb graben sie in Grünlandflächen nach Engerlingen und Raupen."

Für die Regulierung des entstandenen Schadens ist der jeweilige Jagdpächter verantwortlich. Einige der Fälle landen auf dem Schreibtisch von Eberhard Fiedler von der Stadt Wildberg. Die Stadt vertritt die Jagdgenossenschaft, das heißt alle Grundstücksbesitzer, und schließt in deren Namen die Verträge mit den Jagdpächtern ab. "Im Idealfall einigen sich der Landwirt und der Jäger untereinander", sagt Fiedler. Das funktioniert allerdings nicht immer, so dass die eine oder andere Meinugsverschiedenheit vor Gericht geklärt werden muss.

Weil die Schäden mittlerweile größer werden und oft zwischen 300 und 1000 Euro liegen, wird in manchen Fällen ein Wildschadensschätzer vom Kreisjagdamt hinzugezogen. In Wildberg obliegt diese Aufgabe Henning Weiß aus Gechingen. "Ich messe die Fläche aus und beurteile sie anhand einer Schadenstabelle", erklärt er. Auch sieht er sich als Schiedsrichter und Berater: "Ich vermittle zwischen den Parteien, mache Vorschläge, wie Schäden vermieden werden können." Dazu gehört beispielsweise das Aufstellen von Elektrozäunen, um das Schwarzwild abzuhalten.

Erfahrung mit den Wildschweinen hat auch Landwirt Jens Mayer aus Effringen machen müssen: "Die Schäden waren noch nie so groß und bedeuten für uns natürlich weniger Ertrag." Dass die Ursache oft nur im vermehrten Maisanbau gesucht wird, kann er nicht nachvollziehen. "Ich wünschte, es läge nur am Mais, aber die Wildschweine wälzen alles um und hinterlassen eben auch im Grünland massive Schäden." Doch könne man für die hohe Population nicht nur die Jäger verantwortlich machen. Im Gegenteil, Jens Mayer bezeichnet den Großteil der Jäger als sehr bemüht.

Jens Mayer: "DieSchäden warennoch nie so groß"

Wenn die Population aber so zugenommen hat wie beim Schwarzwild, wird es zunehmend schwieriger, der Situation Herr zu werden. Wie schwierig es ist, ein Wildschwein vor die Flinte zu bekommen beschreibt Rolf Dittus: "Ich saß neulich nachts mehrere Stunden im Wald und habe genau gehört, dass es in meiner Nähe raschelt und grunzt. Allerdings kam keins aus dem Dickicht." Trotzdem sei man auf Wildberger Stadtgebiet auf einem guten Weg. Insgesamt 85 Tiere wurden seit April erlegt. Für Anfang Dezember ist eine Drückjagd geplant, die den Bestand nochmal dezimieren soll. "Ein hoher Organisationsaufwand, der nicht immer von Erfolg gekrönt ist. Man weiß ja nicht, wo sich die Tiere aufhalten."