Grundsteinlegung für die Liebfrauenkirche mit ihren markanten Stützpfeilern (großes Bild) war 1963 mit einem Festgottesdienst (rechts). Auf Verlangen des Denkmalamts wurde das Dach mit Schiefer gedeckt. Fotos: Fritsch (1)/Diözesan-Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Nach zweijähriger Bauzeit wurde die Liebfrauenkirche am Pfingstsamstag 1965 von Weihbischof Wilhelm Sedlmeier geweiht

Von Matthias Buchner

Wildberg. Mit einem feierlichen Festgottesdienst und einem Gemeindefest begehen die Wildberger Katholiken am Sonntag, 14. Juni, das 50-jährige Bestehen ihrer Liebfrauenkirche. Außerdem laden sie während des gesamten Jubiläumsjahres immer wieder zu musikalischen Glanzlichtern ein. So sind unter anderem Konzerte mit der Gruppe "Entzücklika" sowie dem Reuthinquartett geplant. Die Band Dornbusch wird den Erntedank-Gottesdienst im Herbst musikalisch begleiten.

In einer 42-seitigen Festschrift blicken die Mitglieder der Kirchengemeinde auf die Vorgeschichte des Kirchenbaus zurück und lassen sowohl die Bauzeit als auch die seitherige Entwicklung der Gemeinde Revue passieren. Dass in Wildberg am 5. Juni 1965 eine katholische Kirche geweiht wurde, hängt demnach unmittelbar mit den Folgen des Zweiten Weltkriegs zusammen. Waren im Jahr 1939 gerade einmal 88 der mehr als 1500 Wildberger Einwohner katholischen Glaubens, stieg der Anteil in der Nachkriegszeit deutlich an. 1962 lebten in Wildberg und seinen späteren Teilorten 332 Katholiken. 118 davon – also mehr als die Hälfte – waren Heimatvertriebene. Bereits im Jahr 1952 war in Wildberg eine Erstkommunion gefeiert worden – die erste seit 400 Jahren. Die Protestanten hatten dafür ihr Gotteshaus zur Verfügung gestellt.

Ein weiteres Argument war, dass zu dieser Zeit der Fremdenverkehr in Wildberg florierte. Für 1962 haben die Quellen 42 000 Übernachtungen in der Schäferlaufstadt registriert, und auch unter den Sommerfrischlern waren zahlreiche Katholiken. Laut einem Protokoll des Kirchenstiftungsrats der Stadtpfarrgemeinde Nagold wurde bereits 1959 der Wunsch nach einer eigenen Kirche laut. Nachdem die Idee, eine in Altensteig ausrangierte Holzkirche nach Wildberg zu versetzen, verworfen worden war, entschloss man sich zu einem Neubau.

Der Bau beginntmit Mehrkosten

Bereits 1952 war der katholischen Gemeinde ein Bauplatz für eine Kirche angeboten worden. Der lag aber so weit außerhalb, dass er als ungeeignet abgelehnt worden war. Das Gelände im Nagoldtal am Ortsausgang Richtung Calw stand 1953 zum Kauf.

1961 legte Architekt Wilhelm Frank aus Herrenberg erste Pläne vor. Für die Finanzierung hatte der Kirchenstiftungsrat folgenden Plan erdacht: rund 68 Prozent soll die Diözese bezahlen, acht Prozent spendet der Bonifatius-Verein, 15 Prozent sollen über Kredite abgedeckt und neun Prozent über Spenden und Eigenleistungen aufgebracht werden. Als Titel der Kirche wurde "Unserer lieben Frau" festgelegt. Am 21. Dezember genehmigte der Bischof in Rottenburg den Neubau.

Der Bau begann mit Mehrausgaben: Weil der Untergrund an manchen Stellen sehr felsig, an anderen aber sehr weich war, wurde ein aufwendiges Fundament notwendig. Trotzdem wurde im Juni 1963 der Grundstein gelegt und vier Monate später Richtfest gefeiert. Weil der folgende Winter sehr streng ausfiel und obendrein das Geld knapp wurde, konnte der Bau erst im Herbst 1964 fortgesetzt werden.

Die Glocken halten nach und nach Einzug

Gedeckt wurden Kirche und Glockenturm mit Schieferplatten – wegen der Nähe zum Alten Friedhof hatte das Denkmalamt einer Ausführung mit Eternit seine Zustimmung verweigert. Das Untergeschoss verblieb zunächst im Rohbauzustand, im Turm fehlten die Glocken, und statt einer Orgel stand ein Harmonium auf der Empore. Die Fenster waren zunächst aus Weißglas, ein Tabernakel fehlte, und die Sakristei war nur notdürftig ausgestattet. Am Pfingstsamstag 1965 wurde die Kirche schließlich von Weihbischof Wilhelm Sedlmeier aus Rottenburg geweiht. Alles in allem hatte die neue Kirche mehr als eine halbe Million Mark gekostet.

1982 erklang erstmals eine Orgel in der Liebfrauenkirche. Die Gemeinde hatte das Instrument mit seinen 798 Pfeifen gebraucht erworben. Drei Jahre später fand in Wildberg die erste Fronleichnamprozession statt, im gleichen Jahr wurden auf der "Straßenseite" der Kirche bunte Fenster eingebaut. An Ostern 1984 wurde die erste Glocke geweiht, zwei weitere, kleinere folgten 1986. 1989 schließlich wurde das prächtige Buntglasfenster der damaligen Taufkapelle – der späteren Marienkapelle geweiht.