Jürgen Niethammer (links) unterstützte seinen Vater Hans bei der Präsentation der Bilder im Sulzer Gemeindehaus. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Seniorennachmittag: Ziel ist Wladiwostok

Mit 71 ging er noch auf große Fahrt – und das mutterseelenallein. Was Hans Niethammer auf mehr als 11 000 Kilometern Reisestrecke erlebte, berichtete er beim Sulzer Seniorennachmittag.

Wildberg-Sulz. Fast alle Stühle im evangelischen Gemeindehaus in Sulz waren beim alljährlichen großen Seniorennachmittag belegt – und alle Augen auf Hans Niethammer gerichtet. Der Sulzer machte sich im August 2014 auf die Reise. 16 Tage war er unterwegs, vorwiegend auf Schienen. Dabei dauerte es zunächst 30 Stunden Zugfahrt, um über Weißrussland nach Moskau zu kommen. Nach eineinhalb Tagen Aufenthalt in der russischen Hauptstadt, begann Niethammers große Fahrt.

Mit dem "Transsib", der Transsibirischen Eisenbahn, legte er 9298 Kilometer Strecke zurück. Das Ziel dieser Reise auf der längsten befahrbaren Bahnstrecke der Welt war der Bahnhof von Wladiwostok, im entlegenen Osten Russlands. Etwa 160 Stunden dauert eine Fahrt auf der gesamten Strecke, doch der heute 73-jährige nahm sich auch die Zeit, den Weg selbst zu genießen.

So verweilte er vier Tage in der Universitätsstadt Irkutsk am Baikalsee, ehe es für eineinhalb Tage nach Ulan-Ude weiterging, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Burjatien. Am Ziel in Wladiwostok verbrachte er weitere eineinhalb Tage, ehe es mit dem Flugzeug wieder in die Heimat ging. Was Hans Niethammer auf dieser faszinierenden Reise alles sehen und erleben durfte, wie er die Fahrt und den Schlaf im Zug erlebte, berichtete er den gespannt lauschenden Senioren, untermalt von einigen Reisebildern.

Mit dem Thema Reise befasste sich auch Pfarrer Hartmut Heugel in seiner Andacht zur Begrüßung. Er nahm die Besucher mit auf Luthers längste und weiteste Reise, als sich der Mönch im Jahr 1510 auf nach Rom machte. Zu Fuß überquerte er die Alpen, etwa 1300 Kilometer legte er alleine auf dem Hinweg zurück. Ein Schlüsselerlebnis für Luther – wie auch der Blitz, der ihn einige Jahre zuvor auf der Heimreise zu seinen Eltern niederwarf. Diese Erfahrung erschreckte ihn so sehr, dass er just in diesem Moment schwor, er würde Mönch. Und an dieses Gelübde hielt er sich – selbst gegen den Willen seines Vaters, wie Heugel betonte. Erst später, als andere Umstände herrschten, habe Luther diese Entscheidung noch einmal überdacht.

Auch Gemeinderat Rolf Dittus und Bürgermeister Ulrich Bünger richteten das Wort an die Senioren und überbrachten ihre besten Grüße. Außerdem genossen die Frauen und Männer Kaffee und Kuchen sowie Wein, während sie immer wieder gemeinsam Lieder sangen, begleitet von Thomas Dehmel am Akkordeon. Einen Dank, einen Blumenstrauß und eine Flasche Wein von Pfarrer Heugel erhielten Hausmeisterin Ina Friedrich und ihr Ehemann Steffen für ihr Engagement.