Vier Generationen unter einem Dach? Was für viele Menschen nahezu unvorstellbar ist, ist für Martina Bast, Monika Meier-Dengler, Annemarie Meier und Mia Bast (von links) "das Selbstverständlichste auf der Welt". Foto: Klormann Foto: Schwarzwälder-Bote

Im Haus der Familie Dengler in Sulz leben vier Generationen auf drei Stockwerken harmonisch unter einem Dach

Von Ralf Klormann

Wildberg-Sulz. In früheren Zeiten war es weit verbreitet, heutzutage findet man es hierzulande kaum noch vor: das Konzept der Großfamilie, bei dem die Familienmitglieder mehrerer Generationen im selben Gebäude leben. Für Monika Meier-Dengler aus Sulz ist das allerdings noch immer "das Selbstverständlichste auf der Welt".

Vier Generationen unter einem Dach – kann das denn gut gehen? Offensichtlich. Ein Beispiel dafür findet sich in Sulz. Denn dort lebt Monika Meier-Dengler (56) zusammen mit Gatte Gerhard Dengler (60), Schwiegersohn Michael Bast (28), Tochter Martina (23), Enkelin Mia (fünf Wochen) sowie ihrer Mutter Annemarie Meier (87). Stück für Stück ist die Familie in diesem Haus gewachsen. Ein ziemliches familiäres Durcheinander, möchte man meinen. Doch in Wirklichkeit ist dort alles in bester Harmonie geregelt – und das bereits seit rund 27 Jahren.

Zusammen mit Sohn Bernhard (32) waren die Denglers 1987 in das neu gebaute Haus in Sulz eingezogen. Allerdings hatte das Ehepaar zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre an derselben Stelle gewohnt. Dort stand zuvor das Haus von Gerhard Denglers Großeltern, mit denen die Eheleute zusammen gelebt hatten.

Nach dem Abriss des Hauses hatten die Denglers dann auf dem Grundstück ein neues Heim errichtet – inklusive einer Einliegerwohnung für die damals bereits betagte Großmutter Denglers. Diese wollte jedoch nicht nochmals umziehen und blieb schließlich bei Gerhard Denglers Vater. "Dann stand die Wohnung zur Verfügung", erzählt Monika Meier-Dengler.

Kurzerhand unterbreitete das Ehepaar Monikas Eltern Annemarie und Walter Meier das Angebot, dort einzuziehen. Denn vermieten wollten die Denglers die Wohnung auf jeden Fall. "Und es ist schließlich immer angenehmer, jemanden im Haus zu haben, den man kennt", meint Monika Meier-Dengler. Darüber hinaus sei das Verhältnis zu ihren Eltern immer gut gewesen, weshalb auch nie jemand an dieser Entscheidung gezweifelt habe.

Als Monika schließlich im Jahr 1990 mit Tochter Martina erneut schwanger wurde, bot ihre Mutter Annemarie ihr viel Unterstützung. Ihr Vater Walter half dagegen bei der Landwirtschaft der Familie mit. "Es war immer eine Hausgemeinschaft, in der man sich gegenseitig unterstützt", unterstreicht Monika.

Besonders wichtig: Privatsphäre achten

Und so ist es auch kaum verwunderlich, dass Tochter Martina im Jahr 2010 zusammen mit ihrem Gatten Michael Bast entschied, ebenfalls wieder in das Haus ihrer Eltern umzusiedeln. Für Martina, die außer während ihrer zweijährigen Ausbildung zur Goldschmiedin stets dort gewohnt und gute Erfahrungen gemacht hatte, war es damals schon fast selbstverständlich gewesen. Doch auch ihr Mann Michael kennt ein ähnlich inniges Familienverhältnis schon von klein auf. Denn die Verwandtschaft des aus Walddorf stammenden Mannes lebte zwar nicht im selben Haus, doch zumindest in direkter Nachbarschaft. Vor rund fünf Wochen kam schließlich Töchterchen Mia Bast zur Welt und bereichert seitdem die Hausgemeinschaft.

Doch was ist das Geheimnis der Großfamilie? "Vielleicht funktioniert es deshalb so gut, weil wir so respektvoll miteinander umgehen", meint Monika Meier-Dengler dazu. Besonders wichtig sei es dabei, die Privatsphäre zu achten. So leben Denglers, Basts und Annemarie Meier – deren Mann Walter vor rund fünf Jahren verstarb – zwar im selben Haus, allerdings in jeweils eigenen Wohnungen und anderen Stockwerken. Basts und Denglers haben darüber hinaus je ein eigenes Stück Garten. Gemeinsam genutzt werden lediglich die Waschküche und der Keller.

Dennoch kommen die Generationen natürlich auch immer mal wieder zum gemeinsamen Essen zusammen oder helfen sich bei Bedarf in allerlei Bereichen gegenseitig aus.

Diese Kombination aus privatem Bereich und wechselseitiger Unterstützung scheint es letztlich auch zu sein, was das Konzept der Familie so erfolgreich macht. Von allein funktioniert es aber trotzdem nicht. Vor allem eines ist dabei entscheidend, weiß Monika Meier-Dengler: "Viel Kommunikation", so die 56-Jährige, "das ist das Wichtigste überhaupt."

Einig ist man sich deshalb selbstverständlich trotzdem nicht immer, räumt Monika ein. Doch kleine Diskussionen würden schließlich in jedem Haushalt geführt. "Und ich denke, so lange wir über alles reden, klappt es auch", ist sich Monika sicher.

Auch Martina ist davon überzeugt – und begeistert von dieser Art des Zusammenlebens. Deshalb möchte sie das Konzept wenn möglich künftig auch an Töchterchen Mia weitergeben. "Das Einzige, woran es dann hapern könnte, wäre, wenn irgendwann der Platz ausgeht", meint die frisch gebackene Mutter abschließend mit einem Lächeln.