Bürgermeister Ulrich Bünger (am Rednerpult) ging auf das Thema Asylbewerberunterkünfte ebenso ein wie auf die Bereiche Ortskernsanierung und Bildungs- und Betreuungsangebote. Foto: M. Bernklau

Auf der Wildberger Bürgerversammlung geht es auch um Bildung, Betreuung und Ortskernsanierungen.

Wildberg-Schönbronn - Drei Themen hatte die Wildberger Bürgerversammlung, zu der gut 150 Interessierte in die Schönbronner Halle gekommen waren: Bildung und Betreuung, die Sanierungsgebiete in den vier Ortsteilen und der aktuelle Stand in Sachen Flüchtlingsheim.

Im Gegensatz zur Informationsveranstaltung in der Stadthalle Anfang November, bei der die angedachte Flüchtlingsunterkunft am Welzgraben heftig umstritten war, wurde das dritte Thema diesmal kein Aufreger. Bürgermeister Ulrich Bünger teilte noch einmal mit, was nach den jüngsten Gemeinderatssitzungen vom Schwarzwälder Boten berichtet worden war: Die Pläne des Landkreises für eine Gemeinschaftsunterkunft liegen offiziell auf Eis, bis eine baurechtliche Prüfung zum Lärmschutz abgeschlossen ist. Auch die Bitte des Wildberger Gemeinderats an die Kreisverwaltung um Erkundung von dezentralen Alternativen oder Standorten in anderen Gemeinden hat noch keine spruchreifen Ergebnisse gebracht.

Für die Stadt und ihre Teilorte gilt aber eine Prognose als Arbeitsgrundlage, nach der im laufenden Jahr 33 zusätzliche Plätze für Flüchtlinge in sogenannter Anschluss-Unterbringung im kommunaler Verantwortung bereitgestellt werden müssen. Dafür saniert die Stadtverwaltung vor allem weitere Altbau-Etagen aus städtischem Besitz in Sulz und in Gültlingen. Langfristig kämen auf die Stadt auch steigende Unterbringungspflichten für Obdachlose zu.

Seinen Bericht hatte der Bürgermeister mit Zahlen und Fakten zu Plätzen und Kosten der Wildberger Einrichtungen für Bildung und Betreuung begonnen. Zwar spiegeln die zurückgehenden Schülerzahlen und auch ein Minus bei den vorschulischen Betreuungsplätzen die rückläufigen Geburtenzahlen wider. Andererseits hätte sich seit 2003 der städtische Zuschussbedarf durch höhere Anforderungen und Leistungen fast verdoppelt: von rund 1,2 Millionen auf 2,3 Millionen Euro im Jahr 2014.

"Das Missverhältnis zwischen sozialen Leistungen und kommunalen Investitionen wird immer stärker", beschrieb der Bürgermeister den bundesweiten Trend. Man habe inzwischen überall einen Investitions- und Sanierungsstau, "da dürfen wir uns nichts vormachen".

Der Sanierungsstau ist offenkundig

"Teurer und komplizierter als Baugebiete auf der grünen Wiese" seien auch die Ortskernsanierungen mit ihren unterschiedlichen Voraussetzungen. Auf der Unterstadt liegt da in Wildberg selbst inzwischen das Augenmerk. Für die Ortsmitte Schönbronn mit Abbrüchen, Verlagerung von landwirtschaftlichen Betrieben, Gestaltung des Dorfplatzes und Neubau eines Spielplatzes sind drei Millionen Euro vorgesehen.

In Sulz betreffen die Planungen im Unterdorf um die Kirche Einzelbauten, während es im Oberdorf um den gegenwärtigen Leerstand und eine Flächensanierung im Bereich des einstigen Klosters gehe. Die Gültlinger musste Bünger noch vertrösten. Der vom Land bereits genehmigte und finanzierte neue Belag der viel befahrenen Ortsdurchfahrt könne erst angegangen werden, wenn die Kanalarbeiten im Zusammenhang mit der Ortskernsanierung fertig seien. In Gültlingen geht es mit einem Kostenrahmen von 3,9 Millionen um eine Zentralentwicklung unter Beibehaltung des historischen Charakters auch im Hinblick auf "Funktionen" wie Veranstaltungen, Parken, Handel und Versorgung.

Bei den nachfolgenden Wortmeldungen konnte sich der Bürgermeister über Schönbronner Lob für die Breitbandversorgung mit schnellem Internet freuen. Die Erkundigung des Fragestellers nach dem Wildberger Jugendtreff im Obergeschoss der Markthalle veranlasste Bünger zu einem Plädoyer für die Notwendigkeit und die Erfolge der dortigen offenen Jugendarbeit von Stadtjugendpflegerin Annika Schüle. Das sei nicht nur "Chillen und Abhängen", vielmehr nehme die mit jährlich 93.000 Euro veranschlagte Einrichtung eine "Lotsenfunktion mit Prüfungsvorbereitung und Training" wahr, die oft weder die dankenswerte Vereinsarbeit noch die Eltern leisten könnten.

Jugendtreff kommt eine Lotsenfunktion zu

Weitere Fragen betrafen den geplanten Linksabbieger Silcherstraße (wir berichteten) und die für Schüler an der Bushaltestelle gefährliche untere Ortseinfahrt Effringen sowie die Parksituation an der Durchgangsstraße. Dabei aber hat das Land als Träger der L 349 stets das letzte Wort und wolle bei der Effringer Ortsdurchfahrt "nichts tun". Für die Stadt bliebe ein Feldversuch mit optischer Verengung gegen gefährlich schnell fahrende Autos durch Baken, der nach dem Winter beginnen soll.