Auch Marit und Finn ließen sich vom Grenzsteinfieber anstecken und halfen bei der Erfassung. Derweil diskutierten Martin Frieß (Bild rechts obern, von links), Elke Bantle, Stefan Buchali, Timo Roller und Herbert Bantle über den Grenzverlauf. Die neu entdeckte Nummer 81 (Bild rechts unten) löste eine erfolgreiche Suchexpedition aus. Fotos: Roller Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei einem Inspektions-Spaziergang im Waldstück "Molden" zwischen Wildberg und Sulz findet Wandergruppe nicht erfasste Kleindenkmale

Wildberg (tr). Etwa 50 kleine, unscheinbare Kunstwerke befinden sich im Waldstück "Molden" zwischen Wildberg und Sulz am Eck, ober- und unterhalb des Hermann-Dutt-Wegs.

Durch Zufall kamen sie zutage, teilweise verwittert und vermoost. Systematisches Suche förderte immer mehr der nummerierten und mit einem Hirschgeweih gekennzeichneten Grenzsteine zutage. Wie sich herausstellte, handelt es sich um so genannte "Württembergische Forstbesitzgrenzsteine", die alle in einer Urkarte aus dem Jahr 1836 verzeichnet sind. Sie ragen etwa 50 Zentimeter aus dem Waldboden und umfassen das "Herrschaftliche Revier Nagold". Noch heute kennzeichnen sie den Grenzverlauf des Staatswaldes. Gesetzt wurden sie wohl in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Daneben befinden sich entlang des Gäurandwegs einige weitere Steine, um die Gemarkungsgrenze zwischen Wildberg und Sulz zu kennzeichnen. Sie führen zum "Hohen Markstein", einem imposanten, dreiseitigen Monument, das oberhalb des ehemaligen Munitionslagers das Zusammentreffen der Grenzen von Wildberg, Sulz und Oberjettingen dokumentiert. Diese Gemarkungssteine dürften einige Jahrzehnte älter sein.

Noch älter sind einige erhaltene Steine mit einem eingemeißelten, schön geschwungenen "R". Mit ihnen wurden die Grenzen der Ländereien des Klosters Reuthin gekennzeichnet. Teilweise wurden diese Steine in die Forstwaldgrenze integriert, und so tragen mehrere Grenzsteine unterschiedliche Symbole, die wohl in größeren Zeitabständen eingemeißelt wurden.

Systematisch wurden im Landkreis Calw während der vergangenen zwei Jahre Kleindenkmale erfasst, also alle Altertümer, die klein, ortsfest und von Menschenhand hergestellt und damit schützenswert sind.

Mit Unterstützung einer Spende aus dem Spenden-Adventskalender der Volksbank möchte die in Sulz am Eck ansässige "Morija gemeinnützige GmbH" in Zusammenarbeit mit dem Wildberger Heimatmuseum, der Stadtverwaltung, dem Landratsamt und dem Schwarzwaldverein einen "Grenzsteinpfad" installieren, der Wanderern die im Wald versteckten Kleinode nahebringen soll. Um die Realisierbarkeit des Vorhabens zu prüfen und ein Gefühl für die Kleindenkmale zu bekommen, gab es eine "Probewanderung" mit Verantwortlichen, Interessierten sowie vier Kindern und Hund "Sando".

Tatsächlich wurde aus dem beschaulichen Spaziergang schnell eine abenteuerliche Suchexpedition: Nachdem die elfjährige Marit mit scharfem Auge einen bisher unentdeckten Stein etwa 20 Meter vom Wegesrand entfernt erspäht hatte, auf dem die Stein-Nummer 81 zu erkennen war, breitete sich der "Grenzsteinvirus" rasch in der Gruppe aus.

Zuerst will Timo Roller"etwas mehr über das Waldstück herausfinden"

Während die eine Hälfte am Waldrand entlang zurückmarschierte und Heide Dittus vom Schwarzwaldverein Sulz dabei zusammen mit Albert Röhm, Christine Seibold und "Sando" in den Hecken verborgen drei weitere Steine (80, 79 und 78) entdeckte, fanden die anderen in der entgegengesetzten Richtung die Nummer 82 im Gestrüpp. Erst nach einiger Zeit versammelte man sich wieder gemeinsam am Stein Nummer 83, der als eigentlicher Startpunkt der Wanderung direkt am Waldweg liegt.

In der Folge ging es über mehr oder weniger gute Wege weiter oder aber den Hang hinauf und hinab mitten durch den Wald. Dabei nahmen auch Kreisarchivar Martin Frieß sowie Elke und Herbert Bantle vom Arbeitskreis für Museum und Heimatgeschichte Wildberg die Steine unter die Lupe.

Nach der insgesamt dreistündigen Wanderung waren sich alle einig, dass der weiteren Umsetzung des Vorhabens nichts im Wege steht. Martin Frieß sprach von einem "schönen Projekt", um das Anliegen der Kleindenkmalerfassung den Bürgern nahebringen würde.

Bevor die Wanderroute entlang der Grenzsteine der Öffentlichkeit präsentiert werden soll, möchte Timo Roller, Entdecker dieser Grenzsteinserie und Morija-Geschäftsführer, "noch etwas mehr über die Hintergründe dieses Waldstücks herausfinden" und sich dann an die didaktische Aufbereitung für Wanderer und Schulklassen machen