Gastrednerin und Moderatorin Angela Anding (Bildmitte mit Brille) moderierte den Nachmittag im Bürgertreff-Café. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtseniorenrat: Teilnehmer des Bürgertreff-Ezählcafé bringen nostalgische Gegenstände und erzählen deren Geschichten

Beim monatlichen Bürgertreff-Erzählcafé unter dem Motto "Ausgebraucht – Alltagsgegenstände von gestern" brachten die fast 20 Teilnehmer Historisches und Antiquitäten mit, zu denen sie reihum die dazugehörige Geschichte erzählten. Angela Anding moderierte die Nachmittagsveranstaltung.

Wildberg. Informative und gesellige Nachmittage mit Vorträgen und Spielen stehen einmal im Monat auf der Tagesordnung des Stadtseniorenrates in den Räumen des Jugendzentrums in Wildberg.

Angela Anding, Leiterin der Volkshochschule Oberes Nagoldtal, die den Erzähl-Cafés zweimal im Jahr zu wechselnden Themen einen Besuch abstattet, hatte nach dem einstimmenden gemeinsamen Kaffeetrinken mit Kuchen die Moderation des Nachmittags übernommen, der sich gänzlich um ausgediente alte Sachen drehte.

Das Thema bewirkte eine ausgesprochen hohe Resonanz. Mit fast 20 Teilnehmern war die Veranstaltung sehr gut besucht und hatte viel Unterhaltung zu bieten. Organisiert werden diese Zusammenkünfte von Theo Gärtner, der nicht nur Schriftführer beim Stadtseniorenrat ist, sondern auch für die Pressearbeit verantwortlich zeichnet. Die Gäste saßen an liebevoll gedeckten und mit Hopfenzweigen dekorierten Tischen. Dahinter war ein großes Sammelsurium von antiken Gegenständen aufgebaut, die Gärtner und die anderen Gäste mitgebracht hatten und die reihum vorgestellt wurden. Meist gab es dazu noch eine kleine passende Geschichte, die erzählt wurde.

Angela Anding wusste zu berichten, dass sie mit diesem Thema schon zum dritten Mal im Nagoldtal unterwegs war und immer wieder feststellen darf, dass die Teilnehmer aus einem großen Fundus historischer Gegenstände schöpfen und gerne ihre Erfahrungen aus vergangenen Zeiten schildern. "Mitgebracht wurden alte Sachen, die man aus nostalgischen Gründen noch besitzt, die teilweise längst vergessen sind oder die heutzutage gar nicht mehr gebraucht werden", erzählte sie und erinnerte an eine Zeit, als Mädchen noch mit "Aussteuer" eingedeckt wurden, ein Begriff, der alle möglichen Haushaltsgegenstände beinhaltet, die man brauchen konnte, wenn man heiraten wollte. Da gehörten Bettwäsche und Handtücher ebenso dazu wie Besteck und viele andere nützliche Dinge.

Reihum stellten die Erzählcafé-Anhänger kleine Anekdoten zu einem mitgebrachten Waschbrett, mit dem man vor vielen Jahren Socken gewaschen hat, aber auch neuere, verschwundene Gegenstände, wie Musik-Cassetten, die dafür bekannt waren, dass sie ständig Bandsalat verursacht haben.

Eine alte Kaffeemühle, mit der Kaffeebohnen durch Drehen an einer Handkurbel zu Pulver verarbeitet wurden, galt es ebenso zu bestaunen wie eine Milchkanne, mit der vor langer Zeit frische Milch transportiert wurde und die man am ausgestreckten Arm schlenkernd – und hoffentlich ohne Milch zu verlieren – auch für das Sammeln von Heidelbeeren benutzt hat.

Zu sehen waren auch ein alter Fleischwolf, der unter anderem zur Vorbereitung von Früchten für Marmelade Verwendung fand oder in der Adventszeit mit dem passenden Aufsatz als Formgeber für Spritzgebäck benutzt wurde.

Funktionsfähiges Grammophon fasziniert

Fasziniert waren die Teilnehmer beim Bürgertreff-Café auch über ein von Theo Gärtner mitgebrachtes, noch voll funktionsfähiges Grammophon, das mit viel Gekratze eine Melodie aus dem trichterähnlichen Lautsprecher erklingen ließ.

Bei zwei Gegenständen kannten die Teilnehmer im Grunde nur den im Dialekt gebrauchten Namen. Zum einen war dies ein "Stoagrätle", ein kleiner Korb mit dem man Steine auf den Feldern einsammelte und ein etwa 100 Jahre alter "Heulichter", ein antikes Werkzeug oder Gerät mit einem Haken, mit dem Heu aus dem Stall gezogen und so die Heuballen gelichtet wurden. Auch eine sehr alte Tracht aus den 1930er-Jahren konnte bestaunt werden.

Über Quetschkommoden, Kittelschürzen, und handbetriebene Brunnenpumpen in Gärten oder in öffentlichen Bereichen wurde geredet. So in Erinnerungen an frühere Zeiten schwelgend, verging die Zeit im Erzählcafé rasant schnell.