Der Landkreis Calw will am Wildberger Welzgraben eine Sammelunterkunft für Flüchtlinge errichten. Die Schäferlaufstadt wappnet sich mit der Gründung eines Arbeitskreises, dessen Mitglieder sich um Asylbewerber kümmern wollen. Foto: M. Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlinge: Im überfüllten Bürgersaal des Rathauses gründete sich ein Wildberger Arbeitskreis

Die Einladung des Bürgermeisters kam kurzfristig, aber sie hatte ein überraschend großes Echo. Zum Gründungstreffen des Arbeitskreises Flüchtlinge kamen so viele Wildberger, dass es sehr eng wurde im Bürgersaal.

Von Martin Bernklau

Wildberg. "Überwältigend" fand Heike Thomas, die Ehrenamts-Koordinatorin des Landkreises, die Resonanz. Auf 180 Bürger schätzte sie die Zahl der ehrenamtlich Hilfsbereiten.

Noch ist nichts rechtsgültig beschlossen, kein erster Spaten gestochen am Oberen Welzgraben. Aber die lange heftig umstrittene Flüchtlingsunterkunft wird wohl, auch im grundsätzlichen Einvernehmen mit der großen Mehrheit des Gemeinderats, sehr bald gebaut. Ganz bescheiden war die daraus folgende Aufgabe in dem Aufruf der Stadtverwaltung umrissen: Man wolle "auch hier die ankommenden Flüchtlinge in der neuen Umgebung begleiten und unterstützen", stand da zu lesen. Der Abend sollte dazu dienen, "Menschen, die helfen möchten, zusammenzubringen und sich über die Möglichkeiten auszutauschen".

Stadtverwaltungübernimmt Koordination

Die Koordination der Sache hatte die Wildberger Stadtverwaltung mit Rückendeckung des Gemeinderats in die Hände genommen. Für Bürgermeister Ulrich Bünger war es Chefsache. Ins engere Vorbereitungs-Team berief er Aline Bauhof vom Hauptamt und Maximilian Ormos, der als ihr Stellvertreter das Ordnungsamt leitet. Schon am 21. Oktober hatte es ein erstes Vorbereitungstreffen mit Vertretern der Wildberger Schulen, Kirchen und Kindereinrichtungen gegeben.

Vier Arbeitsgruppen hatte die Stadtverwaltung vorgeschlagen. Um Kinder und Jugendliche soll sich eine erste Gruppe Ehrenamtlicher kümmern, für "Infrastruktur, Mobilität, Behördengänge und Berufsbegleitung" sich eine zweite engagieren. Mit Ausstattung und Beschaffung – also Kleidung, Mobiliar und dem weiteren materiellen Alltagsbedarf – wird sich eine dritte Gruppe beschäftigen. Um "Sprache, Kultur und Freizeit" geht es in einer vierten Sektion der ehrenamtlichen Hilfe. Kein Zweifel, ein großer Teil von Wildbergs Bürgerschaft setzt ein Zeichen und macht mobil für die kommenden Aufgaben.

Bünger: "Wir müssendiesen Menschen helfen"

Man wolle, was auf die Stadt als Pflicht zukomme, "ordentlich abarbeiten", sagt Bürgermeister Ulrich Bünger nach all den Auseinandersetzungen um die geplante Unterkunft zurückhaltend. Aber er fügt auch an: "Wir müssen diesen Menschen helfen. Und das tun wir bestmöglich." Eine neue Kraft wird eingestellt. Susanne Gärtner, vor ihrem Erziehungsurlaub für den Jugendtreff zuständig, wird in Kooperation mit der Bruderhaus Diakonie sich künftig von Amts wegen für die Wildberger Flüchtlingsarbeit einsetzen.

Schon nach dem ersten informellen Treffen und gleich nach dem öffentlichen Orientierungs-Abend haben sich um die 70 Wildberger in die vier Listen eingetragen. "Richtig viel Arbeit" habe sie seither mit der Registrierung der freiwilligen Flüchtlingshelfer, "fast minütlich kommen da jetzt neue E-Mails rein", sagt Aline Bauhof. Sie klingt dabei eher stolz als gestresst.

"Das war eine rundum gelungene Sache", bewertet Heike Thomas den Abend, "Wildberg ist auf einem richtig guten Weg". Die Ehrenamts-Koordinatorin Flüchtlinge des Landkreises hatte vor Jahresfrist, wenige Tage nach ihrer Berufung, an der Seite von Vize-Landrat Frank Wiehe und Norbert Weiser, dem Sozialdezernenten des Landratsamts, in der Stadthalle die turbulente Wildberger Bürgerversammlung zur geplanten Gemeinschaftsunterkunft miterlebt. Zwischenzeitlich hatte die Kreisverwaltung die Pläne wegen des starken Widerspruchs von besorgen Anwohnern und anderen Wildberger Bürgern auf Eis gelegt.