Der Kirchgarten bei der Sulzer Michaelskirche bot den passenden Rahmen für die Jubiläumsserenade des Posaunenchors. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläumsserenade: Der Posaunenchor Sulz feiert sein 70-jähriges Bestehen und 500 Jahre Reformation

70 Jahre ist es her, dass sich eine Hand voll Musiker zum Sulzer Posaunenchor zusammenschlossen. 500 Jahre sind seit Martin Luthers Thesenanschlag vergangenen. Zwei Jubiläen, die der Posaunenchor mit einer Serenade feierte.

Wildberg-Sulz. Gemeinsam mit der Chorgemeinschaft Wildberg/Sulz bestritten die Bläser den musikalischen Part dieses Sonntagabends. Der Kirchgarten der Michaelskirche, umgeben von historischen Mauern und mit grünen Bäumen und saftigem Gras bewachsen, bot hierfür die perfekte Kulisse. Das Programm umfasste unter anderem den Gospel "Amen" von Richard Roblee, Ralf Schuons "Herr, ich komme zu dir" und die durch Whitney Houston in die Musikgeschichte eingegangene Ballade "One moment in time". Das Jubiläum der Reformation aufgreifend spielten die Bläser auch "Ein feste Burg ist unser Gott" von Martin Luther.

Das Publikum war zum Mitsingen eingeladen

Unter Leitung von Olga Steinle gab die Chorgemeinschaft Lieder wie "Lobe den Herrn, meine Seele" und "Alle Dinge dieser Welt". Das Publikum war bei einigen Stücken zum Mitsingen eingeladen.

Einen kurzen Einblick in die Geschichte verschaffte Moderator und Prädikant Joachim Hummel den zahlreichen Konzertbesuchern. Doch von Stunde eins an miterlebt hatte die Geschichte des Posaunenchores Heinz Schechinger, letztes noch lebendes Gründungsmitglied. Sein Vater gründete den Chor nach einem Besuch des Unterjettinger Posaunenchores in Sulz. Die Bevölkerung sei damals so begeistert gewesen, dass man einen eigenen Chor im Ort brauchte.

Mit Heinz Schechinger, Helmut Röhm, Hans Dengler, Traugott Röhm und Gottlob Dengler waren die ersten Bläser gefunden, mit Peter Koblovski ein musikalischer Leiter. Was noch fehlte, waren Instrumente. Und die waren damals gar nicht so einfach zu bekommen. Nur im Tausch für Lebensmittel habe man Posaunen beschaffen können, erinnert sich Heinz Schechinger. Trotz dieser Schwierigkeiten seien laufend neue Musiker dazu gekommen. Nach sechs Jahre verließ Schechinger den kräftig gewachsenen Chor wegen eines Wohnortwechsels.

Von den Folgejahren weiß Chorleiter Willi Dreher zu berichten: Erst nach Kriegsende, in den 1960er Jahren, habe sich die Lage verbessert. Bis dahin brachte es der Sulzer Posaunenchor auf etwa 40 Mitglieder. Die wohl größte Veränderung folgte 1975: Es war nun auch Frauen der Beitritt gestattet. "Und die sind heute unverzichtbar", betonte Dreher nachdrücklich. Denn heute plagen den Posaunenchor wie viele Vereine die Nachwuchssorgen.

Dennoch gehören den heute 29 Bläsern mehrere Generationen an: Jüngstes Mitglied ist die 14-jährige Hanna Harms. Ihr Vater ist schon länger bei den Bläsern aktiv, sie entdeckte ihre Leidenschaft vor drei Jahren bei einem Schnuppertag. Ihre Mutter Susanne steckte sie damit gleich an. Der Trompeterin gefallen die Geburtstagsständchen, die der Posaunenchor ab dem 75. Geburtstag jedem Sulzer bringt, am besten.

Ältester Bläser ist Adolf Gärtner. Mit 69 Jahren als Aktiver ist er ein Fast-Gründungsmitglied. Der 81-jährige hat bis heute so viel Spaß am Musizieren, dass er mindestens noch die 70 voll machen will. Für ihn ist das schönste am Posaunenchor die Musik, die Kameradschaft und der Zusammenhalt.