Martin Leo Maier bei Amtseinsetzung auch von persönlichen Gästen begleitet

Frittlingen. Welche große Wertschätzung ihr neuer Bürgermeister nicht nur in Frittlingen, sondern im Familien-, Kollegen- und Freundeskreis genießt, das dürfte den Frittlingern spätestens am Schluss der Amtseinsetzung klar geworden sein.Martin Leo Maier schwor im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung, das Wohl der Gemeinde zu hüten und zu mehren.

Wenn alle öffentlichen Gemeinderatssitzungen so entspannt, freundlich, unterhaltsam und gut flankiert mit Häppchen und Sekt wären, dann würden vermutlich auch immer so viele Besucher kommen. Die Pfarrscheuer platzte aus ihren Nähten. Viele Frittlinger wollten mit Maier seinen Amtsantritt feiern, ebenso wie Bürgermeister-Kollegen der Umgebung, sein Vorgänger Anton Stier, Landrat Stefan Bär, mehrere Pfarrer des Kreises Tuttlingen, Anwaltskollegen und Mitarbeiter und viele mehr. Weit und sogar sehr weit gereist waren einige weitere persönliche Gäste. Alle nannte Maier zum Schluss der Feierstunde – und diese zehn Minuten sagten eine Menge über Maier selbst aus und machten neugierig.

Neben seinen Eltern, Onkeln, Tanten, Cousinen und weiteren Verwandten hatten seine französischen Gasteltern aus dem Schüleraustausch von einst die 1000 Kilometer auf sich genommen, um von St. Berthevin nach Frittlingen zu reisen. Freunde aus der Studienzeit von der jüdischen Gemeinde Kreuzlingen kamen, und der prominenteste Gast dürfte Tovia Ben Chorin gewesen sein, der Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Berlin, der mit seiner Frau gekommen war.

Ben Chorin ist Sohn des berühmten, 1999 verstorbenen israelischen Religionswissenschaftlers Shalom Ben-Chorin, der zeitlebens für Versöhnung und Freundschaft zwischen Juden, Christen und Muslimen gearbeitet hat.

Sie alle hatten wiederum zuvor sehen können, dass ihr Freund  und Verwandter   in  seiner neuen Gemeinde ebenso Wert- schätzung erfährt: durch die Kleinsten aus dem Kinderhaus, die ihn mit ihren Liedern beflügelten, durch den Musikverein, der Schwung mitbrachte, durch den Gesangverein, der besang, was das Leben so bietet, und durch die Worte, die an Maier gerichtet wurden.

Elisabeth Zepf, Bürgermeisterstellvertreterin im bisherigen Gemeinderat, nahm die Vereidigung vor. Landrat Stefan Bär sagte, der Beruf des Bürgermeisters sei ein Traumberuf, aber auch Knochenarbeit. Bär wünschte Maier Standfestigkeit, Prinzipientreue, die Fähigkeit, Grenzen zu setzen, Idealismus, Mut, Charakterstärke, die Fähigkeit zur Selbstkritik und Ziele, Sensibilität und ein Gespür für die Sorgen und Wünsche der Menschen. "Kein Bürger erwartet, dass er immer bekommt, was er will, aber er will, dass man seine Anliegen ernst nimmt." Er wünschte den Frittlingern auch, nicht zu vergessen, dass ein Bürgermeister auch nur ein Mensch mit Herz und Grenzen sei.

Denkingens Bürgermeister Rudolf Wuhrer sprach für die Bürgermeistervereinigung des Landes und des Kreises. Er ging gleich in medias res und schwor Maier auf die Anliegen des ländlichen Raumes ein. Man spüre, dass Maier die Raumschaft ans Herz gewachsenen sei: "Herzlich willkommen im Kreise der Bürgermeister." Pfarrer Ulrich Dewitz sprach für beide Kirchengemeinden und überreichte ein Kreuz. Für den Genuss schenkte der Laienvorsitzende des katholischen Kirchengemeinderats, Jürgen Betting, eine Flasche Wein.

Auch Johannes Benne machte sich für die Vereine Gedanken zur Position des Bürgermeisters. Meier sei wortverwandt mit dem englischen Mayor und dem französischen Maire – beides die Begriffe für Bürgermeister. Die Vereine freuten sich auf frischen Wind und hofften auf pfleglichen Umgang mit Bewährtem. Kerstin Dinger verglich für die Gemeindebediensteten Frittlingen mit einem Luxusdampfer. Sie zählte witzige Attribute auf, die ein guter Chef habe und auch, dass von einem Bürgermeister oft die Quadratur des Kreises erwartet werde.

Maier selbst bat in seinen Schlussworten um Geduld und Zeit, sich einzuarbeiten und alle Menschen und Vorgänge kennen zu lernen. Denn: "Sie, liebe Frittlinger, und ich haben eines gemeinsam: Wir waren noch nie Bürgermeister." Er freue sich auf die Aufgabe und verspreche genau hinzuhören. Miteinander sei das Schlüsselwort. Auch erste Ziele nannte er neben den laufenden Projekten: ein barrierefreies Bürgerbüro und eine dauerhafte Lösung der Raumfrage für die Jugendlichen.